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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Duft von exotischen Gewürzen und leicht
verbranntem Grillgut. Die rund 50 Sitzplätze an den 12 von rot-weiß karierten Decken
verhüllten Tischen waren etwa zur Hälfte besetzt, meist von Männern mittleren Alters
mit dunklem Teint und vollen, schwarzen Oberlippenbärten. Hain ging voraus und setzte
sich auf einen Barhocker am Tresen, Lenz folgte ihm.
    »Guten Tag«, wurden sie von einem freundlich lächelnden jungen Mann
in weißem Hemd, schwarzer Hose und mit mitleiderregend abstehenden Ohren begrüßt.
»Was kann ich für Sie tun?«
    »Für mich einen Tee«, antwortete Hain, und drehte sich fragend zu seinem
Boss um.
    »Ich nehme einen Kaffee.«
    Während der junge Kellner die Getränke zubereitete, sahen die Polizisten
sich um. In ihrem Rücken, links von der Eingangstür, befand sich eine große, verglaste
Theke, hinter der vier in grünen, ulkig aussehenden Serviceanzügen steckende Männer
damit beschäftigt waren, Speisen zuzubereiten. In der Auslage gab es alles zu sehen,
was die türkische Küche zu bieten hatte. Über den Köpfen schwebte ein Würfel mit
vier Bildschirmen, sodass von jedem Platz im Gastraum der Genuss des angebotenen
türkischen Fernsehprogramms möglich war.
    »Wollen Sie auch etwas speisen?«, fragte der Junge mit den abstehenden
Ohren zuvorkommend, nachdem er die Heißgetränke serviert hatte.
    »Nein, vielen Dank«, erwiderte Hain ebenso freundlich und hielt ihm
seinen Dienstausweis unter die Nase. »Wir würden lieber mit dem Inhaber des Restaurants
ein paar Worte wechseln.«
    Der Ausdruck des Mannes veränderte sich augenblicklich. Seine Brauen
gingen nach oben, sein Blick tänzelte unsicher zwischen den beiden Kripobeamten
hin und her, und sein Adamsapfel erfuhr eine kaum für möglich gehaltene Beschleunigung.
    »Da…, das weiß ich jetzt gar nicht, wo …«, stammelte er.
    »Nun beruhigen Sie sich mal, Herr …?«, meinte Lenz beruhigend.
    »Ich heiße Asim Özkan.«
    »Also, Herr Özkan, Sie müssen sich nicht aufregen, es ist ja nichts
passiert.« Er machte eine kurze Pause, während der er den Servicemann freundlich,
aber sehr bestimmt fixierte.
    »Oder«, fuhr er fort, »ist vielleicht doch etwas passiert?«
    Wieder bewegte sich der deutlich sichtbare Adamsapfel von Asim Özkan
in rasender Geschwindigkeit nach oben und zurück.
    »Nein«, gab er einen Augenblick später zurück und warf einen besorgten
Blick in Richtung einer Tür, auf der in goldenen Einzelbuchstaben ›Privat‹ zu lesen
war. »Es ist bestimmt nichts passiert. Mein Onkel ist …, er ist in einer Besprechung.«
    »Wie heißt denn Ihr Onkel«, wollte Hain wissen, während er seinen Notizblock
aus der Jackentasche zog und ihn aufklappte. »Nur, dass wir vom Richtigen sprechen.«
    Wieder schluckte der Mann hinter der Theke. »Mein Onkel ist … er heißt
…«
    »Ihnen wird doch nicht der Name Ihres Onkels entfallen sein?«, hakte
der Oberkommissar süffisant nach.
    »Nein, das nicht.« Wieder wandte er den Kopf und sah angestrengt zur
Tür im hinteren Teil des Raumes, die genau in diesem Moment geöffnet wurde. Zwei
Männer betraten fröhlich lachend den Gastraum. Der ältere der beiden trug einen
perfekt sitzenden, vermutlich in Maßarbeit gefertigten dunkelgrauen Anzug und teuer
aussehende, bordeauxfarbene Lederschuhe, der andere, deutlich jüngere, Jeans, Parka
und Springerstiefel. Sein Körper wirkte durchtrainiert und er musste vermutlich
kein Gramm Fett zu viel mit sich herumtragen. Größer hätte der optische Kontrast
zwischen den beiden kaum sein können, denn der andere Mann war klein, gedrungen,
und hatte einen trotz der vorteilhaften Auslegung seiner Kleidung deutlich zu erkennenden
Bauchansatz. Gleichwohl schienen sie sich gut zu verstehen, denn nun umarmten sie
einander, tauschten danach ein paar Wangenküsse aus und klopften sich zum guten
Schluss noch gegenseitig auf die Schultern. Dann war die Verabschiedungszeremonie
beendet und der leger Gekleidete verließ, langsam an den Polizisten vorbeischlendernd,
das Restaurant.
    »Cooler Auftritt«, raunte Hain seinem Kollegen leise zu.
    Derweil kramte der Kleine im Maßanzug eine Zigarettenschachtel aus
der Innentasche des Sakkos, nahm einen Glimmstängel heraus, und zündete ihn ohne
zu zögern an.
    »Na, na«, fiel Lenz dazu ein, denn wie in allen anderen Bundesländern
war auch in Hessen das Rauchen in der Gastronomie strengen gesetzlichen Regelungen
unterworfen.
    Der Servicemann mit den abstehenden Ohren verließ seinen Platz hinter
der Theke,

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