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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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in deinem Schädel abgespielt wird, dessen
Hauptdarsteller eine Fehlgeburt ist. Mit oder ohne Egghead, das ist mir schnuppe.
Verstanden?«
    »Ja, klar«, gab Hain kleinlaut zurück. »Es ging auch gar nicht um …,
das war nämlich Ludger. Er sagt, dass er dich mobil nicht erreichen kann, was nie
etwas Gutes bedeuten würde, und er wollte uns noch einmal daran erinnern, dass wir
uns auf gar keinen Fall Ärger einhandeln sollen, was auch immer wir gerade planen
würden. Der Fall Bilgin ist definitiv abgeschlossen, meinte er noch, und er klang
dabei ziemlich überzeugend, wenn du mich fragst.«
    Lenz schaltete herunter, weil er auf eine rote Ampel zurollte, und
bremste den Mazda bis zum Stillstand ab. Danach drehte er langsam den Kopf in Hains
Richtung. »Fühlst du dich gut, so als Vater in spe?«, fragte er leise, und in seinem
Tonfall schwang eine bedrohliche Note mit.
    »Hör auf mit diesem Scheiß, Paul. Wenn du so anfängst, schrumpeln mir
die Eier immer sofort auf Rosinengröße. Ich kann nichts dafür, dass Ludger und Marnet
sich den Türken als Täter ausgeguckt haben, also lass deine Wut auch nicht an mir
aus. Ich glaube spätestens seit unserem Besuch eben im Krankenhaus nicht mehr, dass
es der Sohn war, zumindest nicht alleine, aber die Story mit diesen komischen Milli-Vanilli-Typen,
die uns Stemmler da aufgetischt hat, klingt jetzt für mich auch nicht so wirklich
hochgradig überzeugend.«
    Lenz knautschte das Gesicht zusammen. »Du hast recht, Thilo, das eben
war nicht fair von mir.«
    »Stimmt«, knurrte Hain. »Außerdem hast du mir schon mehr als einmal
versprochen, dass du nicht mehr so mit mir umgehen willst. Wenn dich was nervt,
lass es von mir aus raus, auch wenns weh tut, aber komm mir nicht immer wieder mit
dieser hinterfotzigen Masche, plötzlich und unmotiviert das Thema zu wechseln in
der Gewissheit, dass ich sowieso merken soll, dass du was anderes meinst.«
    Die beiden hatten schon öfter über diese auch für Lenz selbst blöde
Attitüde gestritten. Manchmal allerdings konnte der Hauptkommissar einfach nicht
aus seiner Haut heraus und hatte einen Hang zur Ungerechtigkeit, die in der Regel
sein engster Mitarbeiter abbekam.
    »Tut mir leid …«, gab Lenz verlegen von sich.
    »Ja, tut mir leid, tut mir leid. Dafür kann ich mir auch nichts kaufen,
du Arsch«, konterte Hain etwas lauter als notwendig, doch schon seine Wortwahl ließ
erkennen, dass der Stachel diesmal nicht so tief saß.
    »Es wäre halt schön, wenn du dir dieses verdammte es tut mir leid einfach mal vorher überlegen würdest. Dann müssten wir nicht diese blöden Gespräche
führen, und ich müsste mich nicht so elendig über dich aufregen.«
    Lenz legte den ersten Gang ein und beschleunigte langsam und bedächtig,
weil der Schneefall noch stärker geworden war.
    »Wieder gut?«, fühlte er vorsichtig und devot vor, nachdem er über
die Kreuzung gefahren war.
    »Ja, wieder gut. Ich hab mir nur gerade überlegt, wie lange das mit
dir und Maria gehen soll, wenn du die auch so mies behandelst wie mich.«
    »Hey, Thilo, jetzt machst du haargenau das Gleiche, was du mir zu Recht
vorwirfst, nämlich ungerecht sein. Ich bin zwar manchmal ein Blödmann, das gebe
ich zu, aber wenn du daraus jetzt eine Regelmäßigkeit ableitest und sagst, das sei
immer so, bist du keinen Deut besser als ich.«
    »Nein«, ruderte der Oberkommissar zurück. »So war das nicht gemeint.
Es ist ja auch schon wieder in Ordnung. Ich hab halt nur gedacht, weil du und deine
Maria doch jetzt …«
    Er brach seinen Gedanken ruckartig ab, weil ein Lieferwagen auf der
Spur neben ihnen ins Schlingern geriet und den kleinen Mazda fast gerammt hätte.
Lenz hatte das Lenkrad kurz verrissen und somit den Zusammenprall verhindert.
    »Puh, das war hauteng«, konstatierte er knapp, um ein paar Meter weiter
in eine Parklücke zu rollen. Hain verzichtete auf jeden weiteren Kommentar, jedoch
war ihm der deftige Schreck, den er beim Näherkommen des Kleinlasters bekommen hatte,
auch beim Aussteigen noch anzumerken.
     
    ›Döner King‹, war in großen, bunten Buchstaben über dem Eingang des
türkischen Restaurants zu lesen, vor dem die Kripobeamten kurze Zeit später standen.
Neben der Tür klebte das unvermeidliche Poster des wohlbeleibten, mit einem imposanten
Messer und einer noch größeren Kochmütze ausgestatteten, bärtigen Servicemitarbeiters,
der sich grinsend am Fleisch eines stilisierten Drehspießes zu schaffen machte.
Im Innern umwehte die beiden sofort der

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