Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
Tee und nahm eine entspannte Sitzhaltung
ein, bevor er zu einer Antwort ansetzte. »Ich hatte wenig Zeit in den letzten Wochen
und bitte dich, das zu verstehen. Die Nacht mit dir war echt schön und ich habe
wirklich oft daran denken müssen, aber mein Job nimmt mich einfach total in Beschlag.«
    »Ja, ja, der Job …«, stimmte Limbourg süffisant zu. »Ich habe auch
einen Job, der mich stresst, und trotzdem habe ich es geschafft, mich fast ein Dutzend
mal bei dir zu melden, leider ohne die erhoffte Resonanz deinerseits.«
    »Ja, das stimmt bedauerlicherweise«, räumte der Mitarbeiter des OB
zerknirscht ein und nahm seinen Tee entgegen. »Aber du musst mir glauben, dass ich
viel und gerne an dich gedacht habe, Ewald.«
    Der junge Jurist winkte ab. »Lass mal. Dein Ruf eilt dir wie Donnerhall
voraus, Bernd. Und auch wenn ich mich nicht so exzessiv wie du in der Szene herumtreibe,
so weiß ich doch, dass du mehr der Aufreißer bist als der Mann für die längere Episode,
was ich dir allerdings gar nicht vorwerfe. Wir hatten unseren Spaß, und damit sollten
wir es gut sein lassen.«
    Zwingenberg setzte eine noch zerknirschtere Miene auf. »Du weißt, dass
sich schon so manches Gerücht, das in der Szene kolportiert wurde, als haltlos herausgestellt
hat. Vielleicht solltest du mir wenigstens die Chance geben, dir das Gegenteil dessen
zu beweisen, was du alles über mich gehört hast.«
    Limbourg nahm einen Schluck aus dem Rotweinglas, das vor ihm auf dem
Tisch stand, und ließ sich mit seiner Antwort aufreizend viel Zeit, während er sein
Gegenüber fixierte. »Das ist nicht mein Stil, Bernd. Ich kann es mir nicht leisten,
mich so zu meinem Schwulsein zu bekennen, wie du es tust. Wir leben nun einmal in
unterschiedlichen Welten, und dabei sollte es auch bleiben.«
    »Aber …«, setzte Zwingenberg zu einer Entgegnung an, die jedoch von
Limbourg mit einer Handbewegung unterbrochen wurde.
    »Außerdem bin ich gut mit Volker Schippers bekannt. Der Name sagt dir
doch was, oder?«
    Nun schluckte der Referent. »Ja, natürlich.«
    »Volker hat mir erzählt, dass du ihn nach Strich und Faden beschissen
und verarscht hast, obwohl du ihm Treue und Liebe versprochen hattest. Stimmt doch,
oder?«
    Wieder ein Schlucken. »Na ja, irgendwie war das alles ein großes Missverständnis,
wenn du mich so fragst. Volker …«
    Erneut winkte der Jurist ab. »Ich will das alles gar nicht hören, Bernd.
Leute wie du, die sich nehmen, was sie kriegen können, sind mir zuwider. Du bist
gut im Bett, daran besteht kein Zweifel, aber dein Charakter ist unter aller Sau,
soviel steht fest.« Er nahm einen weiteren Schluck Rotwein. »Jetzt würde mich zum
Schluss eigentlich nur noch interessieren, warum du mich treffen wolltest? Warum
du mich noch dazu am liebsten in einem der einschlägigen Etablissements sehen wolltest,
wonach man todsicher am nächsten Tag Gesprächsthema Nummer eins in der Szene ist?
Was planst du?«
    Bernd Zwingenberg war zwar in seinem Beruf ein devoter, opportunistischer
Kriecher, doch er konnte auch knallhart sein. Und er war Realist. Er wusste, wann
es an der Zeit war, die Karten auf den Tisch zu legen, wenn er ein gutes Blatt hatte.
Und bei diesem Treffen hatte er ein sehr gutes Blatt. Der Abend war zwar in eine
komplett andere Richtung abgedriftet, als er es sich in seiner Erwartung ausgemalt
hatte, aber das musste ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass er sich von seinen angestrebten
Zielen verabschieden würde. Vielleicht war es nur notwendig, die Waffenauswahl zu
überdenken.
    »Gute Frage. Was plane ich eigentlich?« Pause.
    »Ja, sag was dazu«, drängte Limbourg.
    »Nun, eigentlich hatte ich geplant, mir den höchst mittelmäßigen Sex
mit dir ein weiteres Mal anzutun, lieber Ewald, aber dazu wird es ja nun glücklicherweise
nicht kommen.«
    Zwingenbergs Züge hatten sich, während er sprach, in eine fiese Grimasse
verwandelt, wohingegen bei dem Juristen unvermittelt jegliche Farbe aus dem Gesicht
gewichen war.
    »Was fällt dir …?«, wollte Limbourg ihm entgegenschleudern, kam jedoch
nicht dazu, seinen Satz zu beenden.
    »Und wo wir gerade dabei sind, will ich dir auch noch sagen, dass nicht
nur der Sex mit dir mäßig war, sondern auch die Platte mit dem Gesülze von Liebe,
die du im Anschluss daran aufgelegt hast und einfach nicht mehr stoppen wolltest
oder konntest, war brutal widerlich. Ich hätte kotzen können dabei.«
    Ewald Limbourg war nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Bernd
Zwingenberg. Er hatte

Weitere Kostenlose Bücher