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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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KDD getan, der mit der Sache betraut war.«
    »Wohl erkannt. Mit einem ausführlichen Bericht kann ich Ihnen zwar
noch nicht dienen, dazu fehlt mir im Augenblick ein wenig die Zeit, jedoch wollte
ich schon einmal durchgeben, dass der gute Schmitt das Opfer eines gewaltsamen Todes
geworden ist. Der oder die Täter haben ihm ganz banal Luft injiziert, genau so,
wie man es ab und an im Präkariatsfernsehen vorgeführt bekommt. Diese Vorgehensweise
ist zwar heutzutage eher selten geworden, weil jeder noch so Beschränkte weiß, dass
man es leicht nachweisen kann, aber das hält den einen oder anderen doch nicht davon
ab, sich auf diese Art von missliebigen Zeitgenossen zu befreien.«
    Geile Wortwahl, dachte Lenz. »Können Sie was zum Todeszeitpunkt sagen,
Herr Doktor?«
    »Ein bisschen vor oder ein bisschen nach drei Uhr in der vorletzten
Nacht, würde ich grob schätzen. Nageln Sie mich nicht auf die Minute fest, aber
es war definitiv zwischen halb drei und halb vier. Wenn wir es noch genauer herausfinden
sollten, lasse ich Ihnen den Zeitpunkt zukommen, aber das glaube ich nicht.«
    »Dann sage ich mal ganz herzlich danke, Dr. Franz. Dass Sie uns hier
in Kassel mit diesem Obduktionsergebnis einen Haufen Arbeit machen, brauche ich
nicht explizit zu betonen, aber ohne Sie wären wir halt auch total aufgeschmissen«,
schmierte der Hauptkommissar dem Mediziner zum Abschluss des Telefonats noch ein
wenig Honig ums Maul, weil er wusste, dass Franz das überaus gut leiden konnte.
    »Danke auch an Sie für diese aufmunternden Worte, und viel Spaß bei
der Suche nach dem Übeltäter.«
    »Gerne«, gab der Polizist zurück und wollte schon das Gespräch beenden,
als ihm noch eine Frage einfiel. »Braucht man Fachwissen, wenn man jemanden auf
diese Art um die Ecke bringen will?«, schob er nach.
    Wieder lachte Dr. Franz laut auf. »Nein, ganz und gar nicht. Sie brauchen
einen Zugang, den der Tote allerdings wegen seines Aufenthaltes im Klinikum, den
Verletzungen nach der Schlägerei und der daraus resultierenden OP schon hatte. Der
Rest geht mit jeder handelsüblichen Spritze. Andocken und abdrücken, alles Weitere
geht meistens wie von selbst.«
    Lenz bedankte sich noch einmal, nahm das Telefon vom Ohr, drückte die
rote Taste und steckte das Gerät weg.
    »Wir müssen ins Klinikum, Thilo.«
    »Er lag auf Station C10«, gab Lehmann ihnen noch mit auf den Weg.
     
    *
     
    Es hatte wieder angefangen zu schneien, und die Polizisten mussten,
bevor sie in Lenz’ Wagen stiegen, die Scheiben rundum von der weißen Pracht befreien.
    »Jetzt könnte der Winter allmählich zu Ende gehen«, bemerkte der Hauptkommissar
trocken, während er den Motor startete.
    »Hör auf mit diesem Blödsinn«, wurde er von Hain ermahnt. »Ich werde
Vater und hab deswegen vermutlich in diesem Winter die letzte Chance für viele Jahre,
einen unbeschwerten Skiurlaub zu verbringen. Also, von mir aus kann es ruhig meterhoch
schneien.«
    »Aber in Österreich oder der Schweiz«, widersprach Lenz, »und nicht
hier bei uns in Kassel.«
    »Ich fahre nach Italien«, korrigierte Hain. »In die Dolomiten.«
    »Mein Gott …«
     
    Kurz vor der Einfahrt zum Klinikum wurden sie von zwei Notarztwagen
passiert, die mit vollem Blaulichteinsatz und ohrenbetäubendem Sirenengeheul auf
das Krankenhausgelände einbogen. Der Hauptkommissar stellte den Kleinwagen direkt
vor dem Gebäude ab, und kurz darauf betraten die Polizisten den Eingang neben der
Notarztwagenvorfahrt.
    »Aufzug?«, fragte Hain ketzerisch.
    »Aufzug, natürlich«, gab Lenz selbstbewusst zurück, drückte den Anforderungsknopf
und schlüpfte in den Lift, nachdem sich die Türen geöffnet hatten. Die Station C10
lag auf der rechten Seite der drei Fahrstuhlschächte.
    »Versuchen wir zuerst, mit einem Arzt zu sprechen?«, wollte Hain wissen,
nachdem sie ausgestiegen waren und nebeneinander auf die mit Milchglas versehene
Doppeltür zusteuerten.
    »Klar, als Erstes müssen wir uns mit dem zuständigen Arzt unterhalten.
Danach brauchen wir die Nachtschwester. Und wenn es geht, will ich auch jeden Patienten
vernehmen, der die Nacht auf der Station verbracht hat.«
    »Aber nicht alles heute Nacht, oder?«, feixte Hain.
    »Nein, das nicht. Aber …«, wollte der Hauptkommissar mit seinen Gedanken
fortfahren, musste jedoch ein wenig Kraft aufwenden, um den Türflügel nach innen
zu schieben, weswegen er kurz stockte, »… wenn wir uns heute Abend noch …«
    Er hatte die Tür mit Vehemenz aufgedrückt, sodass der

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