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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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übers Gesicht. Der Angstschweiß stand ihm immer noch auf der Stirn. »Er soll seinen Konkurrenten gern die Finger abschneiden.«
    »Die Finger, die Zunge, die Nase … Er hat einen finsteren Ruf.« Jacob wickelte das Zepter in die Jacke des Toten.
    »Findest du es nicht recht und billig, mir das zu überlassen?«, schnurrte Valiant und schenkte ihm sein unschuldigstes Lächeln. »Für all die Gastfreundschaft und meine unschätzbare Hilfe?«
    »Ach ja?« Fuchs nahm Jacob das Bündel mit dem Zepter aus der Hand. »Du schuldest mir noch die Hälfte der Bezahlung für die Feder, aber wir lassen dir etwas nach, wenn du uns Pferde und Reiseproviant besorgst.«
    »Reiseproviant wofür?« Die Unschuld war verschwunden. Auf Valiants Gesicht sah sie ohnehin so unpassend aus wie ein Ausschlag.
    »Geh zurück in die Gruft, wenn du es wissen willst. Ich bin sicher, der Bastard war nicht so blind wie du.«
    Jacob trat vor die Grufttür und musterte Guismunds goldenes Abbild. Er konnte nur hoffen, dass der Goyl das Rätsel des Hexenschlächters nicht schneller als er lösen würde.
    Bestens. Als ob es nicht reichte, dass er sich ein Wettrennen mit dem Tod liefern musste.

13
DER ANDERE
    D er Saal, in dem der Krumme sie empfing, war so dunkel, dass Nerron kaum die eigenen Hände sah. Vorhänge ertränkten das Licht, das durch die hohen Fenster hereinfiel, in dunkelblauem Brokat, und das Licht der Kerzen, die neben dem Thronsessel brannten, schmerzte selbst Goylaugen nicht. Der König von Lothringen war ein sehr kluger Mann. Er hatte alles für das Wohlbefinden seiner steinhäutigen Gäste getan, denn ein Gast, der sich wohlfühlte, war weniger wachsam.
    Charles von Lothringen hatte sich das verwachsene Rückgrat schon vor Jahren mit einem Korsett aus verhexten Fischgräten richten lassen, aber der Beiname war geblieben. Sehr zum Ärger des Krummen, denn er war ein eitler Mann. Es hieß, dass er das Grau in Bart und Haar mit zerstoßenem Silber veredeln ließ und sehr unglücklich über die Falten war, die das Alter und seine Vorliebe für Tabak und guten Wein ihm immer dichter durch die Haut zogen.
    Der Onyxlord hielt den Kopf gebeugt, während er auf ihn zuschritt. Am Hof von Lothringen verachtete man den altmodischen Hofpomp, den die Onyx so schätzten. Keine Kniefälle, keine Uniformen, außer zu offiziellen Anlässen. Der Krumme hatte die Hermelinmäntel und Brokatjacken seiner Vorfahren einmotten lassen. Er liebte Anzüge aus schwarzer Seide, geschnitten nach der neuesten Mode, und hatte eine Vorliebe für die schlanken Tabakstängel, die der Botschafter von Albion am Hof von Lothringen eingeführt hatte. Er hielt auch jetzt einen zwischen den Fingern. Cigaretten. Der Name klang für Nerrons Ohren nach einem stechenden Insekt. Angeblich verbarg der Krumme sich hinter ihrem Rauch, damit man sein Gesicht nicht lesen konnte. Charles von Lothringen war ein gekrönter Kater, der sich gern als Vegetarier ausgab, während ihm der Schwanz einer Maus aus dem Mundwinkel hing. Der graue Dunst umgab ihn so dicht, dass sein Gast ein Hüsteln unterdrückte, bevor er in angemessener Entfernung vor dem Thronsessel stehen blieb.
    »Euer Majestät.« Die Stimme des alten Onyx verriet nichts von der Abscheu, die er für Menschen empfand. Sein dunkles Gesicht verbarg Hass genauso mühelos wie seinen maßlosen Hunger nach Macht. Nia’sny – sein Name bedeutete Dunkelheit in ihrer Sprache, was sein Äußeres und sein Herz gleichermaßen treffend beschrieb. Er hatte Nerron Anweisung gegeben, unsichtbar zu bleiben, bis er ihn rief. Nichts leichter als das. Ein Bastard hatte Übung darin, ein Schatten zu sein.
    »Dein Schatzjäger hatte also ebenso wenig Erfolg wie die Männer, die die Zwerge angeworben haben. Ich bin sehr enttäuscht.« Der Krumme winkte dem Diener, der mit einem silbernen Aschenbecher hinter dem Thronsessel stand. »Offenbar hast du übertrieben, als du mir seine Talente angepriesen hast.«
    Nerron wollte ihm den glimmenden Tabakstängel auf der Stirn ausdrücken. Ganz ruhig, Bastard. Er ist ein König . Aber er hatte seine Gefühle noch nie gut im Zaum halten können. Er war auch nicht sicher, ob er es lernen wollte.
    »Es ist ihm gelungen, die Gruft zu öffnen, wie ich es versprochen habe, und er wird die Armbrust finden! Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr ohne unsere Spione nie von der Gruft erfahren hättet? Die Zwerge haben die Illusion, dass sie wie wir in der Tiefe zu Hause sind, aber der Schoß der Erde hütet kein

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