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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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die Gesellschaft ihrer Söhne für eine unverdiente Ehre hielt, auch wenn sie selbst keine gute Meinung von ihnen hatten.
    »Du wirst für seine Sicherheit garantieren. Ich habe meinen besten Jäger erschießen lassen, nachdem er Louis mit einem Streifschuss von der Jagd zurückgebracht hat.« Der gekrönte Kater fuhr die Krallen aus. »Ich werde Louis zusätzlich meinen besten Leibwächter mitgeben.«
    Fantastisch.
    Vielleicht würde der Prinz auch noch seinen Schneider mit auf die Schatzjagd nehmen. Oder den Diener, der ihn mit Elfenstaub versorgte. Man sagte, dass Louis eine Schwäche dafür hatte.
    Nerron beugte den Kopf und malte sich aus, wie die Schimmelblüten aus Guismunds Gruft dem Krummen die Haut begrünten.
    Er würde Jacob Reckless trotzdem schlagen.

14
NUR EINE KARTE
    E r lief und lief. Er hatte keine Füße mehr, aber er stolperte weiter, auf blutigen Stümpfen, durch einen Wald, der dunkler als der Wald war, in dem er dem Schneider begegnet war. Immer dem Mann nach, von dem er wusste, dass er sein Vater war, obwohl er sich niemals umdrehte. Manchmal wollte er ihn nur einholen. Manchmal wollte er ihn töten. Es war ein finsterer Wald.
    »Jacob! Wach auf.«
    Er fuhr hoch. Sein Hemd war so schweißnass, dass er in der kalten Nachtluft fror. Für einen Moment wusste er nicht, wo er war. Er war nicht mal sicher, in welcher Welt er sich befand, bis er über sich zwei Monde zwischen den Zweigen entdeckte und Fuchs neben sich knien sah.
    Flandern, Jacob . Sumpfige Wiesen, Windmühlen. Weite Flüsse. Im letzten Gasthaus waren sie von Bettwanzen gefressen worden, deshalb hatten sie sich entschieden, draußen zu schlafen. Sie waren auf dem Weg zur Küste, um die Fähre nach Albion zu nehmen.
    »Alles in Ordnung?« Fuchs sah ihn beunruhigt an.
    »Ja. Nur ein schlechter Traum.« In der Eiche über ihnen schrie eine Eule. Fuchs blickte immer noch besorgt. Natürlich, Jacob. Seit sie die Wahrheit weiß, klingt jedes Niesen von dir nach dem Tod. Er griff nach ihrer Hand und legte sie sich aufs Herz. »Fühlst du? Kräftig und regelmäßig. Vielleicht wirken Feenflüche nur, wenn man in dieser Welt geboren wurde.«
    Fuchs versuchte es mit einem Lächeln, aber es war nicht sehr überzeugend. Sie wussten beide, woran sie dachte: Sein Bruder stammte nicht aus dieser Welt, und ihm war trotzdem eine Haut aus Jade gewachsen.
    Sie waren vor vier Tagen von der Mine aufgebrochen und hatten seither kaum Rast gemacht. Jacob war ziemlich sicher, dass er wusste, was die Inschriften auf dem Boden der Gruft bedeuteten, aber den Beweis dafür würden sie erst haben, wenn sie die Armbrust in den Händen hielten. Dass dem Toten Kopf, Hand und Herz fehlten, um etwas verschwinden zu lassen, hatten sie beide begriffen, sobald sie die verstümmelte Leiche gesehen hatten – es war ein sehr gebräuchlicher Zauber –, aber dass es nicht nur die Armbrust war, die Guismund hatte verschwinden lassen, hatten erst die Worte aus Alabaster verraten. Fuchs und er hatten sie hin und her gewendet, und sie waren sich einig, dass sie nur eine Bedeutung haben konnten.
    Der Hexenschlächter hatte drei Kinder gehabt. Sein ältester Sohn Feirefis (oder Firefist, wie er sich später nannte) hatte, als sein Vater im Sterben lag, die Krone Albions beansprucht. Albion lag im Westen. Sein jüngerer Bruder Gahrumet, den die Armbrust angeblich gerettet hatte, war König von Lothringen geworden, dem südlichsten Teil von Guismunds Reich, und Guismunds einzige Tochter, Orgeluse, hatte die Dynastie der austrischen Kaiser begründet, indem sie einen Ritter ihres Vaters geheiratet und zwei Söhne mit ihm gezeugt hatte. Austrien lag im Osten.
    DER KOPF IM WESTEN.
    DIE HAND IM SÜDEN.
    DAS HERZ IM OSTEN.
    Feirefis hatte den Kopf seines Vaters bekommen. Gahrumet die Hand. Orgeluse sein Herz.
    ZUSAMMEN BESITZEN SIE,
    WAS JEDER EINZELN BEGEHRT.
    Es war nicht schwer, zu erraten, dass damit die Armbrust gemeint war.
    VERBORGEN, WO SIE ALLE BEGANNEN.
    Alle Kinder des Hexenschlächters waren in dem Schloss geboren worden, das Guismund oberhalb der Toten Stadt hatte erbauen lassen, aber dort, wo es gestanden hatte, gab es seit seinem Todestag nur einen leeren Platz. Der Hexenschlächter hatte ein ganzes Schloss verschwinden lassen, um die Armbrust zu verbergen, und nur seinen Kindern die makabren Schlüssel zur Lösung des Rätsels anvertraut. Falls der Wahnsinn, dem er die letzten Jahre seines Lebens verfallen war, ihn hatte glauben lassen, so Frieden zwischen ihnen zu

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