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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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wird wieder erscheinen, sobald man den Leichnam zusammenfügt.«
    Na bitte. Die Augen unter den schweren Lidern musterten ihn mit etwas mehr Respekt.
    »Und? Weißt du, wo du die drei fehlenden Teile suchen musst?«
    »Es ist mein Geschäft, verlorene Dinge zu finden.«
    Und er würde sie finden. Falls Jacob Reckless ihm nicht zuvorkam. Von allen Schatzjägern auf der Welt hatte ausgerechnet Reckless in der Gruft auftauchen müssen! Und er hatte ihm auch noch Guismunds Schatten aus dem Weg geräumt. Wäre Reckless nur ein paar Stunden später aufgetaucht, wären die Inschriften auf dem Boden unlesbar gewesen. Nerron hatte das Fläschchen mit der Säure schon in der Hand gehabt. Ärgerlich. Sehr ärgerlich.
    Ihre Wege hatten sich schon ein paarmal fast gekreuzt. Reckless hatte Nerron bei der Suche nach dem Glasschuh ausgestochen. Sein Bild war auf der Titelseite jeder Zeitung gewesen. Er hatte sie ausgeschnitten und verbrannt, in der Hoffnung, das würde seinem Konkurrenten Unglück bringen. Aber Jacob Reckless war seither nur noch berühmter geworden, und wenn nach dem besten Schatzjäger gefragt wurde, war es immer noch sein Name, der genannt wurde.
    Noch, Nerron.
    Diesmal würde er ihn schlagen.
    Die Augen des Krummen waren dunkel wie Pfauenjaspis. Die Welt war ein Mauseloch, und er war der Kater, der davorsaß und auf die Beute wartete. Lass ihn in dem Glauben, dass du nichts als die Maus bist, Nerron . Nur so erlaubten die Mächtigen, dass man selbst auf die Jagd ging.
    Der Krumme flüsterte einem seiner Wassermänner etwas in das schuppige Ohr. Es war erstaunlich, wie behände sie an Land waren.
    Ein Schaft von Tageslicht fiel in den dunklen Saal, als der Wassermann durch eine der hohen Türen verschwand, und Charles von Lothringen musterte seine Fingernägel, als vergleiche er sie mit den Krallen der Goyl. »Mit der Armbrust«, sagte er, »hätte Lothringen endlich eine Waffe, die die Angriffslust eurer Art wirksam erwidern könnte. Ihr versteht sicher, dass ich die Suche danach nicht ausschließlich einem Goyl überlassen kann.«
    Goyl. Er sprach das Wort aus, wie sie alle es mit ihren weichen Lippen taten: als hätten sie etwas Verdorbenes auf der Zunge, etwas, das man herauswürgt und ausspuckt.
    Nia’snys Gesicht verwandelte sich in eine Maske aus schwarzem Stein. Für nichts hassten die Onyx Kami’en mehr als dafür, dass er sie zur Allianz mit den Weichhäuten zwang. Der bloße Geruch von Menschen löste bei Nia’sny Übelkeit aus. Seiner Stimme hörte man das allerdings nicht an.
    »Selbstverständlich, Euer Hoheit«, sagte er mit meisterhaft gespielter Ehrerbietung. »Wen hattet Ihr als Unterstützung im Sinn?«
    Der Wassermann kam zurück. Er raunte seinem Herrn etwas zu, bevor er wieder Posten neben dem Thronsessel bezog. Charles von Lothringen runzelte die weiche Stirn. Menschenhaut war so schutzlos wie die von Würmern, die sich in der Sonne räkelten. Es war ein Wunder, dass sie nicht vertrockneten.
    »Mein Sohn Louis«, in der königlichen Stimme klangen Ärger und widerwillige Liebe zugleich, »ist, wie ich höre, auf der Jagd, aber es wird alles für seine Abreise bereit sein, sobald er zurück ist. Diese Aufgabe wird eine hervorragende Vorbereitung auf seine künftige Verantwortung als Thronfolger sein.«
    Louis von Lothringen. Nerron senkte den Kopf. Was jagte er? Die Zofen seiner Mutter? Nerron hatte einiges über diesen Kronprinzen gehört und nichts davon war gut.
    »Es wird nur schwer möglich sein, für seine Sicherheit zu garantieren.« Nerrons Stimme konnte seinen Ärger nicht verbergen. Er arbeitete allein, immer allein, und dies war die wichtigste Schatzjagd seines Lebens.
    Der alte Onyx warf ihm einen warnenden Blick zu.
    Was? Wer die Armbrust fand, würde der Beste sein! Macht. Land. Gold … Es gab vieles, für das die Onyx und der Krumme ihre Frauen und Kinder verkaufen würden. Er wollte nur eines: der Beste seiner Zunft sein. Es gab nichts, weder über noch unter der Erde, das er mehr begehrte, doch er würde weder das Verlorene Schloss noch die Armbrust finden, wenn er dabei das Kindermädchen eines Prinzen spielen musste. Schon gar nicht bei der Konkurrenz, die er hatte. Von Reckless hatte Nerron den Onyx nichts erzählt. Diesen Wettbewerb nahm er zu persönlich. Es reichte, dass sie von ihm erfuhren, wenn die Jagd vorbei und Reckless der Verlierer war.
    Aber der Blick des Krummen war so kalt wie die Haut seiner Wassermänner geworden. Könige gingen davon aus, dass man

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