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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Geheimnis, von dem die Goyl nicht erfahren.«
    Nein. Der alte Lord konnte den Hochmut in seiner Stimme nicht verbergen. Onyx. Die edelste Haut, die ein Goyl haben konnte – bis ein Karneolgoyl sich zum König erklärt hatte. Die Onyx hassten Kami’en mit einer Leidenschaft, die ihnen fast die steinerne Haut schmolz. Sie hatten die Lage von Goylfestungen verraten, um ihn zu stürzen, und den Wünschsack, in dem der Krumme seine Feinde verschwinden ließ, mit Kami’ens Spionen gefüttert, bis der Sack den Dienst verweigert hatte. Es war ein Wunder, dass der König der Goyl noch lebte. Nerron wusste von einem Dutzend Attentätern, die die Onyx auf ihn angesetzt hatten, aber Kami’ens Leibwächter verstanden ihr Handwerk, auch wenn der Jadegoyl verschwunden war … Und er hatte immer noch die Dunkle Fee an seiner Seite.
    Der alte Onyx wandte sich um.
    Na endlich.
    Der Auftritt des Bastards.
    Nerron löste sich von der Säule, hinter der er stand, und schritt auf den Thronsessel zu. Die Lehne war angeblich aus dem Kiefer eines Riesen geschnitzt. Was auch immer … solche Geschichten waren nur ein weiterer Versuch, zu beweisen, dass Menschen seit jeher die Beherrscher dieser Welt waren. Die Geschichtsbücher der Goyl wussten es besser. Im Vergleich zu Elfen, Feen und Hexen waren Menschen Neugeborene. Jeder Salamander unter der Erde hatte mehr Geschichte als sie.
    Der Krumme musterte ihn so abschätzend, dass Nerron sich ausmalte, ihm die Gräten seines verhexten Korsetts zwischen die Rippen zu stoßen, während er auf ihn zuschritt. Nicht, dass er solche Blicke nicht gewohnt war. Er hatte nichts von dem, was die anderen davor schützte, weder Schönheit noch eine edle Herkunft. Als Kind hatte er sich eingeredet, dass eine Fee ihn aus dem Marmor der Nacht erschaffen hatte und die grünen Streifen in seiner Haut nur Spuren der Blätter waren, die sie dafür verwendet hatte.
    Der Malachit, der Nerron die Haut maserte, stammte von seiner Mutter. Offiziell paarte Onyx sich nur mit Onyx, aber die meisten von ihnen hatten großen Appetit auf alles, was ihnen nicht gehörte. Und sie erwarteten von ihren Bastarden andere Eigenschaften als von ihren legitimen Söhnen. Nerron hatte das schon sehr früh begriffen. Ein Bastard musste es den Schlangen nachtun und kriechen und sich winden, um zu überleben. Aber er verstand sich auch auf die anderen Tugenden der Schlange: die Kunst der Unsichtbarkeit, der Täuschung. Er beherrschte den Biss, der aus dem Schatten kam.
    Nerron beugte den Kopf so tief, wie der alte Onyx es getan hatte. Links und rechts von dem Krummen standen zwei seiner Leibwächter. Ihr Blick war so kalt wie die Tümpel, aus denen sie kamen. Der König von Lothringen ließ sich von Wassermännern bewachen. Ihre Haut war fast so unempfindlich wie Goylhaut und mit ihren sechs Augen waren sie wie geschaffen für die Aufgabe.
    »Also?« Der Blick, mit dem der Krumme Nerron bedachte, war kaum wärmer als der seiner Wassermänner. »Warum bringst du mir nicht die Armbrust, wenn du wirklich in der Gruft warst?«
    Die Mächtigen klangen alle gleich, egal ob ihre Haut menschenweich oder aus Stein war. Die Macht war das, was sie nährte, und sie wollten mehr, mehr, mehr.
    »Sie war nie dort.« Nerrons Stimme klang nicht nach Samt, wie die des Krummen und des Onyxlords, sie war grob und rau wie die Kleider eines Soldaten.
    »Ach ja? Wo ist sie dann?«
    »In Guismunds Schloss in der Toten Stadt.«
    Der Krumme wischte sich ein paar Flocken Asche von den schwarzen Hosen. »Erzähl keinen Unsinn. Das Schloss gibt es nicht mehr. Es ist an seinem Todestag verschwunden, zusammen mit zehntausend seiner Untertanen. Die Geschichte haben mir schon meine Kindermädchen erzählt, schließlich ist er einer meiner Vorfahren. Hast du mir mehr zu bieten als Schatzjägermärchen?«
    Oh, der Zorn der Goyl. Nerron spürte ihn wie heißes Öl in den Adern. In Lothringen hatten sie ihre Könige früher an die Drachen verfüttert, wenn der Winter nicht enden wollte. Dein verrauchtes Fleisch würde ihnen sicher schmecken, krummer König.
    Nerron!
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Guismunds Leiche fehlen Herz, Kopf und Hand. Was heißt, dass er einen alten Hexenzauber benutzt hat. Man verbirgt drei Teile eines Ganzen an drei weit voneinander entfernten Orten, um das, was man wirklich verbergen will, verschwinden zu lassen. Es muss sein Verlorenes Schloss sein. Die Hinweise in der Gruft sind eindeutig. Und welches Versteck könnte sicherer sein? Es

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