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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Immer wieder. Sie lebt noch. Er lehnte sich gegen die immergrünen Blätter. Der Duft der Vergiss-dich-ganz füllte ihm den Kopf mit klebrigem Nichts.
    Er stolperte weiter – und griff sich an die Brust.
    Der vierte Biss.
    Nein. Nicht jetzt.
    Das Garnknäuel fiel ihm aus der Hand, als der Schmerz ihn auf die Knie warf. Donnersmarck stolperte dem Knäuel nach und bekam es mit knapper Not zu fassen, bevor es unter den Hecken verschwand.
    Der Schmerz brachte Jacobs Herz zum Rasen, aber alles, was er denken konnte, war: Nicht jetzt . Nicht hier! Erst musste er sie finden!
    »Was ist mit dir?« Donnersmarck beugte sich über ihn. Es geht vorbei, Jacob. Es geht jedes Mal vorbei .
    Der Schmerz war überall. Er tränkte ihm das Fleisch.
    Donnersmarck fiel neben ihm auf die Knie. »Wir finden niemals hier heraus.«
    Denk, Jacob . Aber wie, wenn der Schmerz ihm den Verstand betäubte?
    Er schob die zitternden Fingern in die Tasche. Wo war sie? Er fand die Karte in den Falten des Goldtuchs. Sie blieb nicht lange leer.
    Brauchst Du meine
H
ilfe?
    Jacob presste die Hand gegen die schmerzende Brust. Die Antwort kam ihm nicht leicht über die Lippen. Ein Handel wie dieser konnte nur böse enden.
    »Ja.«
    »Was tust du da?« Donnersmarck starrte ungläubig auf die Karte.
    Sie füllte sich mit neuen Worten.
    Jederzeit. Ich hoffe, dies ist der Anfang einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Du bist bereit, meinen Preis zu zahlen?
    »Was immer du willst.« Höher als der Preis der Fee konnte er kaum sein. Solange er nur aus dem Labyrinth herauskam!
    Ich werde Dich beim
W
ort nehmen.
    Grüne Tinte. Fast so grün wie Earlkings Augen. Guismund hatte seine Seele an den Teufel verkauft. An wen verkaufte er seine?
    Der Schmerz ebbte ab, aber Jacob war immer noch übel vom Duft der Vergiss-dich-ganz und er konnte sich kaum an den eigenen Namen erinnern.
    Die Karte blieb leer.
    Nun mach schon!
    Die Buchstaben erschienen quälend langsam.
    Zweimal links und einmal rechts.
    Zweimal rechts und einmal links,
    so webt der Blaubart.
    Auf die Füße, Jacob! Es war ein Muster. Nichts als ein Muster.
    Donnersmarck stolperte ihm nach. Links und noch einmal links. Rechts. Jacob ließ den Faden weiter durch die Finger gleiten. Rechts. Und wieder rechts. Und einmal links.
    Das Licht einer Laterne fiel zwischen die Hecken. Sie hasteten darauf zu, sicher, dass es im nächsten Moment wieder verschwinden würde. Aber die Hecken öffneten sich und sie standen im Freien.
    Das Haus, das vor ihnen lag, war alt. Fast so alt wie die finstere Sippe seines Besitzers. Das Wappen über dem Portal war verwittert, aber der Pracht der grauen Mauern und Türme hatten die Jahrhunderte nichts angehabt. Die dunklen Umrisse verschmolzen fast mit der Nacht. Nur neben dem Eingangsportal brannte eine Laterne und durch zwei Fenster im ersten Stock fiel Licht.
    Hinter einem davon stand Fuchs.

44
BLAUBART
    N ein. Troisclerqs Labyrinth hatte Jacob nicht fangen können. Und Fuchs wünschte ihn weit, weit fort und war so froh, ihn zu sehen. So froh.
    Jacob kam nicht allein. Fuchs erkannte Donnersmarck erst auf den zweiten Blick. Sie hatte seine Schwester für eine Närrin gehalten, weil sie sich von einem Blaubart hatte verführen lassen.
    Troisclerqs Diener zerrte sie vom Fenster zurück. Sie biss ihm tief in die fellbedeckte Hand, auch wenn die Menschenzähne so viel stumpfer als die der Füchsin waren, und riss sich los. Die Karaffe war schon zur Hälfte gefüllt, aber Fuchs stieß sie um, bevor der Diener sie daran hindern konnte. Er griff ihr ins Haar und schüttelte sie so grob, dass es ihr den Atem nahm. Es war egal. Ihre Angst lief weiß über den Tisch. Jacob war da und sie waren beide noch am Leben.
    »Er ist also tatsächlich so gut, wie man sagt. Nicht, dass ich das bezweifelt hätte.« Troisclerq stand in der Tür. Er trat an den Tisch und fing die Tropfen, die von der Platte rannen, in der hohlen Hand auf.
    Er schien nicht beunruhigt, dass Jacob seinem Labyrinth entkommen war.
    »Du kannst ihn nicht töten!« Was glaubte sie? Dass die Worte zur Wahrheit wurden, wenn sie sie nur laut genug sagte? Fuchs spürte, wie die Angst zurückkam.
    Troisclerq fuhr über das weiße Nass in seiner Hand. »Wir werden sehen.« Er nickte dem Diener zu. »Bring sie zu den anderen.«
    Fuchs schrie Jacobs Namen, während der Diener sie den Flur hinunterzerrte. Wozu? Um ihn zu warnen, ihn zu rufen, sich in seinen Namen zu hüllen wie in das Fell, das der Blaubart ihr gestohlen hatte? Ruf ihn

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