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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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bösen Lächeln den Kopf.
    »Sein Leben kann ich retten«, sagte sie, »doch ich kann nicht verhindern, dass er vielleicht eines Tages ein Geweih trägt. Ihr könnt in meinem Stall bleiben. Ich brauche mindestens vier Tage und sein Leben kostet dich zwei Becher Blut.«
    »Vorsicht!«, fuhr sie Fuchs über den Mund, als sie protestieren wollte. »Sonst verlange ich zusätzlich das Kleid, das die Teufelsmäre draußen in der Satteltasche trägt. Es gibt dir bestimmt ein hübsches Fell.«
    Die Hexe schnitt Jacob den Arm so fachkundig auf, dass die Becher schnell gefüllt waren. Dann wies sie sie aus dem Haus. Keine dunkle Hexe duldete Zeugen bei der Arbeit. Jacob musste sich auf Fuchs stützen, als sie zum Stall hinübergingen. Es hatte sehr viel Blut in die Becher gepasst. Sie ketteten die Teufelsmähren draußen an die Bäume, doch Fuchs nahm die Satteltaschen mit sich. Jacob hatte das Fellkleid in der Kammer des Dieners gefunden, und erst das hatte ihr die Angst endgültig vom Gesicht gewischt.
    Sie fing ein paar Irrlichter, bevor sie ihm in dem dunklen Stall den Arm verband. Es war ein schäbiger Verschlag und bestimmt nicht der Ort, an den er sie nach der Kammer des Blaubarts hatte bringen wollen, aber der Wald draußen war nicht besser. Ein paar Tage werde ich schon brauchen . Jacob hatte eigentlich so schnell wie möglich nach Vena zurückkehren und sich auf die Suche nach dem Bastard machen wollen. Der Motte auf seiner Brust fehlten nur noch zwei Flecken, und das Herz nützte ihm nichts, solange der Goyl die Hand und den Kopf hatte, aber sie konnten Donnersmarck schlecht als Dank für seine Hilfe mit der Kinderfresserin allein lassen. Die Hexennadel hatte verhindert, dass er schon im Haus des Blaubarts verblutet war, aber viel Leben war nicht mehr in ihm. Jacob erzählte Fuchs nichts von dem vierten Biss im Labyrinth des Blaubarts. Er war so erleichtert, sie wieder neben sich zu haben, atmend und unversehrt, dass die Motte nichts als ein Spuk zu sein schien und der Tod etwas, das sie beide in Troisclerqs Roter Kammer zurückgelassen hatten.
    Fuchs war so erschöpft, dass sie einschlief, bevor Jacob ihr erklären konnte, warum er einem der toten Mädchen die Kette vom Hals gelöst hatte. Vermutlich hatte sie es nicht einmal bemerkt. Sie war so besorgt gewesen, dass Troisclerq ihr Fellkleid vernichtet haben könnte.
    Jacob legte sich neben sie in das schmutzige Stroh, aber er konnte nicht schlafen. Er lauschte bloß ihrem Atem. Irgendwann glitt eine der gekrönten Schlangen in den Stall, die es nur in Lothringen gab. Die schwarze Lilienblüte auf ihrem Kopf war hundert Goldtaler wert, aber Jacob blickte ihr nicht einmal nach. Er wollte nicht an Schätze denken, nicht an die Armbrust oder daran, dass er vielleicht bald sterben würde. Fuchs schlief tief und fest. Ihr Gesicht war so friedlich, als hätte sie alle Furcht im Haus des Blaubarts gelassen. Sie trug wieder die Männerkleider, in denen sie nach Albion gereist war. Das Kleid des Blaubarts hatte sie neben ihre toten Schwestern gelegt. Jacob konnte den Blick nicht von ihrem schlafenden Gesicht wenden. Es vertrieb endlich die Bilder, die ihn seit Vena gequält hatten. Es schien wie ein Wunder, dass sie unversehrt war, ein Zauber, der vergehen würde. Keine Feeninsel, kein Lerchenwasser, nur ein Bett aus schmutzigem Stroh und ihr gleichmäßiges Atmen, aber nichts hatte sich je besser angefühlt.
    Jacob hatte jahrelang für die Kaiserin nach einem der Stundengläser gesucht, die die Zeit anhielten, auch wenn er selbst nie ganz hatte nachvollziehen können, warum sie zu den begehrtesten Schätzen zählten, die man hinter dem Spiegel finden konnte. Er erinnerte sich an keinen Moment, den er endlos hatte festhalten wollen. Der nächste versprach stets so viel besser zu werden und selbst der schönste Tag schmeckte nach ein paar Stunden schal. Doch hier lag er, im Stall einer Kinderfresserin, mit zerschnittenem Arm und dem Tod in der Brust, und wünschte sich ein Stundenglas. Er scheuchte ein Irrlicht fort, das sich Fuchs auf die Stirn gesetzt hatte – Irrlichter brachten oft schlechte Träume –, und strich ihr das Haar aus dem schlafenden Gesicht.
    Die Berührung weckte sie auf. Sie streckte die Hand aus und fuhr über den Schnitt, den Troisclerqs Degen auf seiner linken Wange hinterlassen hatte.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie.
    Als wäre es ihre Schuld, dass er so blind gewesen war und sie nicht vor Troisclerq beschützt hatte. Jacob legte ihr die

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