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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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gesehen.
    Die Degen verfingen sich in den seidenen Kleidern, fuhren durch die goldenen Ketten und in totes Fleisch. Die zwei Männer atmeten schwer. Ihr Keuchen und die Stille der Toten … Fuchs war sicher, dass sie beides bis ans Ende ihres Lebens hören würde. Falls sie noch ein Leben hatte. Sie versuchte so verzweifelt, sich zu befreien, dass ihr das Blut die Arme herunterrann, und schrie auf, als Troisclerqs Degen Jacob fast in den Hals fuhr. So viel Angst. Sie schloss die Augen, um nicht daran zu ersticken, aber der nächste Schrei kam nicht von Jacob.
    Troisclerq presste die Hand in die zerschnittene Kniekehle. »Das war schmutzig«, hörte Fuchs ihn keuchen. »Wo hast du das gelernt?«
    »In einer anderen Welt«, gab Jacob zurück.
    Troisclerq hieb nach seiner Brust, aber Jacob zog ihm die Klinge durch das andere Knie, und als Troisclerq zusammenbrach, stieß Jacob ihm den Degen so tief zwischen die Rippen, dass erst der goldene Griff den Stoß auffing. Troisclerq spuckte sich das eigene Blut auf die Brust und krümmte sich auf dem Boden. Jacob fiel neben ihm auf die Knie und zog ihm den Blaubartschlüssel aus der Tasche.
    Es ist vorbei, Fuchs.
    Troisclerq streckte die blutverschmierte Hand aus und griff nach Jacobs Arm.
    »Wir sehen uns«, flüsterte er.
    Seine Hand ließ nicht los, als sein Blick leer wie der seiner Opfer wurde. Jacob löste die starren Finger von seinem Arm. Dann richtete er sich taumelnd auf und ließ den Degen fallen. Das Blut, das an der Klinge klebte, war schwarz.
    Seine Hände zitterten, als er mit dem Blaubartschlüssel die Ketten löste, die sich Fuchs um Hals und Arme schlangen. Dann setzte er ihr die Karaffe an den Mund.
    »Trink!«, flüsterte er. »Vergiss ihn und trink. Trink, so viel du kannst. Es wird alles gut.«

48
ZU SPÄT
    D as Haus eines Blaubarts. Natürlich. Jetzt ergab wenigstens etwas von Louis’ Gestammel Sinn. Weiß wie Milch . War das nicht klar genug gewesen? Nerron verfluchte die eigene Begriffsstutzigkeit, als er die verwelkten Hecken sah und den Hirsch, der verloren vor dem unbeleuchteten Haus stand. Er sprang davon, bevor die Bluthunde ihn zu fassen bekamen.
    Der Blaubart lag in seiner Roten Kammer, umgeben von neun Frauen. Sie lagen neben ihrem Mörder, als schliefen sie. Lelou übergab sich draußen auf dem Flur. Der Käfer hatte einen empfindlichen Magen, wenn er dem Tod begegnete. Aber selbst Eaumbre starrte verstört auf die Reihe schöner Leichen, bevor er sich auf die Suche nach der Schatzkammer des Blaubarts machte. Wassermänner ließen die Mädchen immerhin leben, die sie verschleppten – wobei manche ihrer Opfer wohl den Tod der lebenslangen Gefangenschaft in einem Tümpel vorgezogen hätten.
    Schwarz wie ein Stück Nacht in Gold gefasst. Du bist ein Idiot, Nerron. Louis hatte ihm alles gesagt, was er hatte wissen wollen. Wo immer das Herz an diesem finsteren Ort verborgen gewesen war, Nerron hätte den Kopf und die Hand darauf verwettet, dass Reckless es gefunden hatte. Und er war ebenso sicher, dass das Blut unten in der Eingangshalle nicht von seinem Konkurrenten stammte.
    Auf dem Hof fanden sie verwischte Spuren, doch es war nicht leicht, sich unsichtbar zu machen, wenn man einen Verwundeten transportierte. Und man war langsam.
    Sie würden sie bald einholen.

49
ZWEI BECHER
    D as Haus, das Fuchs kaum zwei Meilen entfernt von Champlitte in einem dunklen Tannenwald fand, roch nicht nach Zimt oder geschmolzenem Zucker. An den Mauern klebten auch keine Lebkuchen, aber man brauchte kein Fellkleid, um den schwarzen Zauber zu wittern, der es wie ein schlechter Geruch umgab. Jacob wäre eine Hexe wie Alma lieber gewesen, doch Donnersmarck war so gut wie tot, und die Kinderfresserinnen konnten die furchtbarsten Wunden heilen. Man fragte nur besser nicht nach den Zutaten ihrer Medizin.
    Die Frau, die auf Jacobs Klopfen hin öffnete, war sehr jung und sehr schön. Die meisten dunklen Hexen zeigten sich in dieser Gestalt, auch wenn sie Hunderte von Jahren alt waren. Sie legten Donnersmarck auf ihren Küchentisch, damit sie seine Wunden begutachten konnte. Die Nägel an ihren Fingern waren so lang und scharf, dass Jacob dankbar für die Bewusstlosigkeit seines Freundes war. Donnersmarck zahlte einen hohen Preis dafür, dass er ihnen geholfen hatte und Jacob machte sich nicht nur Sorgen wegen der Wunden, die der Hirschdiener ihm zugefügt hatte. Die Hexe bestätigte seine Befürchtungen. Als Jacob ihr den Angreifer beschrieb, schüttelte sie mit einem

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