Red Rabbit: Roman
selbstverständlich nicht ohne Risiken, aber trotz aller Komplexität ist sie aus rein planerischer Sicht nicht allzu schwierig. Die größten Probleme werden in ihrer Durchführung und in der operativen Sicherheit liegen. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, den Attentäter umgehend zu eliminieren. Es ist von größter Wichtigkeit, der Gegenseite keine Informationen zukommen zu lassen. Soll sie ruhig spekulieren, so viel sie will, aber wissen wird sie ohne konkrete Informationen rein gar nichts. Der Personenkreis, der von dieser Operation weiß, wird extrem klein gehalten sein, nehme ich an.«
»Im Moment umfasst er nicht mal fünf Personen. Wie viel mehr sind noch erforderlich?« Andropow war beeindruckt von Bubowois Kompetenz und Kaltblütigkeit.
»Mindestens drei Bulgaren. Sie werden dann den Türken auswählen – es muss ein Türke sein, das werden Sie sicher verstehen.«
»Warum?«, fragte Andropow, glaubte allerdings, die Antwort zu kennen.
»Die Türkei ist ein muslimisches Land, und die Abneigung zwischen den christlichen Kirchen und dem Islam reicht weit zurück. So wird die Operation zusätzlich Zwietracht zwischen den beiden Religionen schüren – was durchaus als ein Plus zu betrachten ist«, referierte der Agent aus Sofia.
»Und wie werden Sie den Attentäter aussuchen?«
»Das überlasse ich Oberst Strokow – er ist übrigens russischer Abstammung. Seine Familie hat sich um die Jahrhundertwende in Sofia niedergelassen, aber er denkt wie einer von uns. Er ist nashi «, versicherte Bubowoi seinem obersten Vorgesetzten, »ein Absolvent unserer Akademie und ein erfahrener Geheimdienstmann.«
»Wie lange werden die Vorbereitungen in Anspruch nehmen?«
»Das hängt mehr von Moskau ab als von Sofia. Strokow wird natürlich eine Genehmigung von seinen eigenen Vorgesetzten brauchen, aber das ist eine politische Frage, keine operative. Sobald er seine Order erhalten hat … zwei Wochen, maximal vier.«
»Und die Erfolgschancen?«, wollte der KGB-Chef wissen.
»Mittel bis hoch, würde ich sagen. Der DS-Agent wird den Attentäter an die geeignete Stelle bringen und ihn dann unmittelbar nach erfolgreicher Durchführung der Mission töten, bevor er selbst zu entkommen versucht. Das ist gefährlicher, als es sich anhört. Der Attentäter wird vermutlich eine Pistole haben, und es darf keine schallgedämpfte Waffe sein. Deshalb wird der Knall die Aufmerksamkeit der Menge auf ihn lenken. Die meisten Leute werden zurückweichen, aber einige werden sich in der Absicht, den Todesschützen zu ergreifen, auf ihn stürzen. Wenn er von einer schallgedämpften Kugel in den Rücken getroffen wird und zu Boden geht, eilen sie vermutlich auf ihn zu, während andere Menschen in der Menge, wie auch unser Mann, zurückweichen. Wie Wellen am Strand«, fügte Bubowoi hinzu. In Gedanken sah er den Ablauf genau vor sich. »Eine Pistole abzufeuern ist nicht so einfach, wie man uns das im Kino glauben machen will. Auf jeden in einer Schlacht getöteten Mann fallen, wie Sie sicher wissen, zwei oder drei, die nur verwundet werden und überleben. Unser
Schütze wird nicht näher als vier bis fünf Meter an den Attentäter herankommen. Für einen Profi ist das nahe genug, aber unser Mann wird kein Profi sein. Und dann ist da noch das Problem, dass die Ärzte inzwischen zum Teil Erstaunliches leisten. Wenn jemand nicht ins Herz oder Gehirn getroffen wird, können erfahrene Ärzte auch einen vermeintlich Todgeweihten wieder ins Leben zurückholen. Realistisch gesehen ist es also eine Fünfzig-Prozent-Operation. Daher müssen die Folgen eines Fehlschlags unbedingt in Erwägung gezogen werden. Aber das ist eine politische Frage, Genosse Vorsitzender«, schloss Bubowoi und meinte damit, dass es nicht seine Karriere war, die da auf dem Spiel stand. Zugleich war ihm natürlich klar, dass eine erfolgreich abgeschlossene Mission Generalssterne einbrachte, eine auch für ihn durchaus angenehme Aussicht. Er hatte bei diesem Spiel viel zu gewinnen und wenig zu verlieren. Es kam seinem Karrieredenken ebenso entgegen wie seinem Patriotismus.
»Schön. Was ist alles zu tun?«
»Zuallererst: Der DS operiert unter politischer Führung. Die Sektion, die Oberst Strokow leitet, operiert mit wenig schriftlichen Unterlagen, ist aber direkt dem bulgarischen Politbüro unterstellt. Demnach bräuchten wir ein politisches Plazet, was zwangsläufig die Zustimmung unserer eigenen politischen Führung erfordert. Denn ohne ein offizielles
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