Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
oben. Er war ziemlich sicher, dass niemand in seiner Tasche gefischt hatte. Oben auf der Straße sah er nach. Nichts. Das konnte nur heißen, dass der Betreffende entweder nur am Nachmittag mit derselben U-Bahn fuhr oder der Chief of Station von der Gegenseite »ausgemacht« worden war. Jedenfalls hatte er jetzt den ganzen Tag genug Stoff zum Grübeln.
     
    »Die ist für Sie«, sagte Dobrik und reichte ihm die Nachricht. »Aus Sofia.«
    »Oh«, antwortete Zaitzew.
    »Sie ist registriert, vertraulich, Oleg Iwan’tsch«, sagte sein Vorgänger. »Aber wenigstens ist sie kurz.«

    »Aha.« Zaitzew nahm die Nachricht in Empfang und sah auf die Kopfzeile: 15-8-82-666. Hatte man in Sofia also geglaubt, auf die Verschlüsselung der Kopfzeile verzichten zu können, indem man statt eines Namens eine Zahlenreihe einsetzte? Er ließ sich jedoch nichts anmerken. Sicher machte sich Kolja sowieso darüber Gedanken – es war ein beliebter Sport in der Fernmeldeabteilung, sich über Dinge, die man nicht lesen konnte, Gedanken zu machen. Die Nachricht war nur vierzig Minuten nach seinem gestrigen Dienstschluss eingetroffen. »Jedenfalls habe ich so wenigstens gleich zu Beginn meiner Schicht etwas zutun. Sonst noch etwas, Nikolai Konstantinowitsch?«
    »Nein, ansonsten haben Sie einen leeren Schreibtisch.« Einmal abgesehen davon, was Dobrik für andere Schwächen haben mochte, arbeitete er sehr effizient. »Und jetzt bin ich offiziell abgelöst. Zu Hause wartet eine frische Flasche Wodka auf mich.«
    »Sie sollten vorher lieber etwas essen, Kolja«, warnte Zaitzew.
    »Das sagt meine Mutter auch immer, Oleg. Vielleicht esse ich noch ein belegtes Brot zum Frühstück«, witzelte er.
    »Schlafen Sie gut, Genosse Major«, sagte Zaitzew und setzte sich. Zehn Minuten später hatte er die kurze Nachricht entschlüsselt. Der Agent in Sofia bestätigte, dass seine Anlaufstelle für Operation 15-8-82-666 Oberst Roschdestwenski war. Dieser Schritt war also getan. 15-8-82-666 war jetzt eine richtige Operation. Zaitzew steckte die entschlüsselte Nachricht in einen braunen Umschlag, verschloss ihn und versiegelte ihn mit heißem Wachs.
    Sie werden es also wirklich durchziehen, dachte Oleg Iwanowitsch stirnrunzelnd. Was soll ich jetzt machen?
    Den Tag wie üblich absitzen und dann auf dem Nachhauseweg in der Metro nach einer grünen Krawatte Ausschau halten? Und beten, dass er sie entdeckte? Oder beten, dass nicht?
    Zaitzew schüttelte den Gedanken ab und ließ einen Boten kommen, damit er die Nachricht in die Chefetage brachte. Kurz darauf landete ein Korb voller Nachrichten zur Bearbeitung auf seinem Schreibtisch.
     
    »Auweia«, sagte Ed Foley an seinem Schreibtisch laut und erschrak im selben Augenblick darüber. Er würde seine Zunge mächtig im Zaum halten müssen. Die Nachricht – sie war ziemlich lang – kam von Ritter und Moore, die für den Präsidenten sprachen.

    In der CIA-Außenstelle in Moskau gab es keine einzige schriftliche Liste der informellen Mitarbeiter. Nicht einmal in Foleys Bürosafe, der neben einer Kombination einen Zweiphasenalarm eingebaut hatte, eine Tastatur an der Außenseite und eine innen mit einem anderen Code, den Foley selbst eingegeben hatte. Die Marines der Botschaft hatten Anweisung, auf jedes der beiden Alarmsignale mit gezogener Waffe zu reagieren, weil dieser Safe so ziemlich die brisantesten Dokumente im ganzen Gebäude enthielt.
    Aber Foley hatte die Namen aller russischen Bürger, die für die CIA arbeiteten, zusammen mit ihren Spezialgebieten in seine Augenlider eingeritzt. Augenblicklich operierten zwölf solcher Informanten. Einer war gerade eine Woche vor Foleys Ankunft in Moskau aufgeflogen. Niemand wusste, wie es dazu gekommen war, aber Foley machte sich Sorgen, dass die Russen womöglich in Langley selbst einen Maulwurf hatten. Das auch nur zu denken war schon unerhört, aber so, wie es die CIA beim KGB versuchte, versuchte es der KGB bei der CIA, und es gab keinen Schiedsrichter auf dem Spielfeld, der den Spielern sagte, wie das Spiel stand. Der aufgeflogene Informant, ein Oberstleutnant beim GRU, dessen Codename SOUSA gewesen war, hatte geholfen, einige größere undichte Stellen im deutschen Verteidigungsministerium und in anderen NATO-Quellen zu identifizieren, durch die der KGB an wichtige politisch-militärische Geheiminformationen gekommen war. Aber der Mann war tot – auch wenn er noch atmete. Foley hoffte, sie würden den armen Teufel nicht bei lebendigem Leib in einen

Weitere Kostenlose Bücher