Red Rabbit: Roman
Silvestri nickte, zog er sein Schweizer Armeemesser heraus und öffnete damit den Umschlag. Die Nachricht an ihn umfasste lediglich drei Seiten, die von Admiral Greer persönlich unterzeichnet waren.
Aha, ein Rabbit. Er kannte die Terminologie. Jemand wollte ein Ticket aus … Moskau … und die CIA wollte dies mit Hilfe des SIS organisieren, da die eigene Außenstelle in Budapest momentan außer Betrieb war …
»Teilen Sie Arthur mit, dass wir ihm natürlich gern helfen, Randy. Wie ich annehme, werden wir noch Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen, bevor Sie ihn Richtung London ausfliegen?«
»Natürlich, das ist nur fair, Basil«, sagte Silvestri. »Was meinen Sie? Wird es schwer werden, ihn da rauszuholen?«
»Aus Budapest?« Charleston dachte kurz nach. »Nicht allzu schwer, denke ich. Die Ungarn haben zwar eine ziemlich ekelhafte Geheimpolizei, aber das Land selbst ist nicht streng marxistisch. Oh, übrigens, dieses Rabbit behauptet, dass der KGB möglicherweise den amerikanischen Funkverkehr abhört. Darüber macht sich Langley also Sorgen.«
»Verdammt richtig, Basil. Wenn es da eine undichte Stelle gibt, müssen wir sie so schnell wie möglich stopfen.«
»Dieser Typ sitzt im Moskauer MERCURY? Großer Gott«, flüsterte Ryan.
»Ganz richtig, junger Mann«, bestätigte Silvestri.
»Aber warum zum Teufel soll ich bei dem Einsatz dabei sein?«, fragte Jack. »Ich bin kein Agent für operative Einsätze.«
»Wir brauchen einen von unserer Seite, der die Sache im Auge behält.«
»Verstehe«, sagte Charleston, der immer noch auf die Papiere mit seinen Instruktionen starrte. »Und es soll jemand sein, den die andere Seite nicht kennt?«
»So sieht es aus.«
»Aber warum ich?«, fragte Ryan hartnäckig weiter.
»Jack«, sagte Sir Basil beruhigend, »Sie sollen lediglich beobachten, was passiert. Sie sind nur der Form halber dabei.«
»Und… bekomme ich wenigstens eine Deckidentität?«
»Wir geben Ihnen einen neuen Diplomatenpass«, sagte Charleston. »Der wird Sie schützen. Die Wiener Konvention, Sie verstehen.«
»Aber… aber… das ist doch alles nur vorgetäuscht!«
»Das wissen die doch nicht, mein Junge.«
»Und was ist mit meinem Akzent?« Es war unüberhörbar, dass er einen amerikanischen und keinen britischen Akzent hatte.
»Meinen Sie, das merkt jemand in Ungarn?«, fragte Silvestri lächelnd.
»Nein, Jack, den Unterschied wird man da bestimmt nicht feststellen können, und abgesehen davon ist Ihre Person durch den Diplomatenstatus, den Ihnen die neuen Dokumente verleihen, unantastbar.«
»Junge, entspannen Sie sich. Sie können Ihren Teddybären ruhig zu Hause lassen. Einen besseren Schutz gibt es wirklich nicht, das können Sie mir glauben«, spottete Silvestri.
»Und außerdem wird immer ein Sicherheitsoffizier bei Ihnen sein«, fügte Charleston hinzu.
Ryan lehnte sich zurück und holte erst einmal tief Luft. Er konnte es sich nicht erlauben, als Feigling dazustehen, nicht vor diesen Typen und nicht vor Admiral Greer. »Okay, entschuldigen Sie. Es ist nur … nun, ich habe noch nie einen Außeneinsatz mitgemacht. Das ist alles ziemlich neu für mich.« Er hoffte, sich damit gut aus der Affäre gezogen zu haben. »Also, was soll ich tun?«
»Sie fliegen von Heathrow nach Budapest. Unsere Jungs holen Sie dort am Flughafen ab und bringen Sie zur Botschaft. Dort bleiben Sie erst einmal – ein paar Tage, schätze ich – und sind anschließend als Beobachter dabei, wenn Andy Ihren Rabbit aus Rotland herausholt. Randy, was meinen Sie, wie lange brauchen wir?«
»Um die Sache durchzuziehen? Bis Ende der Woche, vielleicht ein, zwei Tage länger«, erwiderte Silvestri nachdenklich. »Unser Rabbit fliegt oder fährt mit der Bahn nach Budapest, und Ihr Mann
überlegt sich in der Zeit, wie er ihn schleunigst von dort wegbringen kann.«
»Dafür wären zwei oder drei Tage zu veranschlagen«, rechnete Sir Basil. »Es darf nicht zu schnell gehen.«
»Okay, dann dürfte ich etwa vier Tage von zu Hause weg sein. Und was soll ich daheim erzählen?«
»Sie meinen, Ihrer Frau?«, fragte Charleston. »Erzählen Sie ihr, dass Sie nach … sagen wir, nach Bonn fahren, wegen einer NATO-Angelegenheit. Und legen Sie sich nicht fest, wann Sie wiederkommen«, riet er. Insgeheim amüsierte er sich darüber, dass er diesem unerfahrenen Amerikaner auch das noch sagen musste.
»Okay«, stimmte Ryan zu. Nicht dass ich überhaupt die Wahl hätte, oder? dachte er.
Zur Botschaft
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