Red Rabbit: Roman
ähnlichen Gerät der Firma Xerox, das in Langley stand, dauerte keine zwei Minuten. Kingshot nahm das Foto wieder an sich und kehrte in Charlestons Büro zurück.
»Erledigt, Sir.« Sir Basil bedeutete ihm, Platz zu nehmen.
Charleston sah auf die Uhr. Er wartete fünf Minuten, da die Kommunikationszentrale des CIA-Hauptquartiers im Erdgeschoss des großen Gebäudes untergebracht war. Dann rief er Judge Arthur Moore auf der abhörsicheren Direktleitung an.
»Tag, Basil«, ertönte Moores Stimme über die digitale Leitung.
»Hallo, Arthur. Haben Sie das Foto?«
»Ist gerade angekommen. Scheint eine nette kleine Familie zu sein«, bemerkte der DCI. »Wurde das am Bahnhof aufgenommen?«
»Ja. Sie sind bereits unterwegs. In zwanzig, nein, in neunzehn Stunden kommen sie an.«
»Okay. Schon alles vorbereitet bei euch, Basil?«
»Fast. Uns fehlen noch diese armen Leute aus Boston, aber den Mann haben wir schon hier. So wie es aussieht, dürfte er sich für unsere Zwecke ganz gut eignen.«
»In Ordnung. Ich sorge dafür, dass das FBI hier einen Zahn zulegt«, sagte Moore. Er musste dieses Foto so schnell wie möglich ins Hoover-Gebäude bringen lassen. Diese ekelhafte Geschichte konnte Emil gut mit ihm zusammen durchstehen, dachte er.
»Sehr gut, Arthur. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
»Danke, Basil. Bis dann.«
»Hervorragend.« Charleston legte auf und sah dann zu Kingshot hinüber. »Veranlassen Sie, dass unsere Leute die Leiche für den Transport nach Budapest vorbereiten.«
»Bis wann, Sir?«
»In drei Tagen dürfte reichen«, überlegte Sir Basil laut.
»In Ordnung.« Kingshot verließ den Raum.
Charleston dachte kurz nach und beschloss, dass es an der Zeit war, dem Amerikaner Bescheid zu sagen. Er drückte eine andere Kurzwahltaste seines Telefons. Genau anderthalb Minuten später betrat Ryan das Büro.
»Ja, Sir?«
»Sie fliegen in drei Tagen nach Budapest.«
»Von welchem Flughafen?«
»Eine Maschine der British Airways fliegt vormittags von Heathrow ab. Sie können von hier aus dorthin fahren oder direkt von der Victoria Station aus ein Taxi nehmen. Einer unserer Leute begleitet Sie auf Ihrem Flug, und in Budapest holt Sie Andy Hudson ab, der Leiter unserer dortigen Außenstelle. Guter Mann.«
»Ja, Sir«, sagte Ryan nur, da er keine Ahnung hatte, was er sonst zu seinem ersten Auftrag als Agent im Außendienst sagen sollte. Aber dann stellte er doch eine Frage. »Wie soll die Sache dort eigentlich ablaufen, Sir?«
»Ich weiß es noch nicht genau, aber Andy hat gute Verbindungen zu den dortigen Schmugglern. Ich schätze, er wird es so arrangieren, dass ein Schmuggler Sie alle nach Jugoslawien bringt, und dort setzt er Sie in einen Linienflug nach London.«
Na großartig, noch mehr verdammte Flugzeuge, dachte Ryan. Hätte es ein Zug nicht auch getan? Aber Ex-Soldaten der US-Marines durften keine Angst zeigen. »Okay, ich denke, das könnte funktionieren.«
»Sie können mit dem Rabbit sprechen – aber bitte unauffällig«, warnte Charleston. »Anschließend dürfen Sie an unserer ersten Befragung draußen in Somerset teilnehmen. Und dann gehören Sie wahrscheinlich auch zu den Leuten, die Rabbit in die Staaten begleiten. Vermutlich fliegen Sie mit einer Transportmaschine der US Air Force vom Luftwaffenstützpunkt RAF-Bentwaters aus.«
Das wird ja immer besser, dachte Ryan. Er musste seine Angst vorm Fliegen unbedingt in den Griff bekommen, und vom Verstand her war ihm klar, dass er dies früher oder später auch schaffen würde. Aber im Moment hatte er sie eben noch nicht überwunden. Nun, zumindest musste er nicht mit einem CH-46-Hubschrauber mit Getriebeschaden fliegen. Spätestens dann würde er streiken.
»Wie lange werde ich insgesamt weg sein?« Und muss von meiner Frau getrennt schlafen? fügte Ryan im Geiste hinzu.
»Vermutlich vier Tage, vielleicht aber auch sieben. Hängt davon ab, wie es in Budapest läuft«, antwortete Charleston. »Das lässt sich schwer vorhersagen.«
Keiner von ihnen hatte je bei einer Geschwindigkeit von knapp 100 Stundenkilometern gegessen. Das Abenteuer wurde immer größer und schöner, zumindest für das kleine Mädchen. Auch das Essen war in Ordnung. Das Fleisch war für sowjetische Verhältnisse überdurchschnittlich gut und als Beilage gab es Kartoffeln und Gemüse. Natürlich durfte auch die Karaffe mit Wodka – einer der besseren Marken – nicht fehlen, der die Unannehmlichkeiten der Reise erträglicher machen sollte. Sie fuhren
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