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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kinder, Schlittschuh zu laufen. Stimmt doch, Wanja, oder?« Gemeint war der Mann, der neben ihm saß und das Gespräch mit einer Mischung aus Neugier und Unbehagen verfolgte.
    »Besorgen Sie dem Jungen ein gutes Paar Schlittschuhe. Darauf kommt es an«, sagte der andere. »Mit billigen macht man sich schnell die Fußgelenke kaputt.« Die typische Auskunft eines Russen. Der russische Bär hatte ein weiches Herz für Kinder und war voller Fürsorge um ihr Wohl bemüht.
    »Danke für den Rat. Den werde ich ganz bestimmt befolgen.«
    »Sie wohnen im Ausländerviertel?«
    »Richtig«, bestätigte Foley.
    »Dann müssen Sie jetzt raus.«
    »Oh, spasiba , und Ihnen einen schönen Tag noch.« Er stand auf, nickte den beiden freundlich zu und ging zur Tür. Ob die vom KGB waren? fragte er sich. Vielleicht, aber nicht unbedingt. Das würde sich erst in den nächsten Wochen zeigen, daran, wie häufig er ihnen begegnete.
    Was Ed Foley nicht wusste: Er war die ganze Zeit von einem Mann beobachtet worden, der keine zwei Meter entfernt gestanden und eine Ausgabe der Sovietskiy Sport in der Hand gehalten hatte. Sein Name war Oleg Iwanowitsch Zaitzew, und Oleg gehörte dem KGB an.
    Der COS verließ die U-Bahn und folgte der Menge zur Rolltreppe. Er wäre noch vor nicht allzu langer Zeit an einem großen Standbild von Stalin vorbeigekommen, das aber inzwischen ersatzlos entfernt worden war. Nach der stickigen Luft in der Metro schlug ihm, an die Oberfläche zurückgekehrt, ein angenehm kühler Wind entgegen. In der Menschentraube um ihn herum zündeten sich an die zehn oder mehr Männer übel stinkende Zigaretten an und gingen dann auf getrennten Wegen auseinander. Foley hatte es nicht weit bis zu den von einer Mauer umgebenen Wohnblocks. Die Zufahrt wurde von einem Mann in Uniform bewacht. Er nahm Foley in Augenschein, schien in ihm, vielleicht seines Mantels wegen, einen Amerikaner zu erkennen und ließ ihn passieren, grußlos und ohne eine Miene zu verziehen, geschweige denn zu lächeln.
Russen lächelten wenig. Sie machten vielmehr einen geradezu sauertöpfischen Eindruck, den ausländische Besucher zumeist sehr befremdlich fanden.
     
    Zwei Haltestellen entfernt fragte sich Oleg Zaitzew, ob es angezeigt war, Meldung zu erstatten. KGB-Offiziere waren dazu angehalten, zum einen, um ihre Loyalität zum Ausdruck zu bringen, zum anderen, um unter Beweis zu stellen, dass sie in ihrer Wachsamkeit gegenüber Vertretern des Erzfeindes Amerika niemals nachließen. Diese Haltung war vor allem Ausdruck einer gewissermaßen institutionalisierten Paranoia, die vom KGB ganz offen gepflegt wurde. Zaitzew aber war nur ein einfacher Sachbearbeiter und Bürohengst. Dass sich die Papierberge noch weiter aufhäuften, lag nicht in seinem Interesse. Er wusste, dass seine Meldung mit einem flüchtigen Blick zur Kenntnis genommen, an eine übergeordnete Stelle weitergereicht und zu den Akten gelegt würde, um dort zu verschimmeln. Seine Zeit war ihm zu kostbar, als dass er diesem Unsinn auch noch Vorschub leisten wollte. Außerdem hatte er mit dem Fremden ja selbst kein Wort gewechselt. Er stieg an seiner Haltestelle aus, rollte nach oben in die frische Abendluft und steckte sich eine Trud an. Ein ekliges Zeug, das er da rauchte. Dabei hatte er Zugang zu den »exklusiven« Läden, in denen man unter anderem auch französische, britische und amerikanische Zigaretten kaufen konnte. Doch die waren ihm, der nur ein bescheidenes Gehalt bezog, um einiges zu teuer. Also rauchte er wie Millionen seiner Landsleute die gängige Marke »Labor«. Die Qualität seiner Kleidung war ein wenig besser als die der meisten seiner Genossen, was sich aber auf den ersten Blick nicht erkennen ließ, weshalb er auch nicht sonderlich auffiel. Bis zu seinem Wohnhaus hatte er noch zwei Blocks weit zu gehen. Seine Wohnung – die Nummer 3 – lag im ersten Stock, was ihm sehr recht war, brauchte er doch keinen Herzinfarkt zu riskieren, wenn der Fahrstuhl streikte, und das war mindestens einmal im Monat der Fall. Heute war der Fahrstuhl offenbar in Betrieb. Wenn nicht, hätte die ältere Dame aus der Concierge-Wohnung im Parterre ihre Tür geöffnet, um ihm diese oder andere Störungen im Haus per Zuruf mitteilen zu können. Dass heute alles in Ordnung zu sein schien, war nicht unbedingt ein Grund zum Feiern, wohl aber doch eines der kleinen Dinge im
Leben, für die man seinem Herrgott, oder wer auch immer die Geschicke lenkte, dankbar sein konnte. Zaitzew drückte den

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