Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Telefone, weil es die Sowjetunion versäumt hatte, das Problem mit Mehrfachanschlüssen in den Griff zu bekommen. Roschdestwenski hatte eine eigene Schreibmaschine, die er jedoch selten benutzte, da er es vorzog, eine der Schreibkräfte kommen zu lassen. Es wurde gemunkelt, dass Juri Wladimirowitsch eine von
ihnen auch noch für andere Aufgaben als fürs Diktat benötigte, aber das glaubte Roschdestwenski nicht. Dafür war der Vorsitzende zu sehr Ästhet. Korruption war nicht sein Stil, was Roschdestwenski hoch an ihm schätzte. Einem Mann wie Breschnew gegenüber loyal zu sein fiel ihm dagegen äußerst schwer. Roschdestwenski nahm das »Schwert und Schild«-Motto des Geheimdienstes ernst. Es war seine Aufgabe, sein Land und seine Bevölkerung zu beschützen, und sie mussten beschützt werden – manchmal sogar vor den Mitgliedern ihres eigenen Politbüros.
    Aber warum mussten sie vor diesem Geistlichen beschützt werden?
    Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich. Er neigte dazu, mit offenen Augen zu denken, seine Gedanken zu betrachten wie einen Film auf einer unsichtbaren Leinwand.
    Die ersten Überlegungen galten den Eigenschaften des Ziels. Der Papst schien ein großer Mann zu sein, der in der Regel in Weiß gekleidet war. Ein besseres Ziel konnte man sich kaum wünschen. Er fuhr in einem offenen Fahrzeug, was ihn zu einem noch besseren Ziel machte, weil es sich sehr langsam fortbewegte, damit ihn die Gläubigen lange genug sehen konnten.
    Aber wer käme als Schütze in Frage? Kein KGB-Mann. Nicht einmal ein sowjetischer Staatsangehöriger. Ein russischer Exilant vielleicht. Davon hatte der KGB überall im Westen welche. Viele von ihnen waren Schläfer, die eine normale bürgerliche Existenz führten und auf ihren Weckruf warteten … Das Problem war allerdings, dass sich die meisten von ihnen assimiliert hatten und ihre Weckrufe ignorieren oder sogar die Spionageabwehr ihrer neuen Heimat verständigen würden. Roschdestwenski hielt nichts von diesen langfristigen Verpflichtungen. Bei den Schläfern war das Risiko zu groß, dass sie vergaßen, was sie eigentlich waren, und wirklich zu dem wurden, was sie nur ihrer Tarnung zufolge sein sollten.
    Nein, der Schütze musste jemand von außen sein, kein russischer Staatsangehöriger, kein nichtrussischer ehemaliger Sowjetbürger, nicht einmal ein vom KGB ausgebildeter Ausländer. Am besten wäre ein abtrünniger Geistlicher oder eine Nonne, aber so jemand fiel einem nicht einfach in den Schoß, außer vielleicht in westlichen Spionageromanen und Fernsehfilmen. Die Wirklichkeit der Geheimdienste sah etwas anders aus.

    Also, was für einen Schützen brauchte er? Einen Nichtchristen? Einen Juden? Einen Moslem? Ein Atheist wäre zu leicht mit der Sowjetunion in Verbindung zu bringen, deshalb nein, keinen von denen. Einen Juden dafür zu gewinnen – das wäre etwas! Einen aus dem Auserwählten Volk. Am besten einen Israeli. In Israel herrschte weiß Gott kein Mangel an religiösen Fanatikern. Es war möglich… aber schwierig. Der KGB hatte Agenten in Israel. Viele der dorthin emigrierten sowjetischen Staatsangehörigen waren KGB-Schläfer. Aber die israelische Spionageabwehr war berüchtigt für ihre Effizienz. Das Risiko, dass eine solche Operation aufflog, war zu groß, und hier handelte es sich um eine Operation, die auf keinen Fall auffliegen durfte. Somit kam ein Jude auch nicht in Frage.
    Vielleicht irgendein Irrer aus Nordirland. Immerhin verabscheuten die dortigen Protestanten die katholische Kirche zutiefst, und einer ihrer Anführer – an seinen Namen konnte sich Roschdestwenski nicht mehr erinnern, aber er sah aus wie einer Bierreklame entsprungen – hatte öffentlich erklärt, er wünsche dem Papst den Tod. Angeblich war der Mann sogar selbst Geistlicher. Aber bedauerlicherweise hassten solche Leute die Sowjetunion sogar noch mehr, weil sich ihre IRA-Widersacher als Marxisten bezeichneten – etwas, das für Oberst Roschdestwenski schwer verständlich war. Wären sie echte Marxisten, hätte er einen von ihnen unter Berufung auf die Parteidisziplin dazu heranziehen können, die Operation durchzuführen… aber nein. Das Wenige, was er über irische Terroristen wusste, ließ keinen Zweifel daran, dass sich kaum einer von ihnen dazu bringen ließe, die Parteidisziplin über seine eigenen Glaubensauffassungen zu stellen. So attraktiv es theoretisch erscheinen mochte, so schwer wäre es in der Praxis umzusetzen.
    Blieben nur die Muslime. Viele von

Weitere Kostenlose Bücher