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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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observiert werden sollte, was sehr unwahrscheinlich war. Mary Pat war noch bei keinem ihrer Außendiensteinsätze aufgeflogen. Sie erinnerte sich an jeden einzelnen Moment
ihrer Ausbildung auf der »Farm« in Tidewater, Virginia. Sie hatte zu den Besten ihrer Klasse gehört, und sie wusste, dass sie gut war. Sie wusste aber auch, dass man nie so gut war, um sich Unvorsichtigkeit leisten zu können. Aber solange man vorsichtig war, konnte man jedes Pferd reiten. Großvater Wanja hatte ihr auch das Reiten beigebracht.
    Sie würde in dieser Stadt mit dem kleinen Eddie viele Abenteuer erleben. Sie würde warten, bis der KGB es satt bekam, sie zu beschatten, und dann wollte sie so richtig loslegen. Sie fragte sich, wen sie außer den etablierten Agenten vor Ort, die sie zu führen hatte, noch alles für die CIA anwerben konnte. Ja, sie war hier mitten in der Höhle des Löwen, und ihre Aufgabe bestand darin, diesem Mistvieh ordentlich die Hölle heiß zu machen.
     
    »Sehr gut, Aleksei Nikolai’tsch, Sie kennen den Mann«, sagte Andropow. »Was soll ich ihm jetzt sagen?«
    Es war ein Zeichen für die Intelligenz des KGB-Chefs, dass er den Agenten in Rom nicht mit einer vernichtenden Bemerkung bloßstellte. Nur ein Dummkopf trampelte auf seinen hochrangigen Untergebenen herum.
    »Er bittet um Führung – wegen der Tragweite der Operation und so weiter. Wir sollten sie ihm geben. Das wirft die Frage auf, was genau Sie im Sinn haben, Genosse Vorsitzender. Haben Sie sich schon zu diesem Punkt Gedanken gemacht?«
    »Also schön, Oberst, was sollten wir Ihrer Meinung nach tun?«
    »Genosse Vorsitzender, die Amerikaner haben für diese Situation eine Redewendung, die ich zu schätzen gelernt habe: Das übersteigt meine Gehaltsstufe.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie nicht ab und zu – zumindest in Gedanken – den KGB-Vorsitzenden spielen?«, fragte Juri Wladimirowitsch ziemlich pointiert.
    »Ehrlich gesagt, nein. Ich beschränke meine Überlegungen auf das, wovon ich etwas verstehe – auf operative Probleme. Für Fragen, die so stark in die hohe Politik hineinspielen, fühle ich mich nicht kompetent genug, Genosse.«
    Eine kluge Antwort, wenn auch keine ehrliche, stellte Andropow fest. Es wäre Roschdestwenski allerdings auch gar nicht möglich, über irgendwelche Überlegungen dieser Größenordnung zu reden,
weil beim KGB sonst niemand ermächtigt war, über solche Dinge zu sprechen. Im Augenblick bestand zwar die Möglichkeit, dass er auf Anweisung des Politbüros von einem hochrangigen Mitglied des Zentralkomitees der Partei zu dieser Sache befragt wurde, aber eine solche Anweisung müsste praktisch von Breschnew selbst kommen. Und das, dachte Juri Wladimirowitsch, war zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht wahrscheinlich. Deshalb … ja, der Oberst würde, wie das alle Untergebenen taten, insgeheim über die Sache nachdenken, aber als erfahrener KGB-Offizier behielt er seine Gedanken, vielleicht im Gegensatz zu einem Parteibonzen, für sich.
    »Na schön, dann wollen wir die politischen Erwägungen mal ganz beiseite lassen. Betrachten Sie es als eine theoretische Frage: Wie bringt man diesen Geistlichen am besten um?«
    Roschdestwenski schien sich in seiner Haut nicht so recht wohl zu fühlen.
    »Nehmen Sie Platz«, forderte der KGB-Chef ihn deshalb auf. »Das ist nicht die erste komplizierte Operation, die Sie planen. Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    Roschdestwenski setzte sich, bevor er zu sprechen begann. »Zuallererst würde ich jemanden um Hilfe bitten, der mit so etwas mehr Erfahrung hat. Wir haben hier in der Zentrale mehrere solche Leute. Aber … nachdem Sie mich gebeten haben, einmal rein theoretisch darüber nachzudenken …« Die Stimme des Obersts wurde immer leiser, und sein Blick wanderte nach links oben. Als er schließlich wieder zu sprechen begann, tat er es sehr bedächtig.
    »Zuallererst: Goderenkos Agentur würden wir nur zu Informationszwecken benutzen – Ausspähung der Zielperson und was sonst noch alles dazugehört. Auf keinen Fall dürften wir unsere Leute in Rom in irgendeiner Weise aktiv ins Spiel bringen… Eigentlich würde ich sogar dringend davon abraten, überhaupt sowjetisches Personal für die aktiven Elemente der Operation einzusetzen.«
    »Warum?«, fragte Andropow.
    »Die italienische Polizei ist bestens ausgebildet, und bei Ermittlungen dieser Größenordnung würde sie sehr viel Personal einsetzen und obendrein noch ihre besten Leute. Bei jedem Zwischenfall dieser

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