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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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die Augen und wartete auf das Ende.
    »Valerie«, sagte eine Mädchenstimme.
    Sie öffnete die Augen wieder und spähte durch die Augenlöcher.
    Der Schatten beugte sich in ihr Blickfeld.
    »Prudence?«
    »Ich soll dir von Roxanne ausrichten, dass es ihr leidtut«, flüsterte Prudence. »Sie hat das alles nur gesagt, um ihren Bruder zu retten.«
    »Das weiß ich.« Ein Schauder ließ Valerie erzittern und brachte ihre Ketten zum Klirren. »Würdest du ihr sagen, dass ich ihr verzeihe?«
    »Natürlich. Aber ich wollte noch was sagen … Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
    Es lag etwas Fahriges in Prudences Stimme.
    »Du musst nichts sagen.«
    »Nein, aber ich möchte.«
    Valerie wollte sich vorbeugen, doch die Ketten strafften sich. Prudence bückte sich noch weiter zu ihr herunter. Ihr braunes Haar fiel wie ein Vorhang vor ihr Gesicht.
    »Ich möchte dir sagen, dass du vielleicht Roxanne zum Narren halten kannst, aber mich nicht«, stieß sie hervor, und ihre Worte zischten wie Feuer. »Du hast dich immer für etwas Besseres gehalten. Selbst für Henry warst du dir zu fein! Dein Schaden ist unser Nutzen. Jetzt bekommst du, was du verdienst.«
    »Prudence!« Mit einem Mal konnte sich Valerie nicht mehr erinnern, wie es war, Prudence zur Freundin zuhaben. Sie versuchte, stark zu bleiben. »Du solltest jetzt besser
gehen.« Ihre Augen fühlten sich trocken an, wie liegen gebliebene, ausgedörrte Früchte.
    Prudence hob den Blick. Die Wolken hatten sich geteilt und der rote Mond stand wieder am Himmel. »Ja. Du hast recht. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern. Der Wolf wird dich holen.«
    Valerie war beinahe dankbar für die Maske, denn sie verbarg, was sie für ihre Peinigerin empfand. Sie schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, war Prudence fort.
    Ein Winterwind heulte und Valeries Zittern brachte ihre Ketten zum Klirren.
    Sie konnte nichts weiter tun als warten. Der Wolf würde sie holen.
    Aber was dann?

Kapitel 27
    A m anderen Ende des Platzes stand Solomon auf dem Turm des Kornspeichers, umgeben von Waffen, Tauen und Köchern. Unter ihm in den Gassen waren Soldaten versteckt, bewachten die Pferde, schärften Pfeile mit Silberspitzen, lauerten in Fenstern. Alles war bereit. Es gab nichts weiter zu tun, als sich mit einem Messer die Fingernägel zu putzen und den Schmutz auf den Boden zu schnippen. Seine Haut, leicht abgeheilt, spannte wie die eines Bratapfels. Pater Auguste gesellte sich zu ihm.
    »Wissen Sie, wie man einen Tiger fängt, Pater Auguste?«, flüsterte Solomon mit steinerner Miene und blickte hinab zu der jämmerlichen Puppengestalt der an den Altar geketteten Valerie. »Man bindet seine beste Ziege draußen an und wartet.«

    Neben der bröckligen Dorfmauer kauerte eine dunkle Gestalt und suchte im Schein einer Fackel etwas im Schnee. Sie fand, was sie suchte, und senkte die Fackel. Einen Augenblick lang geschah nichts.

    Dann fing der Boden Feuer, und eine Flammenlinie züngelte über den Platz, wurde immer schneller und raste über die Lampenölspur hinaus zu der leer stehenden Scheune und dem großen Haufen Anzündholz, der dort genau zu diesem Zweck gestapelt war. Peter duckte sich mit der Fackel und beobachtete, das Gesicht von den Flammen erhellt, mit Befriedigung, wie seine und Cesaires Arbeit Früchte trug.

    In seinem Befehlsstand auf dem Kornspeicherturm blinzelte Solomon in den plötzlichen Lichtschein, sah, wie Flammen und Rauch sich auf dem Platz unter ihm ausbreiteten. Er stieß einen leisen Fluch aus. Ausgerechnet heute Nacht. Er gab dem Hauptmann ein Zeichen – und im nächsten Augenblick seilten sich seine Männer an der Mauer des Kornspeichers ab.

    Das Innere der Maske füllte sich mit Licht, und Valerie spähte durch die Augenlöcher, verblüfft über die Flammen und den wirbelnden Rauch. Sie zuckte in ihren Fesseln zusammen, als sie dicht hinter sich ein Geräusch hörte.
    »Ich hole dich hier raus.«
    Trotz des Durcheinanders wusste sie sofort, dass es Henry war. Doch sein eindringlicher, fieberhafter Ton machte ihr Angst.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie verwirrt.
    »Das gehört alles zum Plan. Ich hole dich hier raus«, wiederholte
er und berauschte sich am Klang seiner eigenen Worte. Er war es, nicht Peter, der die eigentliche Befreiung durchführte. Er begann, mit den seltsamen Schlüsseln zu hantieren, die er am Nachmittag geschmiedet hatte – Dietrichen. Er hatte geübt und seine Finger arbeiteten für ihn. Der Dietrich knirschte im Schloss,

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