Red Shark: Thriller (German Edition)
Optionen nach, die ihm offen standen. Er war ein gut aussehender Mann mit den fein geschnittenen Mandarin-Gesichtszügen von dem Typ, wie ihn die jüngeren Mitglieder des Zentralkomitees bevorzugten, zu deren Aufgabengebiet die Vergabe von besonders begehrten Posten in der Marine gehörte. Zemins Offiziere, von ihm persönlich handverlesen, wurden dazu ermutigt, selbstständig zu denken, was in der Marine eine Seltenheit darstellte.
»Vielleicht sollten wir nach Matsu Shan fahren, Genosse Kapitän«, schlug der Erste Offizier vor.
»Ich bin der gleichen Meinung. Die Minister in Beijing könnten das interessant finden, was wir melden. Sie können die entsprechenden Befehle geben.«
Der Erste Offizier trat sofort in Aktion. Das gedrungene, tropfenförmige U-Boot schwenkte von der White Dragon weg und zog mit voller Kraft nach Norden.
»Wollen wir doch mal sehen, was dieser Drogenhändler Fat vorhat«, sagte Zemin.
10
N ORDWESTLICH VON S AKISHIMA G UNTO
Scott brachte eine Trainingseinheit zu Ende und ging dann unter die Dusche. In einem frischen Kampfanzug setzte er sich an den kleinen, ausklappbaren Schreibtisch in seiner Kajüte und dachte über die Mission nach. Jefferson war ein Risiko. Der Mann wollte die Operation selbst durchführen, und keiner sollte ihm dabei über die Schulter sehen. Vielleicht stand dahinter die Befürchtung, Radford würde ihm nichts zutrauen, weil er Scott zu der Mission abgestellt hatte. Nicht genug damit, dass Scott sich mit Jeffersons Empfindlichkeit herumschlagen musste, es blieb dazu nur noch sehr wenig Zeit, herauszubekommen, was man in Nordkorea vorhatte. Hatte Marschall Jin und seine Truppe einen Angriff mit Kernwaffen vor? Wenn es dazu kam, würden die US-Trident-Atom-U-Boote Raketen mit Atomsprengköpfen auf Nordkorea abfeuern. Dafür werden wir alle ausgebildet , dachte Scott, aber man kann sich nicht für die Möglichkeit ausbilden, dass ein wahnsinniger General in Nordkorea einen ebenso wahnsinnigen Diktator stürzt .
Er dachte an Tracy, die gerade in Tokio war. Was war, wenn sie es erfuhr? Würde sie ihr Spielzeug Rick verlassen und nach Hause kommen? Und wenn sie das tat, würde sie sich wieder mit ihm versöhnen? Warum nur machte er sich Gedanken darüber, ob er sie überhaupt noch brauchte?
Das tonaktivierte Telefon summte.
»Scott.«
Sam Deacon meldete sich. »Wir sind ungefähr an Punkt X-Ray. Ich dachte, das wollen Sie vielleicht wissen.«
»Ich komme sofort nach oben.«
Scott fand Deacon, Kramer, Jefferson und den wachhabenden Steuermanns-Bootsmann an einem der Kartentische in der Kommandozentrale versammelt.
Jefferson machte ihm Platz und deutete auf zwei Markierungen, die östlich von Taiwan in die Seekarte eingetragen worden waren. »Der Captain sagt, wir sind hier, und X-Ray ist hier.« X-Ray war der vereinbarte Wartepunkt etwa dreißig Kilometer nordöstlich von Matsu Shan.
»Wir haben Sie um zweiundzwanzig Uhr in Startposition«, sagte Deacon.
Noch acht Stunden, überlegte Scott. Bisher lief alles wie am Schnürchen. »Wie ist der Schiffsverkehr oben?«
»Sir, wie auf dem Times Square«, antwortete der Bootsmann. »Wir haben fast zwanzig Objekte auf dem Schirm.«
Schiffe aller Größen auf dem Weg von und in die Häfen Taiwans stellten ein potentielles Risiko für die Reno dar. Um der Entdeckung zu entgehen und während ihrer lautlosen Fahrt auf X-Ray zu einen möglichen Zusammenstoß zu vermeiden, hatte Deacon 165 Meter Tiefe befohlen.
»Sie sollten bis spätestens zweiundzwanzig dreißig gestartet sein«, sagte Deacon.
Scott richtete sich an Jefferson. »Sind Sie die Checkliste des Mini-U-Boots durchgegangen?«
»Durchgecheckt und startbereit. Wir werden kurz vor dem Start einen letzten Check durchführen.« Er richtete sich vom Kartentisch auf. »Wie steht es mit dieser Einweisung vom Alten? Es wäre doch an der Zeit dafür, oder?«
Radford wurde in etwa fünfzehn Minuten über das RDT-Netz erwartet. Scott hoffte, dass auch Fumiko dabei sein würde, weil er so die Chance bekommen würde, sie noch einmal zu sehen, bevor es losging.
»Skipper, können wir die Konferenz in die Kommandozentrale schalten?«, fragte Scott. Er deutete auf den Behelfsschirm, der über dem Kartentisch auf der Steuerbordseite angebracht worden war. »Ich möchte Sie dabeihaben, damit Sie Bescheid wissen, falls wir später Verstärkung brauchen sollten.«
Jefferson reagierte sofort. »Ausgeschlossen … Tut mir leid, Captain, das geht nicht gegen Sie.« Er deutete
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