Red Shark: Thriller (German Edition)
uns darüber Sorgen machen.«
»Ich weiß, was Karl meint. Ich weiß auch, was das Verteidigungsministerium und der Generalstab meinen: Ich weiß sogar, was meine Frau meint. Jetzt will ich aber hören, was Sie meinen.«
Friedman, ein gedrungener Mann, dessen dichtes Haar in der erdrückenden Luftfeuchtigkeit Floridas noch störrischer war als sonst, wischte sich einen Schweißtropfen vom Kinn. »Na ja, eigentlich hätten sie unseren KH-12ern und den Überwachungskameras der UN um das Gelände nur noch zuwinken brauchen. Die KH-12er haben die Thermalsignaturen der Waffen aufgezeichnet, die sie abgeben, wenn sie auf Bereitschaft geschaltet sind. Das war, nachdem Nordkorea die Siegel der UNSCOM-Inspektoren gebrochen hatte und in die Anlage eingedrungen war. Das ist laut dem von Kim unterzeichneten Vertrag ausdrücklich verboten, der damit wertlos ist. Wir wissen, dass sie zwanzig Atomsprengköpfe in diesem Höhlenkomplex lagern, und ich glaube nicht, dass sie dort eine Inventur durchführen wollen. Wie ich schon sagte, versucht Jin, uns Angst zu machen, indem er uns glauben machen will, dass er ganz bewusst bis an den Rand eines Atomkriegs gehen wird. Ich glaube aber nicht, dass er den Mut dazu hat.«
»Ach, nein? Ich habe die Infrarotaufnahmen dieses LKWs gesehen, der in dieser Nacht von der Anlage weggefahren ist. Kim hat die einzige Schienenstrecke in die Kangnam-Berge abgerissen, also führt der einzige Weg von oder nach Tongchong über die Straße. Was haben sie also vor? Was sagt unser Kontakt in Pjöngjang dazu?«
Friedman schüttelte den Kopf und schwitzte. »Nichts. Er ist völlig verstummt. Nach diesem Coup ist das für ihn ja auch der reine Drahtseilakt. Vielleicht, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat und es für ihn wieder sicher ist, dem dänischen Botschafter einen Besuch abzustatten –«
»Inzwischen schiebt Jin Atomsprengköpfe herum wie bei einem Dame-Spiel«, sagte der Präsident. »Und wir haben keine Ahnung, wo sie sind oder was er damit vorhat. Ich kann nicht einfach von der Voraussetzung ausgehen, dass er nur blufft. Was ist denn, wenn er das nicht tut?«
Der Präsident frottierte sich Wassertropfen aus seinem kurz geschnittenen Haar. Er drehte sich von Friedman zur Flotte der Segelboote um, die sich täglich in der Hoffnung, einen Blick auf den Präsidenten oder seine attraktive Frau zu erhaschen, vor dessen Grundstück versammelten. Ein Boot der Küstenwache verjagte mit lautem Sirenengeheul ein Segelboot, das sich in die Tausend-Meter-Sicherheitszone verirrt hatte, die das Weiße Haus in Florida vor Selbstmordattentaten schützte.
Er drehte sich zu Friedman herum. »Paul, nehmen wir mal an, sie transportieren tatsächlich Atomsprengköpfe. Aber wohin? Das SRO hat diesen verdammten Laster aus den Augen verloren, der sie unserer Meinung nach transportiert hat. Als er auf dem Testgelände in Pjöngjang oder ihrem Abschussrampenkomplex in Hamhung nicht erschienen ist, haben unsere Leute an Ort und Stelle angefangen, danach zu suchen, und als sie sie nicht gefunden haben, sind sie in Panik geraten. Also, wo zum Teufel sind sie? Diese Atomsprengköpfe haben doch ganz offensichtlich mit Jins Treffen mit diesem … diesem, wer es auch sein mag … auf Matsu Shan zu tun. Aber wie nur, wie?« Der Präsident sprach mit so viel Besorgnis in der Stimme, dass Friedman zusammenzuckte, als würde es ihm körperliche Schmerzen bereiten, das zu hören.
Eine Sekretärin mit einem Schriftstück in der Hand trat zum Pool und kam auf die beiden Männer zu. Sie sah mit ihrer Strumpfhose, ihrem Kostüm und mit den hohen Absätzen merkwürdig deplatziert aus. Friedman freute sich über die Störung und sagte: »Hallo, Karen.«
»Ich bitte wegen der Störung um Entschuldigung, Mr. President«, sagte sie. »Aber hier ist eine Nachricht für Mr. Friedman vom U-Boot-Flottenkommando Pazifik. Dringlich.«
Er überflog die Nachricht und verkündete: »Die Reno hat X-Ray verlassen. Scott rückt vor.«
2. Teil
Black OPS
12
M ATSU S HAN
Jin und Tokugawa schlenderten aus dem Speisezimmer auf die Terrasse hinaus. Eine warme Brise, die nach Orangenblüten duftete, ließ die Kerzenflammen tanzen. Tokugawa sah einen Schatten, der sich lautlos zwischen den nassen Orangenbäumen bewegte, und wusste, dass das einer der bewaffneten Männer war, die das Gelände patrouillierten. Sie hatten wie die anderen Wachtposten die Anweisung, sich während der Besprechung der beiden Männer möglichst wenig sehen zu lassen. Vorher
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