Red Shark: Thriller (German Edition)
sich dabei und vermieden leicht zu überblickende Strecken, die Fats Leute im Auge behalten würden, falls sie Eindringlinge vom Meer her erwarteten. Sie richteten sich zügig eine Verteidigungsposition oberhalb der Wasserlinie ein, wo sie ihre Flossen und Schwimmanzüge ablegten, um sich von Wasserausrüstung auf Landausrüstung umzustellen, und versteckten sie an der Stelle, die sie sich für später als Sammelpunkt ausgesucht hatten.
Scott betrachtete ihre Umgebung. Der erdrückende Geruch der Dschungelvegetation, die von einem Gewitterregen noch nass war, wehte ihm in die Nase. Und noch etwas roch er: Dieselöl. Der Pier mit dem Motorboot war links von ihm nicht mehr als fünfzig Meter entfernt. Direkt vor ihnen, gleich hinter der Begrenzung des Strands, begann eine dichte Mauer aus Palmen und Mangroven. Sie würde ihnen eine ausgezeichnete Deckung für die Vorbereitungen auf den Marsch ins Innere der Insel liefern. Dahinter konnte Scott gerade noch die Lichter der Villa ausmachen, die hoch oben auf dem Felsvorsprung über ihnen stand. Er schätzte die Entfernung bis zu dessen Fuß und den in den Fels geschnittenen Treppenstufen auf weitere hundert Meter.
Scott spürte, dass Jefferson neben ihn trat. Beide Männer hatten ihre Nachtsichtbrillen hochgeklappt, und das Weiße ihrer Augen schien in der Dunkelheit unnatürlich hell.
»Haben Sie jemand auf dem Pier gesehen?«, fragte Jefferson.
»Nein. Seltsam.«
»Wieso? Sagen Sie es mir!« Jefferson blickte sich zu den anderen um, die sich um sie sammelten, und sagte: »Ach, scheiß drauf! Vielleicht liegen sie einfach im Bett.«
Scott erwiderte nichts. Das Dieselöl stank, und ebenso der abgestorbene Tang, der sich in den dicken Mangrovenwurzeln gesammelt hatte. Er schob sich nach vorne, um besser durch den Wald von Blättern sehen zu können. Dann klappte er die Nachtsichtbrille herunter und untersuchte ihren geplanten Weg zu dem Felsvorsprung. Noch immer nichts. Er hörte nur das Summen von Insekten, den Ruf eines Nachtvogels und raschelnde Palmwedel. Das Geländestück, das sie bis zu dem Fuß der Treppe durchqueren mussten, war vollgestellt mit aufgestapelten Ölfässern, einigen Fahrzeugen und einem Geräteschuppen. Von irgendwelchen Wachtposten war nichts zu sehen.
»Okay«, sagte er und kroch auf Ellbogen und Knien zu Jefferson zurück. »Wo ist Caserta?«
Caserta war für die Kleinst-Flieger und ihre Kontrollgeräte zuständig. Er war selbst ein geübter Pilot. Die »Gismos«, wie Caserta sie nannte, waren in einem druck- und wasserfesten Koffer verpackt, der zusammen mit dem Rest seiner Ausrüstung an seine Gurte geschnallt war. Scott winkte ihm zu, und Caserta kam zu ihm und kniete sich nieder.
»Wir gehen los«, sagte Scott, »und am Fuß der Steilwand richten wir uns ein.«
Caserta nickte zustimmend. Die anderen machten sich bereit und packten ihre M4 fester.
»He, Skipper«, flüsterte Oberbootsmann Brodie. »Nachricht von der Reno .« Brodie war für das Miniatur-Satelliten-Kommunikationsgerät zuständig. Es war etwa so groß wie ein kommerzielles Handy und ermöglichte jederzeit Kommunikation mit der Reno , oder theoretisch mit jedem anderen entsprechenden Anschluss auf der Welt, darunter Radford, das SRO und Fumiko im japanischen Nachrichtendienst.
Scott stöpselte seinen Ohrhörer und das Kehlkopfmikro in das Gerät und drückte den Aktivierungsknopf. Durch das Nachtsichtgerät sah er die dreistellige Ident-Kennzahl der Reno aufleuchten. Sofort meldete sich Deacon.
» Reno Eins.«
»Ich höre«, sagte Scott.
»Köpfe hoch. Die White Dragon landet gleich.«
Eine kurze Pause. »Sagen Sie das noch mal.«
»Die White Dragon wird –«
» Ich habe es gehört. Wo?«
»Wir haben sie vor zwanzig Minuten auf dem Weg von Chi-lung aufgenommen. Und etwa jetzt dürfte sie um die Landspitze kommen und sich darauf vorbereiten, im Kanal vor Anker zu gehen.«
»Verstanden – Ende.«
»Was gibt’s denn?«, erkundigte sich Jefferson.
»Das«, erwiderte Scott.
Sie hörten deutlich Dieselmotoren. Sie sahen auf die See hinaus und erkannten die White Dragon , die bis auf die roten und grünen Positionslichter abgedunkelt war, um die Landspitze herum in Sicht kommen, die eine Seite des Kanals zum Strand bildete.
»Wo zum Teufel war sie?«, fragte Jefferson.
Scott und die SEALs verschwanden schnell, aber lautlos vom Strand und suchten sich Deckung zwischen den Mangrovenwurzeln. Fats Dschunke legte an und ging vor Anker. Lichter gingen am Pier an,
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