Red Shark: Thriller (German Edition)
unscharf gelbe und grüne Farbtöne, während der kleine Roboter über ihren Köpfen hin und her flog und sich mit Hilfe seiner Trägheitssteuerung orientierte. Dann stabilisierte sich das Bild, und eine Luftaufnahme der Villa war zu sehen. Durch das Nachtsichtgerät, das der Kamera zugeschaltet war, sah es aus wie bei Tag und im hellen Sonnenlicht. Die Schatten waren scharf gezeichnet und schwarz, und die Details waren verblüffend deutlich zu erkennen.
»Schauen wir uns den Hubschrauber-Landeplatz an«, sagte Scott.
Caserta betätigte vorsichtig den Joystick, und der Flieger stieg hoch über den Felsvorsprung, bis er direkt über einer leeren geteerten Fläche schwebte.
»Scheiße!«, schimpfte Scott. »Der Vogel ist weg. Was verrät uns denn die Infrarotaufnahme?«
Caserta schaltete die Sensoren auf Infrarot um und sah nach. Die von Wärme gezeichneten Umrisse des verschwundenen Hubschraubers erschienen auf dem Schirm.
»Er ist vor etwa vier Stunden gestartet.«
Scott berichtete es Jefferson, der ebenfalls mit »Scheiße!« reagierte.
Caserta holte den Flieger von seiner Höhe von dreißig Metern herunter, bis er direkt über der Terrasse schwebte und er und Scott aus der Perspektive eines etwa einen Meter achtzig großen Mannes direkt in das Esszimmer sehen konnten.
Plötzlich wurde das Bild schwarz. Einen Herzschlag später war es wieder da, und Scott überlegte sich, dass wohl gerade jemand vor der Kamera vorbeigegangen war. Eine ältere Dienerin, eine Chinesin ihrem Aussehen nach, entfernte sich von der Kamera und beugte sich vor, um Geschirr vom Esstisch abzuräumen.
Von Caserta geführt flog das Gerät langsam durch eine offene Doppeltür in den zentralen Wohnbereich der Villa. Ein schwarz gekleideter Mann mit einer AK-47 in der Hand erschien. Ein zweiter, ebenfalls bewaffneter Mann kam in Sicht, sprach kurz mit dem ersten, und dann verschwanden beide aus dem Aufnahmefeld der Kamera.
Caserta machte einen Schwenk von 360 Grad, sah, dass sonst niemand in dem Raum war, und flog weiter. Das Gerät zeigte kurz einen verlassenen Gang mit Türen auf beiden Seiten, und schließlich flog es in ein Schlafzimmer. Darin lag ein weiterer schwarz gekleideter Mann auf einem Doppelbett und schlief. Neben ihm lag eine AK-47. Caserta ließ das MAV wieder zurückfliegen. Weitere Zimmer, weitere bewaffnete Männer, auch Frauen, die herumsaßen, Fernsehen schauten, tranken und aßen. Dann eine Treppe hinunter zu einer Küche, wo Aushilfen Woks schrubbten und eine Geschirrspülmaschine einräumten.
Scott hörte ein »Psst!« von Jefferson. »Irgendetwas zu sehen?«
»Noch nicht. Bei Ihnen?«
»Sauber – äh, Moment mal … Scheiße, da kommt jemand.«
Scott tippte Caserta an den Arm und deutete nach links. Er schob den Sicherungshebel des M4-Karabiners nach vorne und hatte damit die Möglichkeit, kurze Feuerstöße von drei Schuss oder Dauerfeuer abzugeben.
»Aufpassen«, warnte Jefferson. »Wir haben Besuch.«
Scott spannte die Muskeln. Er hatte das Knirschen von Füßen auf den Muscheln schon gehört, bevor er Jeffersons gezischte Warnung aufgenommen hatte. Durch seine Nachtsichtbrille sah er zwei Männer, wie diejenigen auf dem Monitor schwarz gekleidet, die Maschinenpistolen mit den charakteristischen geschwungenen Magazinen über die Schulter gehängt hatten. Sie kamen langsam auf den Schuppen zu und unterhielten sich laut und ungestört auf Chinesisch. Die rote Glut der Zigaretten in ihrem Mund wippte mit den Bewegungen ihrer Köpfe auf und ab.
»Ich habe sie«, flüsterte Scott in sein Mikro. »Machen Sie sich bereit, sie zu erledigen.«
Er sah, dass Jefferson und seine Leute sich an den Boden pressten und versuchten, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Eine Taschenlampe ging an. Einer der Männer schwenkte den Strahl vor sich, der in Scotts Nachtsichtbrille hellgrün leuchtete, während die beiden sich einen Weg um die aufgestapelten Ölfässer suchten und auf den Geräteschuppen zugingen, bei dem Scott und Caserta kauerten.
Scott behielt Entfernungen und Zugangswinkel genau im Auge, während er darauf wartete, dass die beiden Männer näher kamen. Der Mann mit der Taschenlampe trennte sich von seinem Begleiter und richtete den Strahl seiner Lampe auf die Wand des Schuppens und dann auf einen Schaltkasten mit einem dicken, rotierenden Kontrollgriff. Ein Kabel führte von dem Schaltkasten zu einem Pfahl und von dort zu den Laternen auf dem Pier. Der Lichtstrahl wanderte nur gut einen halben Meter
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