Red Shark: Thriller (German Edition)
über ein kleines drahtloses Mikrofon, das er sich wie die Nachrichtensprecher in den Fernsehstudios an sein Sakko gesteckt hatte.
»Können wir sie rausholen?«
Radford zögerte kurz und fuhr sich mit der Zungenspitze über die trocken gewordenen Lippen. »Nein, ich fürchte nicht. So müssen sich den Weg freikämpfen – wenn es dazu kommen sollte.«
»Was glauben Sie denn?«
»Na ja, wie Sie gerade gesehen haben, sind Fat und seine Leute alarmiert worden. Ich würde sagen, Scott und seine Leute haben eine Fifty-fifty-Chance, ohne einen Kampf da rauszukommen.« Radford wusste genau, dass diese Einschätzung viel zu optimistisch war. Ihre Chancen standen bestenfalls dreißig zu siebzig. »Wir haben möglicherweise Fats Stärke unterschätzt.«
»Was haben wir dort in der Gegend, das ihnen raushelfen könnte?«, fragte der nationale Sicherheitsberater.
»Paul, wenn Sie Spezialeinheiten meinen, oder Hubschrauber, oder –«
»Ich meine, was auch immer wir dort haben – Schiffe, Flugzeuge, egal, was.«
»Nichts. Wir haben keinerlei Schiffe oder Flugzeuge in einem Umkreis von achthundert Kilometern von Taiwan oder der Straße von Formosa. Wir wollten den Chinesen keine Veranlassung zu Vermutungen geben, wir könnten dort etwas vorhaben.«
»Verdammt noch mal! Und zu allem Überfluss ist dieser nordkoreanische Hubschrauber auch schon weg!«
»Ja.«
»Und dieser andere Kerl, den der japanische Geheimdienst mit ziemlicher Sicherheit für einen Japaner hält, was ist mit dem?«
»Das wissen wir nicht. Nach Scotts Bericht haben sie auf der Insel nur Fat und seine Leute vorgefunden. Jin und sein Gast müssen ihr Geschäft schon abgeschlossen haben und weggeflogen sein, bevor Scott und die SEALs gelandet sind. Wir überprüfen gerade die Aufzeichnungen unserer Satelliten, ob wir vielleicht den Flug des Hubschraubers zurück zur Sugun rekonstruieren können.«
»Wir haben Scott, Jefferson und diese SEALs mit anderen Worten in eine Falle geschickt.«
»Als eine Falle würde ich es nicht bezeichnen. Ich würde sagen, unser Timing hat nicht so ganz gestimmt, aber natürlich haben wir uns auf Informationen des japanischen Nachrichtendienstes verlassen, und –«
»Vergessen Sie die Ausflüchte, Karl. Wenn Scott und die SEALs sich den Weg dort heraus freikämpfen müssen, werden die Chinesen das merken, stimmt’s?«
»Ich bin da nicht so sicher. Sie könnten auch denken, dass das eine lokal begrenzte Sache ist, Revierkämpfe unter Drogenhändlern.«
Nach einer langen Pause sagte Friedman: »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Karl. Ich möchte alles erfahren, was dort passiert.«
»Selbstverständlich.«
»Fifty-fifty, sagten Sie?«
»Wenn wir Glück haben.«
Die Kommunikationsverbindung brach ab. Wenn wir Glück haben.
»General Radford?«
»Ach ja, Miss Kida, Sie hätte ich fast vergessen.«
»Hatten Sie direkten Kontakt mit Commander Scott?«
»Von ihm persönlich haben wir nichts, nur die Video-Übertragung. Haben Ihre Leute sie gesehen?«
»Wir haben Kopien gezogen, die verteilt werden. Sie werden zur Stunde analysiert.«
Radford wusste, dass die Japaner in Gesichtserkennungs-Software führend waren. »Vielleicht können Sie im Gegensatz zu uns ja jemanden identifizieren«, sagte er.
»General, ich habe gehört, dass Sie Mr. Friedman gesagt haben, dass die von mir gelieferte Information falsch war und der Zeitpunkt der Besprechung –«
»Niemand macht Ihnen Vorwürfe, Miss Kida, am wenigsten ich. O nein, auf keinen Fall! Ich übernehme für Planung und Durchführung der Operation die volle Verantwortung. Sie trifft keine Schuld.«
»General –«
»Keine Sorge, Miss Kida, Sie sind in keiner Hinsicht verantwortlich.«
»General, wenn Sie –«
»Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Miss Kida.«
»Sir, wenn Sie Kontakt mit Commander Scott bekommen, lassen Sie es mich bitte wissen.«
18
D IE V ILLA
Scott hörte kurze Feuerstöße von je drei Schuss aus den M4, auf die zuerst Schreie und dann Stille folgten. Irgendjemand rief etwas auf Chinesisch. Danach hörte er das Rattern der AK-47 und die heißen 7,62er-Geschosse, die durch die Blätter klatschten, von Bäumen abprallten und die dünnen Blechwände des Geräteschuppens durchschlugen.
Nun meldete sich Jefferson: »Kontakt! Kontakt!« Zugleich sah Scott eine dunkle Gestalt mit einer schussbereiten AK-47 im Anschlag auf ihn zukommen. Scott riss seine M4 herum und gab einen kurzen Feuerstoß ab. Die Geschosse durchschlugen den Brustkorb
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