Reden macht Leute
Sprachwissenschaftler und Theaterleute zusammen, um für die Bühne eine einheitliche Aussprachenorm zu entwickeln. Es waren überwiegend ästhetische Gründe, die zur Normierung der deutschen Aussprache führten. Das Buch – im Schauspielerjargon nach seinem Hauptverfasser „Der Siebs“ genannt – erhielt damals, 1898, den Titel „Deutsche Bühnenaussprache“. Mit der Entwicklung des Rundfunks und des Tonfilms ergab sich ein großer Bedarf nach diesem Buch, das daraufhin öfter neu aufgelegt wurde. 1920 erhielt das Buch einen neuen Titel und hieß dann „Deutsche Hochlautung“. Damit war es zur Norm für alle Deutschen geworden. Trotzdem besteht keine Notwendigkeit, dass alle Deutschen wie Schauspieler sprechen. Sprache dient der Verständigung, und diese ist selten durch eine dialektgefärbte Aussprache gefährdet.
Wichtig: Verlassen Sie sich deshalb auf das Urteil der Hörer oder beim Besuch eines Rhetorikseminars auf das der Teilnehmenden. Wenn diese Sie trotz Mundart oder Dialektfärbung ohne Mühe verstehen, vielleicht sogar Ihre nicht normgerechte Aussprache positiv bewerten, dann sollten Sie mit sich nicht länger hadern und Ihre Aussprache akzeptieren. Ihre Dialektfärbung gehört zu Ihrer Persönlichkeit.
Sie verlieren an Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit , wenn Sie sich krampfhaft um Hochdeutsch bemühen.
Die folgenden Normen behalten somit ihre Gültigkeit:
Sprich langsam, laut und deutlich!
Nuschle doch nicht so!
Mach den Mund auf, wenn du redest!
Hilfen bei zu schnellem Sprechen
Viele Vortragende sprechen zu schnell, selbst wenn sie sich vornehmen, langsam zu sprechen. Woran liegt das? Hierfür gibt es verschiedene Ursachen:
Sie kennen den Sachverhalt in- und auswendig und tragen ihn zu schnell vor, weil Sie sich nicht in die Situation der Hörer hineinversetzen, für die der Sachverhalt völlig neu ist. Hier hilft Ihnen ein guter Blickkontakt zum Publikum, das Maß für das richtige Tempo herauszufinden. Denn meist erkennen Sie an den Gesichtern, wenn Menschen das Gehörte nicht verstehen.
Sie sprechen „ich-zentriert“ und wollen einfach nur Ihr Anliegen loswerden, ohne Rücksicht darauf, ob Ihre Hörer das Gesagte kapieren oder nicht. Hier hilft Ihnen die richtige Einstellung, denn wenn Ihre Hörer nur „Bahnhof“ verstehen, dann ist dies für beide Seiten Zeitverschwendung. Überlegen Sie stattdessen, wovon Sie Ihre Hörer überzeugen möchten und konzentrieren Sie sich auf Ihr Publikum, um zu spüren, ob Sie es mit Ihrer Rede auch tatsächlich erreichen und fesseln.
Sie sind quasi auf der Flucht und versuchen nun, durch schnelles Sprechen dieser unangenehmen Situation möglichst rasch zu entrinnen. Falls das auf Sie zutrifft, empfehle ich Ihnen, noch einmal den Abschnitt „Lampenfieber ist beherrschbar“ (Seite 18) zu lesen.
Sie haben Angst, dass Sie unterbrochen werden. Passiert Ihnen dies öfter, gibt es zwei Taktiken, dies zu unterbinden: Sie reden trotz Unterbrechung einfach weiter. Damit zeigen Sie dem Unterbrechenden, dass Sie gerade am Wort sind. Meist macht dieser dann einen Rückzieher und lässt Sie ausreden. Sie können sich auch angewöhnen, in solchen Situationen zu sagen: „Moment bitte, noch eine Minute“, oder: „Moment Herr Meyer, ich bin gleich fertig“, oder: „Moment, ich bin am Wort.“ Wichtig ist, dass Sie diese Worte mit einer Stoppgeste unterstreichen. Wenn Sie dies ein paar Mal praktiziert haben, merken Ihre Hörer, dass Sie sich zur Wehr setzen und werden dann seltener den Versuch machen, Sie zu unterbrechen. So werden Sie sicherer im Umgang mit Unterbrechungen und können dann auch langsamer reden. Im Übrigen ist es ein Gerücht, dass Männer Frauen häufiger unterbrechen als umgekehrt. Es ist eher eine Frage der „Hackordnung“: So unterbricht der Ranghöhere den Rangniedrigeren. Umgekehrt ist dies eher selten. Da Frauen aber oft in untergeordneten Positionen zu finden sind, werden sie öfter von ranghöheren Männern unterbrochen. Sind Sie Chefin oder Chef, sollten Sie darauf achten, ob diese These stimmt, und dann versuchen, Mitarbeiter seltener zu unterbrechen.
Sie wollen in der vorgegebenen Zeit mehr sagen als möglich ist. Hier ist zum einen Selbstdisziplin angesagt und zum anderen der Mut zur Lücke. Entscheidend ist nicht, was Sie sagen, sondern was bei den Hörern hängen bleibt, und darüber hinaus ist alles andere „für die Katz“ und Sie können sich die Spucke dafür sparen. Oder man könnte in diesem Fall auch sagen: „Weniger
Weitere Kostenlose Bücher