Reden macht Leute
„ähm“ zu unterdrücken, indem Sie stattdessen einfach den Mund zumachen – dann kann auch dieser hässliche Laut nicht rauskommen. Oder bitten Sie einen lieben Menschen, Sie immer dezent ans Schienbein zu treten, wenn Sie „äh“ oder „ähm“ sagen. Spätestens, wenn Ihr Schienbein blau ist, werden Sie es sich abgewöhnt haben. Tritt es jedoch nur zu Beginn einer Rede als Zeichen von Unsicherheit auf, können Sie manchmal beobachten, wie es im Laufe der Rede seltener vorkommt und schließlich mit zunehmender Sicherheit ganz von selbst verschwindet.
Checkliste: Auf Wirkung sprechen
Pausen sind keine „Löcher“ – sie sind viel eher für das Verständnis notwendig.
Spannung durch bewusste Pausen aufbauen.
Pausen genießen lernen.
Sprechtempo öfter wechseln: mal schnell, mal langsam.
Lautstärke bewusst variieren: mal laut, mal leise.
Kindern Märchen ausdrucksvoll vorlesen: „Da kam der große, schwarze Wolf …“.
Auf „äh“, „ähm“, „ja“ etc. achten und solche Ausdrücke gegebenenfalls reduzieren.
Weitere Normen für das Sprechen
Und was ist mit Normen wie: Immer schön der Reihe nach erzählen! Sprich in ganzen Sätzen! Erst denken, dann reden! – Diese Normen erinnern daran, dass die Sprache eindimensional und die Wirklichkeit dreidimensional ist. Wir müssen diese Komplexität in ein sinnvolles „Nacheinander“ bringen. Dem kann man sich nicht entziehen, wenn man von anderen verstanden werden will. Eine große Hilfe hierbei ist das Vorversprachlichen (siehe Seite 26 f. und 151).
Die Norm „Sprich in ganzen Sätzen“ können Sie guten Gewissens beiseite legen. Man spricht nicht in „Sätzen“, sondern in „Sinnschritten“. Deshalb müssen gesprochene Texte zur Veröffentlichung in gedruckter Form immer mehr oder weniger aufwendig redigiert werden, auch wenn Sie vielleicht beim Zuhören den Eindruck hatten, dass die Rednerin oder der Redner druckreif sprach.
Die Norm „Erst denken, dann reden“ ist genauso fragwürdig, wenn man sich einerseits an Kleists Aufsatz „Über das allmähliche Verfertigen der Gedanken beim Reden“ erinnert. Andererseits sollte das „Vorversprachlichen“ abgeschlossen sein, wenn Sie vor Ihr Publikum treten. Vor den Hörern laut ins Unreine zu reden, kann bisweilen eine Zumutung sein. Richtig muss die Norm lauten: Erst vorversprachlichen, dann in der Öffentlichkeit reden.
Zur Vorbeugung von Heiserkeit
Es ist zwar bequemer und angenehmer, im Sitzen zu reden, doch werden Sie dann oft nicht von allen gut gesehen und so ist es ein Akt von Höflichkeit, im Stehen zu reden. Außerdem werden Sie nicht so schnell heiser, weil Sie besser atmen können. Bewegen Sie sich öfter, weil Sie sich dann weniger verkrampfen. Halten Sie immer ein zimmerwarmes Glas Wasser bereit. Vermeiden Sie das Räuspern, es ist Gift für Ihre Stimmbänder , schlucken Sie stattdessen etwas Speichel runter. Falls Sie schon etwas erkältet sind, lutschen Sie vorher Halsbonbons, aber solche ohne Menthol, Eukalyptus oder Pfefferminze, da diese die Schleimhäute austrocknen. Günstiger sind Bonbons oder Pastillen mit Honig, Salbei etc. Empfehlenswert ist auch, heißen Tee gegen Husten und Heiserkeit in einer Thermoskanne bereitstehen zu haben.
Der Kontakt zu den Hörern als Tür zum Redeerfolg
Ihr Lächeln kommt zu Ihnen zurück
Rednerpult nur, wenn es notwendig ist
Mehr Glaubwürdigkeit durch einen persönlichen Sprachstil
Tipps zu Ohrenöffner und Schlusssatz
Der Erfolg Ihrer Rede hängt davon ab, wie gut es Ihnen gelingt, sich auf den Hörerkreis und die Situation einzustellen. Das war schon Aristoteles bekannt. Ich nenne seine Überlegungen das „rhetorische Dreieck“. Danach ist Reden keine Einbahnstraße, sondern eine Straße mit Gegenverkehr. Das heißt, Sie müssen sich auf den Gegenverkehr einstellen, ihn beobachten und diese Informationen in Ihre Rede einfließen lassen. Das leisten Sie durch den Blickkontakt und durch die freie Rede. Sie ermöglicht es Ihnen, während Ihrer Rede Inhalte zu ändern und an die Bedürfnisse des Publikums anzupassen, denn die Hörer sind „richtungsweisend“ (Aristoteles). Das heißt, alles, was Sie tun, machen Sie, um bei Ihrem Publikum anzukommen. Deshalb ist der Eindruck, den Sie beim Publikum hinterlassen, viel wichtiger als das eigene Empfinden nach Ihrer Rede. Entscheidend für Ihren Redeerfolg kann auch die Situation sein, in der Sie reden. Die Griechen nannten das den „kairos“, den glücklichen Augenblick. Diesen
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