Reden macht Leute
„Sache“ beziehungsweise die sachgerechte Argumentation. Ganz ohne Sachkenntnis können Sie nicht überzeugen.
Wie aktuell die aristotelische Überzeugungstrias „ethos“, „pathos“ und „pragma“ ist, bestätigt die amerikanische Persuasionsforschung (Persuasion = die Kunst der Überzeugung). Danach ist es nicht die verbale Gewandtheit allein, die überzeugt. Alle können lernen, den eigenen Standpunkt überzeugend zu vertreten, auch wenn Sie nur über einen geringen Wortschatz verfügen und nicht so brillant formulieren können wie andere.
Praxis-Tipp:
Ihre Glaubwürdigkeit ist Ihr stärkstes Überzeugungsmittel!
Was Sie mit Rhetorik bewirken können
Meinungsänderungen brauchen oft Zeit
Tatsache ist, dass Sie gar niemand überzeugen können. Mag sein, dass Sie diese Aussage überrascht. Vielleicht denken Sie jetzt, was soll dann die ganze Rhetorik? Nun, die Rhetorik hilft Ihnen, Ihre Meinung, Ihr Wissen, Ihre Ideen und Vorstellungen überzeugend darzustellen.
Doch ob Sie damit wirklich überzeugen, entscheidet jeder Hörer ganz persönlich für sich. Wäre dies anders, dann wäre die Rhetorik sehr gefährlich und wirklich das, was ihr ihre Gegner vorwerfen, nämlich ein Herrschafts- und Manipulationsinstrument. Dennoch können Sie Ihre Hörer mit Hilfe der Rhetorik eher zu Ihrer Meinung hinführen als ohne diese Kunst. Die Macht der Rhetorik ist somit begrenzt. Sie ist keine Schlangenbeschwörerkunst, selbst wenn man sich das manchmal wünscht.
Sie können zwar Ihre Hörer fesseln, doch sind Sie kein Hypnotiseur, der mit einschmeichelnder Stimme so auf eine andere Person einwirkt, dass sie tut, was ihr suggeriert wird. Sie werden deshalb nicht immer Erfolg haben, auch wenn Sie wirklich sehr gut reden. Selbst „geborene“ Rednerinnen oder Redner erreichen ihr Ziel nicht immer, denn beim Überzeugungsprozess spielen häufig Faktoren eine Rolle, auf die nur wenig oder gar kein Einfluss zu nehmen ist.
Beispiel:
Wenn es Sie davor graust, die Haut auf der Milch essen zu müssen, dann können Sie zwar mit Mitteln der Rhetorik dazu gebracht werden, sie trotzdem zu essen. Vielleicht, indem man Ihnen die Haut auf der Milch als besonders gesund und nahrhaft anpreist oder als vorbeugendes Mittel gegen irgendwelche Krankheiten. Doch kann Sie vermutlich niemand dazu veranlassen, sie zu mögen. Hier endet die Macht der Rhetorik, und die Macht der Gefühle beginnt.
So sind Gefühle Tatsachen, die sich besser durch andere Gefühle als von Argumenten beeinflussen lassen. Angenommen, Sie möchten abnehmen, dann werden Sie vielleicht versuchen, sich selbst mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen, weniger zu essen. Sie haben jedoch viel größere Chancen, stark zu bleiben, wenn Sie sich emotional beeinflussen, zum Beispiel, indem Sie in Ihrem, momentan zu engen schicken Anzug oder Kostüm auf den nächsten Ball gehen. Das bedeutet, wenn Sie dem Hungergefühl nicht nachgeben wollen, müssen Sie ein stärkeres Gefühl als Hunger, etwa Eitelkeit aktivieren, um standhaft zu bleiben. Wenn Sie sich das Rauchen abgewöhnen wollen, können Sie sich selbst so beeinflussen, dass Sie Rauchen nicht mehr als lustvoll, sondern als eklig empfinden. Es wird Ihnen leichter fallen, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch die Liebe zu einer nichtrauchenden Person kann hier Wunder wirken.
Der Einflussbereich der Rhetorik wird auf der einen Seite begrenzt von der Macht der Gefühle, auf der anderen vom Einsatz von Gewalt. Denn um Zwang und Druck auszuüben, brauchen Sie keine Rhetorik. Ein Befehl muss nicht rhetorisch geschickt formuliert sein, damit er befolgt wird. Es genügt, dass bei Nichteinhaltung entsprechende Sanktionsmaßnahmen drohen. Hier endet die Macht der Rhetorik, und es beginnt der Bereich der Gewalt. Die Grenzen sind fließend. Das macht es so schwierig, zwischen Überzeugen, Überreden oder Überrumpeln, Druckausübung oder Erpressung zu unterscheiden.
Wichtig: Die Rhetorik vermag es nicht, Menschen gegen ihre Interessen zu beeinflussen.
Beispiel:
Wenn Sie abends auf einen Ball gehen wollen und Ihr Chef will Sie davon überzeugen, dass Sie gerade an diesem Tag bis etwa 20.00 Uhr für ihn noch ein Sitzungsprotokoll schreiben sollen, dann wird er Sie nicht überzeugen können, aber er kann es anordnen.
Meinungsänderungen brauchen oft Zeit
Überlegen Sie, wie lange es gedauert hat, bis Sie Ihre erste Lebensversicherung abgeschlossen hatten. Oder haben Sie immer noch keine? Je verfestigter eine Überzeugung ist,
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