Reden macht Leute
Lebensweisheit
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren, deshalb …“
Nachdem Sie Ihren Schlusssatz gesprochen haben, laufen Sie bitte nicht gleich davon, als wären Sie auf der Flucht, sondern bleiben Sie noch einen Moment stehen und halten Sie den Beifall aus. Wenn es Ihnen gar zu schwer fällt, machen Sie ein oder zwei Schritte nach hinten. So bleiben Sie noch im Blickfeld Ihrer Hörer, haben aber doch noch ein wenig Ihrem Fluchttrieb nachgegeben.
Übersicht 5 Mit dem Vortrag überzeugen - so geht’s Welche Art von Rede wollen Sie halten? Ihre Persönlichkeit – überzeugender geht’s nicht Was Sie mit Rhetorik bewirken können Den eigenen Standpunkt überzeugend vertreten Die fünf Lebendigmacher einer Rede Wie Sie Spannung aufbauen Überzeugende Argumente finden Einen Vortrag vorbereiten Wie wissenschaftlich sollte ein Fachvortrag sein? Zwischenfragen und Attacken souverän begegnen Mit Gesellschaftsreden einen guten Eindruck hinterlassen
Welche Art von Rede wollen Sie halten?
Welches Ziel wollen Sie erreichen?
Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, für jeden Redeanlass entsprechende Ratschläge zu verfassen. Üblich ist dieses Vorgehen nur bei Reden zu gesellschaftlichen Ereignissen. Vielleicht weil hier die Anlässe überschaubar sind. Es gibt Bücher, in denen Sie Musterreden für jeden Zweck finden, ob es sich um eine Weihnachts- oder Hochzeitsfeier, eine Verabschiedung in den Ruhestand oder die Eröffnungsrede bei einem Fest handelt. Die Reden, die Sie dort finden, können Ihnen nur grobe Anhaltspunkte bieten. Sie sind zwangsläufig allgemein gehalten, damit sich viele Leser identifizieren können.
Was bei Gesellschaftsreden vielleicht gerade noch möglich ist, wird bei der Darstellung oder Meinungsäußerung zu Sachverhalten unüberschaubar. Deshalb wird die Rhetorik seit der Antike in Redegattungen eingeteilt, für die bestimmte Normen und Regeln gelten.
Welches Ziel wollen Sie erreichen?
Die heute üblichen Redegattungen lassen sich von drei Zielen ableiten, die Cicero für den Redner aufstellte. Diese drei Ziele, die in jeder Rede realisiert werden sollen, lauten:
movere
„Movere“ steht für „bewegen“, „mitreißen“, „motivieren“, ist das gefühlsmäßige Ansprechen der Hörer (Aristoteles sprach hier vom „Pathos“).
docere et probare
„Mocere“ und „probare“ stehen für „belehren“ und „beweisen“ oder dem „Glaubhaft-Machen“.
delectare
„Delectare“ steht für „erfreuen“.
Selbst wenn in einer Rede alle drei Ziele umgesetzt werden sollen, gibt es bei den Redegattungen Unterschiede bezüglich des Schwerpunktes.
Die Redegattung, die am häufigsten vorkommt, nicht nur vor Publikum , sondern auch als Beitrag im Rahmen einer Diskussion oder Besprechung, ist die Meinungs- oder Überzeugungsrede. Hier liegt der Schwerpunkt auf „movere“, mit dem Ziel, die Hörer von der eigenen Meinung zu überzeugen.
Beim Fachvortrag oder, moderner ausgedrückt, „ Präsentation “ – der zweiten Redegattung – wollen die Hörer hinterher schlauer sein als vorher. Hier geht es um die Wissensvermittlung, dem Belehren oder dem Beweisen einer These.
Bei Gesellschaftsreden , als dritter Redegattung, steht das „Erfreuen“ oder – allgemeiner formuliert, damit auch Grabreden darunter subsumiert werden können – das „Wecken angenehmer Gefühle“ im Vordergrund. Nach einer solchen Rede sollen die Hörer glücklich wirken und voller Bewunderung sagen: „Schön war’s.“ – Dann haben Sie das Hauptziel, „delectare“, erfüllt.
Ihre Persönlichkeit – überzeugender geht’s nicht
Ethos
Pathos
Pragma
Als Erwartung wird immer wieder in Rhetorikseminaren genannt: „Wie überzeuge ich andere von meiner Meinung und wie stärke ich meine Überzeugungskraft ?“ Um dieses Ziel zu erreichen, genügt es nicht, sich gut auszudrücken, einen großen Wortschatz zu besitzen oder eine Rede klar zu gliedern. Selbst gute Argumente bürgen nicht allein für einen Erfolg. Hier spielt ein anderer Faktor eine entscheidende Rolle: Ihre Persönlichkeit, Ihre Ausstrahlung . Eine Rede ist immer unlösbar mit Ihnen verbunden, deshalb ist Ihre Person das wichtigste Überzeugungsmittel . Wirken Sie als Rednerin oder Redner nicht überzeugend, werden es auch Ihre Argumente nicht sein. Schon Aristoteles hat in seiner Rhetorik die zentrale Bedeutung der Rednerpersönlichkeit erkannt und stellt fest, dass Sie über drei Überzeugungsmittel verfügen müssen, um überzeugend zu
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