Reden macht Leute
Ihnen? Herr F. ist sauer auf Sie, und Sie haben Mühe, Ihre Zuhörer wieder zur Sache zurückzuführen. Ebenso bei dem Zwischenruf: „Das können Sie Ihrem Friseur erzählen.“ Natürlich können Sie beleidigt oder aggressiv reagieren und sagen: „Ich geh aber zu einer Friseurin.“ Doch unabhängig davon, ob Sie geistreich oder weniger geistreich zurückschlagen, das Thema, um das es Ihnen geht, tritt erst einmal in den Hintergrund.
So ist Schlagfertigkeit lediglich eine Waffe, um den anderen mundtot zu machen oder um anderen damit zu imponieren. Doch siegt bei solchen Auseinandersetzungen meist nicht der Schlagfertigere, sondern der, der die Macht hat. Das zeigt sich dann, wenn die Machtfrage gestellt wird: „Jetzt werden Sie mal nicht frech.“ Spätestens jetzt werden Sie merken, dass Ihnen Schlagfertigkeit nichts einbringt, wenn Sie in einer Position sind, wo Sie sich andere zum Feind machen. Machiavelli hat einmal gesagt: „Deine Feinde bleiben dir treu, doch deine Freunde selten.“ So ist Schlagfertigkeit im Umgang mit Kunden ein Tabu, ebenso wie im Umgang mit hierarchisch Höhergestellten.
Souverän statt schlagfertig
Doch was ist die Alternative zur Schlagfertigkeit? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Erstens: Ändern Sie Ihre Einstellung zur Schlagfertigkeit. Nehmen Sie sich stattdessen vor: „Ich reagiere in allen Situationen überlegt und souverän.“
Zweitens: Erlernen Sie ein neues Verhalten.
Sie können Einwürfe überhören. Das ist schwerer, als Sie denken, hat aber den Vorteil, dass es Sie souveräner erscheinen lässt, wenn Sie sich nicht provozieren lassen. Wenn Sie Zwischenrufe einfach übergehen, ist das zwar im Moment für Sie nicht befriedigend, doch ist es im Nachhinein häufig das vernünftigere Verhalten.
Sie können einfach weiterreden und sich nicht durch Zwischenrufe unterbrechen lassen. Das provoziert allerdings den Zwischenruf: „Sie hören mir ja gar nicht zu!“ Das können Sie dann in einem sachlichen Ton durchaus bestätigen: „Das stimmt, Herr M., denn ich war gerade dabei, meinen zweiten Punkt auszuführen.“
Abwarten heißt es, wenn es nach einer Äußerung von Ihnen unter den Hörern ziemlich laut wird und Sie mit verschiedenen Fragen gleichzeitig „bombardiert“ werden. Machen Sie „ganz große Ohren“, um dann, wenn die meisten Ihren Dampf abgelassen haben, souverän auf eine Ihnen genehme Frage einzugehen. Wenn sich dann die anderen beschweren: „Meine Frage haben Sie aber noch nicht beantwortet“, dann bleiben Sie gelassen und sagen: „Ich bin gern bereit, alle Ihre Fragen zu beantworten, deshalb stellen Sie sie bitte noch einmal, da ich sie vorhin akustisch nicht verstanden habe.“
Drittens: Eine Offenlegung Ihrer Taktik ist ebenfalls ein probates Mittel, um dem anderen klarzumachen, dass Sie nicht auf unqualifizierte Fragen eingehen: „Herr F., Sie wissen doch, ich mag solche Spielchen nicht, und deshalb lehne ich es ab, hier auf Provokation zu antworten.“ Wenn er Ihnen jetzt vorwirft, Sie seien humorlos, dann bestätigen Sie ihm dies durchaus: „Stimmt, in dem Punkt verstehe ich keinen Spaß.“ Wenn Sie nun Bedenken haben, Sie würden als Frau für „zickig“ gehalten und als Mann als „Spielverderber“ eingestuft werden, so erinnere ich Sie daran, dass Sie es sowieso nicht allen recht machen können und Sie deshalb auch mit Kritik , sei sie angemessen oder nicht, leben müssen. Es geht in solchen Situationen nicht darum, so zurückzuschlagen, dass der andere den Kürzeren zieht, sondern sich angemessen zu behaupten. Auch bei solchen Spielchen mitzumachen ist keine Alternative. Angenommen, ein Witzbold versucht Sie zu provozieren: „Sagen Sie doch mal ‚Lastkraftwagen‘.“ Falls Sie nun dieses Spiel aus Jux mitmachen und meinen, damit sei’s erledigt, dann täuschen Sie sich. Jetzt kommt nämlich als Nächstes: „Und jetzt üben wir ‚Lastkraftwagen mit Anhänger‘.“
Achtung: Das Zugeben von Schwächen kann gefährlich sein. So sagte eine Seminarteilnehmerin, als ihr mehrere Fragen gleichzeitig gestellt wurden: „Bitte stellen Sie Ihre Fragen der Reihe nach, meine Aufnahmekapazität ist beschränkt.“ Als Reaktion vom Publikum kam: „Das ist bedauerlich!“ Und alle, bis auf die Seminarteilnehmerin, lachten.
Praxis-Tipp:
Wichtig ist in so einer Situation, Zeit zu gewinnen. Die Zeit brauchen Sie nämlich, um sich von dem „Adrenalin-Kick“, der im ersten Moment Ihr Großhirn partiell blockiert, zu erholen, bis Sie
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