Redshirts
weil ich hier und jetzt mein eigenes Leben führen muss. In meinem Leben habe ich Lou und Braden, und ich bin glücklich. Ich mache mir keine Gedanken, wie es anders hätte kommen können. Vielleicht habe ich nur zu wenig Fantasie. Andererseits bewahrt es mich davor, den Kopf hängen zu lassen.«
Samantha lächelt wieder. »Ich lasse nicht den Kopf hängen.«
»Doch, das tust du«, sagt Eleanor. »Vielleicht bist du auch nur sentimental, was die gesellschaftlich etwas akzeptablere Version davon ist. Das klingt, als würde man sich die Heimvideos von diesen Ehepaaren ansehen, bei denen man sich unwillkürlich fragt, ob sie glücklicher sind als man selbst.«
»Sie sind nicht glücklicher«, sagt Samantha. »Weil sie tot ist.«
Ein Brief von Margaret Jenkins an ihren Ehemann Adam:
Schatz!
Ich liebe Dich. Es tut mir leid, dass Du verärgert bist. Ich weiß, dass die Viking rechtzeitig zu unserem Hochzeitstag zur Erde zurückkehren sollte, aber ich habe keinen Einfluss auf unsere Missionen, und erst recht nicht auf Notfälle wie jetzt. Das war Teil der Abmachung, als Du ein Besatzungsmitglied der UU-Flotte geheiratet hast. Das wusstest Du. Wir haben darüber diskutiert. Ich mag es genauso wenig wie Du, von Dir getrennt zu sein, aber gleichzeitig liebe ich meine Arbeit. Als Du mir den Heiratsantrag gemacht hast, hast Du mir gesagt, dass das eine Sache ist, mit der Du einfach leben musst. Ich möchte, dass Du Dich daran erinnerst, dass Du das gesagt hast.
Du hast auch gesagt, dass auch Du überlegst, ob Du zur Flotte gehst. Ich habe Captain Feist nach der Aufnahmeprüfung für besondere Fähigkeiten gefragt, und sie hat gesagt, dass die Flotte dringend Leute braucht, die so wie Du Erfahrung mit großen Computersystemen haben. Sie hat auch gesagt, wenn Du die Express-Ausbildung hinter Dich gebracht hast und an Bord eines Schiffs arbeitest, wird die UU die Rückzahlung Deines Studienkredits übernehmen. Das wäre eine Sache weniger, die wir zu stemmen hätten.
Außerdem vermutet Captain Feist, dass nächstes Jahr eine Stelle für einen Systemspezialisten in der Viking frei werden könnte. Es gibt keine Garantie, aber es wäre einen Versuch wert, und die UU bemüht sich tatsächlich, Ehepaare an Bord desselben Schiffs arbeiten zu lassen. Man glaubt, dass es gut für die Moral ist. Ich weiß nur, dass es gut für meine Moral wäre. Monogamie ist Mist, wenn man dieses Privileg gar nicht nutzen kann. Ich weiß, dass Du genauso empfindest.
Ich liebe Dich. Denk darüber nach. Ich liebe Dich. Es tut mir leid, dass ich nicht bei Dir sein kann. Ich liebe Dich. Ich wünschte, ich könnte es. Ich liebe Dich. Ich wünschte, Du könntest bei mir sein. Ich liebe Dich. Vielleicht schaffen wir es. Ich liebe Dich. Denk darüber nach. Ich liebe Dich.
Und was ich noch sagen wollte: Ich liebe Dich.
Ich liebe Dich
M
Um Eleanor zu beschwichtigen, die sich immer größere Sorgen um ihre Schwester macht, je mehr sie über ihr Gespräch im P. F. Chang’s nachdenkt, lässt sich Samantha auf verschiedene Blind Dates ein, die Eleanor anscheinend nach dem Zufallsprinzip für sie aussucht.
Die Dates sind kein Erfolg.
Als Erstes trifft sie sich mit einem Investmentbanker, der während des gesamten Dates das Verhalten von Investmentbankern während der Wirtschaftskrise von 2008 erklärt und sich selbst nur unterbricht, wenn er »dringende« E-Mails beantworten muss, die ihm – wie er behauptet – von Geschäftspartnern in Sydney und Tokio geschickt werden. Schließlich geht er ohne sein Telefon zur Toilette. Samantha öffnet die Rückseite, nimmt die Batterie heraus und setzt sie verkehrt herum wieder ein. Ihr Date bekommt einen Wutanfall, weil sein Handy unerklärlicherweise den Geist aufgegeben hat, steht auf, findet gerade noch die Zeit, Samantha zu fragen, ob es ihr etwas ausmacht, die Rechnung zu teilen, bevor er davonstapft, um ein Handygeschäft zu suchen.
Den zweiten Versuch unternimmt sie mit einem Englischlehrer an einer Junior High aus Glendale, der eine Karriere als Drehbuchautor anstrebt und sich nur mit dem Date einverstanden erklärt hat, weil Eleanor andeutete, dass Samantha vielleicht noch Kontakte zu den Abenteuern der Intrepid hat, eine der Serien, in denen sie als Statistin aufgetreten ist. Als Samantha erklärt, dass sie lediglich als Statistin gearbeitet hat und es schon Jahre zurückliegt und sie den Job über eine Castingfirma und nicht durch persönliche Beziehungen bekommen hat, schweigt der Lehrer eine ganze
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