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Reinkarnation ist.« Sie runzelt die Stirn. »Ich weiß nicht einmal, wie ich es beschreiben soll, damit es nicht völlig lächerlich klingt.«
»Nach landläufiger Überzeugung haben Theologen ausgiebig über die Frage diskutiert, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können«, sagt Neil. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Frage lächerlicher ist.«
»Hat man jemals herausgefunden, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können?«, will Samantha wissen.
»Das Thema wurde nie ernsthaft untersucht«, sagt Neil. »Es ist eher ein Mythos. Und selbst wenn, würde die Antwort lauten: So viele, wie Gott dort tanzen lassen möchte. Welche Frage willst du mir stellen, Sam?«
»Stell dir vor, dass es eine Frau gibt, die wie eine Romanfigur ist, nur dass sie real ist«, sagt Samantha und hebt eine Hand, als sie sieht, dass Neil etwas dazu sagen will. »Frag mich nicht, wie, ich weiß es auch nicht. Akzeptier einfach, dass es so ist, wie ich sage. Und jetzt gehen wir davon aus, dass diese Frau auf einer Person in unserer realen Welt basiert – sie sieht genauso aus, ihre Stimme klingt genauso, und nach dem äußeren Anschein könnten beide dieselbe Person sein. Die erste Frau würde nicht existieren, wenn es nicht die zweite Frau als Modell geben würde. Sind die beiden nun ein und dieselbe Person? Haben sie dieselbe Seele?«
Neil legt die Stirn in Falten, und Samantha fühlt sich daran erinnert, wie er mit sechzehn Jahren war, worauf sie ein erneutes Kichern unterdrücken muss. »Die erste Frau basiert auf der zweiten, aber sie ist kein Klon?«, fragt er. »Ich meine, man hat kein Genmaterial von der einen benutzt, um die andere zu machen?«
»Ich glaube nicht, nein«, sagt Samantha.
»Aber die erste Frau ist definitiv, wenn auch auf unerklärliche Weise nach dem Vorbild der zweiten Frau geschaffen?«
»Ja«, sagt Samantha.
»Ich werde nicht danach fragen, wie so etwas bewerkstelligt werden kann«, sagt Neil. »Ich werde es dir einfach mal glauben.«
»Danke«, sagt Samantha.
»Ich kann natürlich nicht für die gesamte katholische Kirche sprechen, aber meiner persönlichen Einschätzung nach wären sie nicht dieselbe Person«, sagt Neil. »Es ist eine sehr grobe Vereinfachung, aber die Kirche lehrt uns, dass alle Lebewesen, die das Potenzial haben, zu Menschen zu werden, eine eigene Seele besitzen. Wenn du einen Klon von dir selbst erschaffen würdest, wäre dieser Klon nicht identisch mit dir, genauso wie eineiige Zwillinge zwei verschiedene Personen sind. Jede dieser Personen hat ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen, und sie sind mehr als die Summe ihrer Gene. Sie sind eigenständige Personen und haben individuelle Seelen.«
»Glaubst du, dass es mit dieser Frau genauso ist?«, fragt Samantha.
Neil blickt Samantha auf seltsame Weise an, aber er beantwortet ihre Frage trotzdem. »Ich denke, ja. Diese andere Person hat ihre eigenen Erinnerungen und Erfahrungen, nicht wahr?«, fragt er, was Samantha mit einem Nicken bestätigt. »Wenn sie ihr eigenes Leben hat, hat sie auch ihre eigene Seele. Die Beziehung, wie du sie beschreibst, liegt irgendwo zwischen der zu einem Kind und einem eineiigen Zwilling. Die Person basiert auf einer anderen Person, ohne dass die Lebensumstände identisch sind.«
»Was wäre, wenn die beiden durch einen zeitlichen Abgrund getrennt sind?«, fragt Samantha. »Wäre es dann Reinkarnation?«
»Nicht, wenn man Katholik ist«, sagt Neil. »Unsere Doktrin sieht so etwas nicht vor. Ich kann nichts dazu sagen, welche Regeln andere Konfessionen dazu aufgestellt haben. Aber so, wie du es beschreibst, ist es gar nicht unbedingt nötig, von Reinkarnation auszugehen. Diese Frau ist eine eigene Person, wie auch immer du es definieren willst.«
»Okay, gut«, sagt Samantha.
»Vergiss nicht, dass es nur meine persönliche Einschätzung ist«, sagt Neil. »Wenn du eine offizielle Stellungnahme willst, müsste ich damit bis zum Papst gehen. Und das könnte eine Weile dauern.«
Samantha lächelt. »Schon gut«, sagt sie. »Was du gesagt hast, ergibt für mich sehr viel Sinn. Vielen Dank, Neil.«
»Keine Ursache«, sagt Neil. »Dürfte ich dich fragen, worum es hier eigentlich geht?«
»Das ist etwas kompliziert«, sagt Samantha.
»So scheint es«, sagt Neil. »Es klingt, als würdest du für eine Science-Fiction-Story recherchieren.«
»Das kommt der Sache recht nahe, ja«, sagt Samantha.
Schatz!
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