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Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Fernsehserie sind. Aber das ist keine Erklärung für meine Rolle in dieser Geschichte. Ich hätte mehrere Mal sterben müssen, genauso wie es bei Kerensky oder allen anderen Hauptpersonen der Serie sein sollte. Aber sie sterben nicht, weil das Universum sie bevorzugt. Und das Universum bevorzugt auch mich.«
    »Vielleicht hast du einfach nur Glück gehabt«, sagte Hanson.
    »Niemand kann so viel Glück haben, Jimmy«, sagte Dahl. »Also bin ich zu folgendem Schluss gelangt. Ich glaube, es gibt gar keine Fernsehserie. Keine reale Fernsehserie. Ich glaube, dass Charles Paulson und Marc Corey und Brian Abnett und all die anderen genauso fiktiv sind, wie wir es angeblich waren. Ich glaube, dass Captain Abernathy und Commander Q’eeng, der erste medizinische Offizier Hartnell und Chefingenieur West hier die Kleindarsteller sind und dass ich und Maia und Finn und Jasper die Leute sind, um die es eigentlich geht. Und ich glaube, letztlich existierst du nur aus einem einzigen Grund.«
    »Und welcher Grund ist das, Andy?«, fragte Hanson.
    »Du sollst mir sagen, dass ich mit meinen Vermutungen recht habe«, sagte Dahl.
    »Meine Eltern wären sehr überrascht von deinen Schlussfolgerungen«, sagte Hanson.
    »Meine Eltern wären von dieser ganzen Sache überrascht«, sagte Dahl. »Aber hier geht es nicht um unsere Eltern.«
    »Andy, wir kennen uns jetzt schon seit Jahren«, sagte Hanson. »Ich glaube, du weißt, wer ich bin.«
    »Jimmy«, sagte Dahl. »Bitte. Sag mir, ob ich recht habe.«
    Hanson saß eine Weile schweigend da und sah Dahl an. »Ich glaube nicht, dass es dich wirklich glücklicher machen würde, wenn man dir sagen würde, dass du damit recht hast«, sagte er schließlich.
    »Ich will gar nicht glücklicher sein«, sagte Dahl. »Ich will es nur wissen.«
    »Und selbst wenn du recht hättest«, sagte Hanson, »was würdest du dann damit machen? Wäre es nicht besser, wenn du davon überzeugt bist, etwas erreicht zu haben? Dass du das Happy End bekommen hast, das dir versprochen wurde? Warum gibst du dich damit nicht zufrieden?«
    »Weil ich es wissen muss«, sagte Dahl. »Ich wollte es schon immer genau wissen.«
    »Weil das deine Natur ist«, sagte Hanson. »Du bist ein Wahrheitssucher. Ein spiritueller Mensch.«
    »Ja«, sagte Dahl.
    »Ein Mensch, der wissen muss, ob er wirklich so ist, wie er ist, oder ob nur geschrieben wurde, dass er so ist«, sagte Hanson.
    »Ja«, sagte Dahl.
    »Jemand, der wissen muss, ob er wirklich sein eigener Herr ist oder …«
    »Sag mir bitte, dass du jetzt keinen blöden Witz machen wirst«, sagte Dahl.
    Hanson lächelte. »’tschuldigung«, sagte er. »Ich hatte ihn im Kopf.« Er stand von seinem Stuhl auf. »Andy, du bist mein Freund. Glaubst du mir das?«
    »Ja«, sagte Dahl. »Das tue ich.«
    »Dann kannst du mir vielleicht auch Folgendes glauben«, sagte Hanson. »Ob du nun ein Statist oder der Held bist, diese Geschichte wird jetzt enden. Wenn sie abgeschlossen ist, liegt es ganz an dir und nur an dir allein, was du tun willst. Es wird außerhalb des Blickfeldes irgendeines Publikums und der Hand irgendeines Autors geschehen. Du wirst dein eigener Herr sein.«
    »Falls ich weiterexistiere, wenn ich nicht weitergeschrieben werde«, sagte Dahl.
    »Das ist eine interessante philosophische Frage«, sagte Hanson. »Aber wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass dein Schöpfer dir wünscht, dass du glücklich bis ans Ende deiner Tage lebst.«
    »Aber das ist nur eine Vermutung«, sagte Dahl.
    »Vielleicht ist es etwas mehr als nur eine Vermutung«, sagte Hanson. »Aber ich werde dir noch eins sagen: Du hattest recht.«
    »Womit?«, fragte Dahl.
    »Dass ich jetzt meinen vorgesehenen Zweck erfüllt habe«, sagte Hanson. »Doch nun muss ich mich einer anderen Aufgabe widmen, die ich erfüllen soll, nämlich auf meinen Posten gehen. Sehen wir uns beim Abendessen, Andy?«
    Dahl grinste. »Ja«, sagte er. »Wenn es sich irgendwie einrichten lässt.«
    »Schön«, sagte Hanson. »Also bis später.« Er verließ die Messe.
    Dahl saß noch ein paar Minuten lang da und dachte über alles nach, was geschehen war und was Hanson gesagt hatte. Dann stand er auf und ging zu seiner Station auf der Brücke. Denn ob er nun fiktiv war oder nicht, ob er in einem Raumschiff, in einer Fernsehserie oder etwas ganz anderem war, er musste in jedem Fall seine Arbeit tun, im Kreis seiner Freunde und der Besatzung der Intrepid .
    Und genau das tat er weiterhin, bis zu dem Tag sechs Monate später,

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