Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
dreckige Reptil!« Guasim warf sich schluchzend ins Gras.
Ruppig zog Roy-Ahoi sie hoch. »Nun mach schon, lieg nicht hier herum und heule, Spitzmaus! Die Natter hat wahrscheinlich eine gute, feuchte Spur hinterlassen, der wir folgen können. Wo ist es passiert?«
Guasim lief zitternd ein Stück weit nach links. Sie zeigte auf den Boden. »Genau hier! Hier ist die große Schleimspur! Seht nur!«
Die Spur war ganz deutlich. In der Dunkelheit glitzerte der feuchte Schleim im trockenen Gras.
Matthias und Roy-Ahoi übernahmen die Führung, als die Mäuse der Spur folgten. Sie wand sich einen verschlungenen Pfad entlang über kleine Hügel, durch Hecken und über Felder. Selbst dort, wo es nicht feucht war, haftete noch der modrige Geruch des Todes am Boden.
Oben auf einer kleinen Anhöhe duckte Matthias sich. Er gab den anderen ein Zeichen, es ihm nachzutun, und zeigte hinunter.
»Schau mal, Roy-Ahoi! Da unten!«
Vor ihnen lag ein weit ausgedehnter, stillgelegter Steinbruch. Es sah aus, als hätte eine gigantische Hand ein großes Loch in die Landschaft gegraben. Seine Form war in etwa oval. Die steilen Seitenwände aus rotem Sandstein waren auf halber Höhe terrassenförmig mit langen, flachen Simsen versehen. Die ehemalige Grube war mit Unmengen heruntergefallener Steine übersät. Die spärliche Vegetation verlieh dem Steinbruch eine Atmosphäre öder Trostlosigkeit.
Sie kauerten am Rande der Grube und strengten ihre Augen an, um einen Eindruck von der Beschaffenheit der dunklen Talsohle zu gewinnen. In aller Ruhe gab Roy-Ahoi den Spitzmäusen der Guerilla den Befehl, über das hinter ihnen liegende Feld zurückzugehen, um sich auf der anderen Seite auszuruhen und die dringend erforderliche Mahlzeit einzunehmen. Nur er und Guasim blieben am Rande des Steinbruchs bei Matthias, der einer möglichen neuen Auseinandersetzung vorbeugte, indem er verkündete: »Sobald es hell wird, werde ich einmal hinuntergehen und mich da unten umsehen.«
»Wenn du unbedingt da hinuntermusst, dann werden wir dich auf jeden Fall begleiten«, murmelte Roy-Ahoi.
Matthias schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht zulassen. Es ist viel zu gefährlich.«
Guasim, die sich inzwischen wieder vollkommen erholt hatte, sagte mutig: »Du kannst uns nicht daran hindern, Matthias. Du bist kein Mitglied der Union, daher stehen wir nicht unter deiner Befehlsgewalt. Die Regeln legen das ganz eindeutig fest, somit hast du die Entscheidung gar nicht in der Pfote. Wir werden gehen! Du und Roy-Ahoi solltet euch ein wenig hinlegen. Ich übernehme die erste Wache.«
Die drei Freunde schliefen abwechselnd und lösten einander beim langen nächtlichen Wacheschieben ab. Matthias war an der Reihe, als das Morgengrauen seine ersten Fühler in Richtung Steinbruch ausstreckte. Der unter ihm liegende Schauplatz, der bei Nacht so unheimlich ausgesehen hatte, hatte bei Tageslicht eine ganz andere Ausstrahlung!
Das Farbspektrum des Sandsteins begann bei dem blassen Goldton der Sonne und zeigte dann in breiten Querstreifen jede Schattierung von Gelb, Beige, Umbra und Braun bis hin zu dem staubigen roten Sandstein, der in längst vergangener Zeit abgebaut worden war und den Steinmetzen als Material für den Bau der Abtei von Redwall gedient hatte.
Matthias weckte seine Gefährten, damit sie dem beeindruckenden Schauspiel beiwohnen konnten.
»Wenn man sich vorstellt, dass diese friedliche Schönheit eine so kalte Macht des Bösen birgt«, murmelte er staunend.
Schweigend begannen sie im Gänsemarsch ihren Abstieg. Das Vorankommen war gar nicht so schwer. Es gab viele Haltegriffe und Stufen und der sandige Fels war ziemlich fest und überhaupt nicht rutschig. Die drei Freunde brauchten weniger als eine Stunde, um unten anzugelangen. Gemeinsam standen sie auf dem ebenen Boden des Steinbruches und ließen ihre Blicke schweifen.
»Nehmen wir einmal an, Giftzahn beschließt, heute auf die Jagd zu gehen«, flüsterte Guasim.
»Glaub ich nicht«, antwortete Roy-Ahoi. »Asmodeus ist gestern den ganzen Tag auf der Jagd gewesen. Und da ihm auf seinem Heimweg ja auch noch so unerwartet der arme alte Mingo zum Opfer gefallen ist, wird er heute wahrscheinlich den ganzen Tag über schlafen und erst zur Nacht wieder auf die Jagd gehen.«
»Damit hätten wir dann einen Tag, um ihn aufzuspüren«, fügte Matthias hinzu. »Wollen wir gemeinsam suchen oder uns aufteilen?«
»Lasst uns zusammenbleiben«, sagte Guasim, während sie und Roy-Ahoi ihre kurzen Degen
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