Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
stünden ihnen die Tore von Redwall weit offen.
Cluny betrachtete unruhig den Abendhimmel. Jetzt war es bald so weit. Er gab Reißzahn das Zeichen, mit dem Ablenkungsmanöver zu beginnen.
Die Angreifer schrien und stießen Furcht einflößende, gellende Kriegsschreie aus, sprangen aus dem Graben und bombardierten die Brustwehr mit einem Hagel aus Pfeilen, Speeren und Steinen.
»Redwall! Hierher, Mäuse!«, rief Konstanze. »Wir werden es ihnen doppelt und dreifach heimzahlen. Redwall zu mir!«
Basilius Hirsch Hase hatte oben auf der Mauer drei Reihen Mäusebogenschützen aufgestellt. Er bellte seine Kommandos in militärischem Befehlston, und das war äußerst wirksam.
»Erste Reihe, Feuer! Zurück, knien und laden!«
»Zweite Reihe, Feuer! Zurück, knien und laden!«
»Dritte Reihe, Feuer! Zurück, knien und laden!«
»Erste Reihe wieder nach vorn! Feuer!«
Die Befehle erfolgten ohne Unterlass. Feindliche Soldaten stürzten getroffen auf die Straße, Schwarzkralle rannte umher und sorgte für Verstärkung.
»Macht an den Schleudern weiter! Holt noch mehr Speerwerfer nach vorn! Schließt die Reihen! Nicht feuern, bevor sie nicht stehen!«
Hans Kirchenmaus, Herr Wühlmaus und Pater Hugo huschten tief gebückt umher, um all die Pfeile, Speere und Steine, die von der Horde heraufgeschleudert worden waren, aufzusammeln und an die Verteidiger zu verteilen.
»Macht schon, ihr Otter! Zahlt es ihnen mit gleicher Münze heim!«, spornte Winifred ihre Schleuderwerfer an, während sie neue Kämpfer in den Reihen der Mäusebogenschützen einsetzte.
Konstanze und der Biber teilten sich eine Ansammlung von Speeren, die der Feind heraufgeschleudert hatte. Sie schickten sie mit erschreckender Wucht und vernichtender Treffsicherheit zurück.
Plötzlich nahmen einige Frettchen, die mit ihren Bogen am Rande der Wiese standen, die Reihen der Mäusebogenschützen von Basilius unter Beschuss. Viele von ihnen wurden niedergestreckt, bis Jessica Eichhorn, Winifred und einige erstklassige Otter an Schleudern mit ihrem Sperrfeuer so schnell und zielsicher zuschlugen, dass sie die Frettchen stark dezimieren konnten.
Während die Schlacht von der Brustwehr hoch oben bis zum Graben tief unten in vollem Gange war, übertönte die Josefsglocke mit ihrem Geläut noch das Gemetzel.
Cluny klappte das Visier seines Kriegshelmes herunter. Er klopfte Zapfentöter auf die Schulter.
»Gut! Der Zeitpunkt ist gekommen! Komm mit, Frettchen!«
Gemeinsam schlichen sie den Graben entlang und liefen dann gebückt hinüber zur südöstlichen Ecke der Mauer, wo es relativ ruhig zuging. So leise wie möglich ließ Cluny den Belagerungsturm nach vorne rollen. Unter großen Anstrengungen wälzten die Rattensoldaten das hohe Bauwerk aus dem Wald heraus. Die recht kurze Strecke über den weichen Wiesenboden war am schwersten zu bewältigen. Cluny legte höchstpersönlich Pfote mit an und zog an einem der Führungsseile. Er legte sich mächtig ins Zeug, wodurch der schwerfällige Turm gefährlich ins Wanken geriet, während er über grasbewachsene Hügel holperte.
»Schiebt ihn dicht an die Mauer«, drängte Cluny im Flüsterton. »So ist es gut! Jetzt seht nach, ob er ganz gerade steht! Ich will nicht, dass die Spitze wie wild herumschwankt.«
Die Räder wurden mit Steinen und Erde befestigt, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnten. Der große Turm war nun zum Einsatz bereit.
Bevor Pater Hugo davongeeilt war, um sich den Verteidigern anzuschließen, hatte er Kornblume die Leitung der Küche übertragen. Sie hatte sich sofort darangemacht, Pfannen mit Hafergrütze und Brotteig für das Frühstück am nächsten Morgen bereitzustellen. Dann kochte sie einen großen Topf mit Gemüsesuppe für die Wachposten auf der Mauer. Die Suppe war bei den Verteidigern als Nachtmahlzeit sehr begehrt, besonders wenn Kornblume sie nach ihrem eigenen Rezept zubereitete.
Mit der Unterstützung von Frau Wühlmaus und Herrn Eichhorn füllte sie sie in drei große Steingutkrüge. Jeder der drei nahm einen Krug, einen kleinen Korb mit frischem Brot und etwas Ziegenkäse, dann machten sie sich auf den Weg. Kornblume ging mit einer Laterne voraus. Das erste Mal hielten sie bei der südöstlichen Ecke der Mauer an, wo der Vormaulwurf und seine Mannschaft einer eintönigen Aufgabe nachgingen: Tag und Nacht überwachten sie den Boden und lauschten, ob Grabgeräusche zu hören waren. Sie waren nur allzu froh, eine kurze Ruhepause einlegen zu können und etwas
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