Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
über die Brustwehr gelehnt hatte.
Die Dächsin rief spöttisch: »Vergiss nicht, mal wieder reinzuschauen, Ratte. Es wird mir ein Vergnügen sein. Wir haben noch eine Rechnung offen, die ich nur zu gern begleichen würde. Nur du und ich, Gierschlund! Auf Wiedersehen.«
Bevor die Ratte antworten konnte, war Konstanze aus ihrem Blickfeld verschwunden.
11
Später am selben Abend war Bruder Alf gerade an seinem Mauerabschnitt auf Patrouillengang, als er sah, wie sich im Farn am Rande des Waldes etwas bewegte. Konstanze und Matthias wurden eilig herbeigerufen. Sie spähten über die Brustwehr und ließen sich von Bruder Alf zeigen, wo die Farnblätter geraschelt hatten.
»Da drüben, rechts von der Espe. Da, schaut! Da bewegt sich wieder etwas.«
Matthias konnte in der Dunkelheit besser sehen als seine beiden Freunde, und so war er der Erste, der die hilflose Gestalt erkannte, die sich da auf das Gras rollte.
»Es ist Ambrosius Stachel. Er ist verletzt. Schnell, wir müssen zu ihm hinunter!«
»Halt!«, warnte Konstanze. »Es könnte eine Falle sein.«
Matthias wollte nicht herumstehen, während da unten ein Verletzter in Sichtweite lag, aber er durfte die Warnung seiner Freundin nicht in den Wind schlagen. Es konnte ja sein, dass ein paar von Clunys Ratten im Hinterhalt lagen und nur darauf warteten, dass sich jemand in den schattigen Waldrand von Mossflower wagte. Dennoch wurde Matthias langsam ungeduldig.
»Wir können doch den armen Ambrosius nicht da unten liegen lassen, Konstanze. Er wird uns sterben. Wir müssen einfach etwas tun!«
Die Dächsin setzte sich und nahm die Schnauze in ihre Pfoten. »Richtig, wir müssen uns etwas überlegen. Hat irgendjemand eine Idee?«
Die zwei Mäuse gesellten sich zu ihr. Kaum hatte sich Matthias hingesetzt, als er auch schon wieder aufsprang.
»Ich habs! Bleibt hier. Ich bin im Handumdrehen wieder da.«
Bruder Alf betrachtete die kleine Gestalt, wie sie davonpatschte. Er seufzte kopfschüttelnd. »Was, schätzt du, heckt Matthias wohl nun wieder aus?«
Die Dächsin lächelte voller Zuneigung. Ihr Zutrauen in Matthias’ natürliche Begabung als Anführer und Taktiker wurde immer größer. »Keine Sorge, Bruder Alf. Du kannst deine Kutte wetten, dass es eines von Matthias’ Glanzstücken sein wird. Der Junge hat mehr als nur einen Haufen Bucheckern in seinem Kopf.«
Bruder Alf schaute auf die reglose Gestalt im Gras hinunter. »Vielleicht ist es schon zu spät. Ambrosius rührt sich nicht einmal mehr. Und schau, er hat sich auch nicht mehr eingerollt.«
Alles weitere Rätselraten wurde durch Matthias’ Erscheinen unterbrochen. Er hatte ein halbes Dutzend Maulwürfe bei sich.
Ihr Anführer schaute zu dem Igel hinunter. Mit seiner Klaue kratzte er ein paar hastige Berechnungen an die Mauer und wandte sich dann Matthias zu.
»Aber ja, hajo, wir tun den Igel da drunten holen können, Meister. Tut Ihr uns nur grad zum Tor nauslassen und tut wacker Wache halten, hajaj.«
Der Vormaulwurf – so war sein offizieller Titel – wandte sich seiner Mannschaft zu und besprach mit ihr die Tunnelweite in Verbindung mit rückwärtigem Stachelwiderstand, Vorwärtszug und all den anderen besonderen Einzelheiten, die für den geübten Tunnelmaulwurf Routine waren.
Matthias flüsterte Konstanze und Bruder Alf zu: »Der Vormaulwurf und sein Trupp sind bei Rettungsarbeiten unübertroffen. Sie haben schon so manchen Gräber aus einer eingestürzten Höhle befreit. Wir müssen nur an dem nach Südosten gelegenen Drehkreuztor Wache schieben, bis sie wieder in Sicherheit sind.«
»Alles klar. Worauf warten wir noch? Auf gehts!«, sagte die Dächsin.
Leise schlüpften sie durch die kleine grün gestrichene Eisentür, und Matthias strengte besorgt seine Augen an, um zu sehen, ob der Igel irgendein Lebenszeichen von sich gab. Er lag etwa hundertfünfzig Mäuseschritte entfernt.
Die Maulwürfe entrollten eine Seilschlinge. Der Vormaulwurf stand daneben, als zwei aus seiner Mannschaft mit dem Graben begannen.
Matthias schaute verwundert zu. Einen Augenblick waren sie noch über der Erde und im nächsten sah man nur noch Lehm und Mutterboden niederprasseln, während sie in der Erde verschwanden: Da hatte die Natur wahre Techniker hervorgebracht.
Im Nu waren sie mit feuchten Schnauzen von den Erdarbeiten wieder zurück. Sie gaben ihren Bodenbericht an den Vormaulwurf ab.
»Johoj, die Erde tut allerweil weich sein. Tut kein Stein nicht sein und keine Wurzel. Wir tun meinen, wir
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