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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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schlafen. Ich glaube, ich werde noch eine Weile hier bleiben.«
    Die Feldmaus löste ihr Stirnband. Es war das schönste, das sie hatte, hellgelb mit Kornblumen gesäumt, denen sie ihren Namen verdankte. Sie band es Matthias dicht oberhalb des Ellenbogens um seinen rechten Arm. Die Farben der jungen Maid für ihren Lieblingskrieger.
    Leise stahl sie sich davon. Matthias spürte, wie sein Herz in seiner Brust laut pochte. Er wandte sich Martins Bild zu.
    »Ich danke dir, Krieger. Du hast durch Kornblume zu mir gesprochen. Du hast mir das Zeichen gegeben, um das ich dich gebeten hatte.«

 
12
     
    In der St.-Ninian-Kirche saß Cluny in den Trümmern der einstigen Kanzel. Gierschlund, Schwarzkralle, Käseklau und Reißzahn räkelten sich zu seinen Füßen auf alten, zerrissenen Gebetskissen herum. Cluny hatte schon wieder eine seiner merkwürdigen Launen. Die gefangene Wühlmausfamilie interessierte ihn nur wenig, er befahl lediglich, dass sie bewacht werden sollte, bis er die Zeit fand, sich mit ihr zu befassen. Ein Großteil seiner Armee schlief auf der Kirchenempore oder in der Marienkapelle. Die Übrigen waren draußen auf ihren Wachposten.
    Vorsichtig beäugten seine Hauptmänner den Kriegsherrn. Clunys langer Schwanz peitschte hin und her, sein eines Auge starrte auf einen geschnitzten Adler, der das morsche Lesepult auf seinen ausgebreiteten Schwingen trug. Welche Gedanken mochten die dunkle, verschlagene Seele von Cluny der Geißel wohl beschäftigen? Schließlich blickte er auf und sprach.
    »Geht und holt den Schatten. Bringt ihn her zu mir.«
    Schwarzkralle und Reißzahn huschten davon, um den Befehl auszuführen. Die anderen warteten stumm, ihre Augen blitzten vor böser Vorfreude.
    Der Käpten hatte einen Plan. Wie immer würde auch dieser von gerissener Einfachheit und boshafter Brillanz sein. Wenn es um Strategie ging, gab es keinen besseren General als Cluny.
    Der Schatten war schon viele Jahre lang Clunys Begleiter. Keiner wusste, ob er nun eine Ratte oder ein Wiesel oder vielleicht ein bisschen von beidem war. Er war sehr geschmeidig und drahtig und sein langer sehniger Körper wurde von einem aalglatten schwarzen Fell bedeckt. Es gab nicht einmal die Spur einer anderen Farbe in seinem Pelz, er war schwärzer als die schwärzeste mondlose Nacht. Seine Augen waren merkwürdig geschlitzt, schwarz, ohne jeden Glanz darin. Die Augen des Schattens sahen aus wie die Augen eines Toten.
    Er stand vor Cluny, der sein eines Auge sehr anstrengen musste, um ihn in der Dunkelheit der Kirche überhaupt erkennen zu können.
    »Bist du das, Schatten?«
    Die Antwort war ein Flüstern und klang wie feuchte Seide auf glattem Schiefer: »Cluny, ich bin hier. Warum verlangst du nach dem Schatten?«
    Den Hauptmännern lief beim Klang der Stimme ein Schauer über den Rücken und Cluny beugte sich nach vorn. »Hast du heute die Mauern der Abtei gesehen?«
    »Ich war dort. Der Schatten sieht alles.«
    »Sei ehrlich, könntest du sie erklimmen?«
    »Kein Wesen, das ich kenne, könnte jene Mauern erklimmen.«
    »Mit Ausnahme von dir?«
    »Mit Ausnahme von mir.«
    Cluny machte eine einladende Bewegung mit seinem Schwanz. »So komm näher. Ich will dir sagen, was getan werden muss.«
    Schatten setzte sich auf die oberste Stufe der Kanzel. Cluny gab seine Anweisungen: »Du kletterst die Abteimauer hinauf. Oben patrouillieren viele Wachposten, also ist äußerste Vorsicht geboten. Wenn sie dich fangen, nützt du mir nichts mehr. Es wäre für einen allein sinnlos, zu versuchen, das Torhaus anzugreifen und dort hineinzugelangen, es ist zu gut bewacht. Also schlag dir das Tor aus dem Kopf.«
    Der Schatten ließ in keiner Weise erkennen, ob Cluny vielleicht durch Zufall seine Gedanken erraten hatte. Reglos saß er da, während Cluny fortfuhr: »Wenn du die Mauer hochgeklettert bist, gehst du zum Hauptportal der Abtei. Sollte es über Nacht verschlossen sein, so wirst du all deine Geschicklichkeit aufwenden, um es geräuschlos zu öffnen. Es ist äußerst wichtig, dass du hineingelangst. Der erste Raum, den du dann betrittst, ist der Hauptraum. Die Mäuse nennen ihn den Großen Saal. Geh hinein und dreh dich um, und an der linken Wand vor dir befindet sich ein langer Teppich, auf dem Bilder und Figuren zu sehen sind. Jetzt hör mal genau zu. In der rechten unteren Ecke des Wandteppichs befindet sich das Bild von einem Mäuserich, der eine Rüstung trägt und sich auf ein großes Schwert stützt. Das will ich haben! Ob du es

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