Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
er sich das Teppichstück schnappen und schnell wie der Blitz nach Redwall zurückkehren.
Matthias duckte sich noch tiefer in den Farn, und bald sah man von ihm nur noch eine leise Wellenbewegung im üppigen Sommergrün von Mossflower, die auf die Kirche zulief.
16
Im Lager von Cluny der Geißel rüstete sich die Rattenarmee zum Gefecht. Waffen wurden an den Grabsteinen im Kirchhof geschärft. Unter den kritischen Augen von Gierschlund nagte eine Schar von Soldaten aus dem wackeligen Zaun des Friedhofstores an der Rückseite der Kirche ein Holzbrett heraus. Andere sammelten Steine als Munition für Wurfschlingen und wieder andere wickelten sich Seile um ihren Körper.
In der Kirche saß Cluny oben auf der Empore und gab ein Bild barbarischer Herrschaft ab. Er hielt den peitschenähnlichen Schwanz in einer Klaue, während er mit der anderen seine Kriegsstandarte gepackt hatte, an der neben dem Frettchenschädel nun auch noch der viereckige Fetzen Wandteppich mit Martin dem Krieger baumelte. Sein Blick war stolzerfüllt, als sein Waffenmeister ihn für den Kriegszug ausstattete.
Zu Clunys Füßen saß Familie Wühlmaus. Sie waren gefesselt. Er peitschte mit dem Schwanz nach ihnen und grinste höhnisch. »Ha, schaut mich an, ihr feigen kleinen Viecher! Habt ihr jemals einen großartigeren Anführer einer Kriegsmeute gesehen als Cluny die Geißel? Schon bald wird jede Kreatur, in der noch Leben steckt, auf Knien vor mir kriechen.«
Herr Abraham Wühlmaus starrte seinen Entführer trotzig an. »Du ekelhafte, fette Kanalratte, ich werde dir -«
»Ruhe!«, brüllte Cluny. »Hüte deine Zunge, Wühlmaus, oder ich werde dich und deine Familie hier und jetzt fertig machen, noch bevor ich ausziehe, um eure kostbare Abtei zu erobern. Siehst du mein neues Schlachtenbanner? Das ist Martin der Krieger. Ja, genau derselbe, der angeblich den tatterigen alten Abt und seinen hirnlosen Mäusemob beschützen soll. Jetzt gehört Martin mir, es ist auch viel angemessener, dass er an der Spitze einer richtigen Kriegsarmee in die Schlacht zieht. Er wird uns den Sieg bringen!«
Wahnsinn spiegelte sich in Clunys Auge, als er weiterprahlte und fantasierte. »Tod und Verdammnis sollen die Belohnung für all jene sein, die es wagen, sich Cluny in den Weg zu stellen. Die Einzigen, die ich verschone, werden jene sein, die ich auswähle, um mir zu dienen.«
Frau Wühlmaus setzte sich mühsam auf, wurde aber von Drecknase und Reißzahn wieder zurückgestoßen. Zitternd vor Wut, schrie sie Cluny an: »Du wirst Redwall niemals dazu bringen, sich deinem boshaften Willen zu beugen. Das Gute wird siegen. Du wirst schon sehen, Cluny. Wir sind vielleicht gefesselt, aber unsere Seelen sind frei.«
Krach!
Clunys langer Schwanz schlug Familie Wühlmaus zu Boden. Herr Abraham Wühlmaus versuchte, sich aufzurappeln und schützend über seine Frau und seinen Sohn zu werfen, während der Schwanz ein zweites Mal ausholte.
»Welch rührende kleine Ansprache, Wühlmäuse, aber ihr tut mir Unrecht. Ich will den Geist von Redwall nicht fangen. Ich will ihn töten! Sorgt dafür, dass diese winselnden Kreaturen aus meinem Blickfeld verschwinden. Sperrt sie in die Hütte auf dem Hinterhof. Da können sie sich dann ausmalen, was für ein Schicksal sie erwartet, wenn ich zurückkehre.«
Colin Wühlmaus kreischte vor Entsetzen. Seine Mutter und sein Vater wehrten sich mutig, als sie davongeschleift wurden.
Gierschlund kam hereinmarschiert und salutierte vor Cluny.
»Die Horde ist zum Abmarsch bereit, Käpten.«
Der Waffenmeister setzte den Kriegshelm fest auf Clunys Kopf. Der klappte das Visier herunter und trat die Ratte, die den Giftstachel auf seine Schwanzspitze geschoben hatte, beiseite.
Mit weit ausholenden Schritten ging Cluny in den Kirchhof und kletterte auf die Trümmer des Torpfostens. Sein grimmiges Auge schweifte über seine mächtige Armee: schwarze Ratten, braune Ratten, graue Ratten, scheckige Ratten, lauernde Wiesel, verschlagene Hermeline und geschmeidige Frettchen, alle drängten sich um ihn und ihre Waffen glitzerten im Regen. Als Cluny sie anrief, brüllten sie ihre Parolen zurück:
»Wohin zieht Clunys Armee?«
»Redwall. Redwall.«
»Wie lautet Clunys Befehl?«
»Töten, töten, töten.«
»Wer führt euch zum Sieg?«
»Cluny, Cluny, Cluny die Geißel!«
Der Kriegsherr sprang mitten in seine Armee hinein und wedelte mit seinem Banner hoch über dem Kopf. Mit einem gewaltigen Gebrüll marschierte die Horde von Cluny
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