Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Angelegenheit nicht um ein voll ausgereiftes Erwachsenenproblem.«
Matthias quietschte vor Schreck laut auf. Er wirbelte herum und suchte nach der Quelle der rätselhaften Stimme. Da war niemand. Matthias hatte sich wieder in der Gewalt, er stellte sich breitschultrig hin und rief kühn: »Komm sofort heraus und zeige dich!«
Die Stimme antwortete. Sie schien geradewegs von vorne zu kommen. »Mich zeigen, na, Ihr macht mir Spaß! Wie viele Augenpaare braucht Ihr denn noch, junger Knabe? Was, was? Komische Sache, bei meiner Seel! Also nein!«
Matthias verengte seine Augen zu Schlitzen und blickte angestrengt nach vorn … Immer noch nichts.
»Ich warne dich, komm sofort raus und zeig dich!«, rief er gereizt. »Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen.«
Wie durch einen Zauber tauchte direkt neben Matthias ein schlaksiger Hase auf. Er sah merkwürdig aus, wie ein lebender Flickenteppich; sein Fell war aschfarben mit grauen Klecksen und hellbraun geflecktem Weiß auf der Bauchseite. Er war sehr groß, hatte gewaltige, stämmige Hinterläufe und ein komisches, verbeultes Gesicht, das von zwei riesigen Ohren gekrönt wurde, die hin und her wippten, wie sie wollten. Auf eine vornehme, altmodische Art und Weise streckte er ein Bein nach vorn und verbeugte sich würdevoll. Seine Stimme hatte einen etwas affektierten Unterton.
»Basilius Hirsch Hase zu Euren Diensten, mein Herr! Pfadfinderspezialist, Hinterlaufkämpfer, Wildnisführer und Tarnungsexperte, ähem, Befreier zarter, junger Getreidepflänzchen, Möhren und Salatköpfe und anderer merkwürdiger Gewächse. Bitte lasst mich wissen, wessen Bekanntschaft zu machen ich hier das Vergnügen habe, und legt mir doch einmal dar, welcher Natur Euer kleines Problem ist.«
Für Matthias war klar, dass der eigenartige Hase entweder etwas verrückt oder betrunken war, dass sein altmodisches Gehabe aber ganz bestimmt wohlwollend gemeint war. Daher ging der junge Mäuserich entsprechend auf ihn ein, legte eine Pfote an seine Hüfte und verneigte sich tief.
»Einen schönen guten Tag, Herr Basilius Hirsch Hase. Mein Name ist Matthias. Ich bin Novize im Orden der Mäuse von Redwall. Mein derzeitiges Problem besteht darin, dass ich dieses Land bis zur Kirche dort drüben überqueren muss, ohne von den Ratten entdeckt zu werden, die Wache stehen.«
Basilius Hirsch Hase klopfte mit einem seiner riesigen Füße leicht auf den Boden. »Matthias«, lachte er. »Ein wahrlich seltsamer Name!«
Der junge Mäuserich lachte zurück und erwiderte: »Nicht halb so eigenartig wie Euer eigener Name. Wer hat denn jemals von einem Hasen gehört, der Basilius Hirsch heißt?«
Der Hase verschwand einen Augenblick. Dann erschien er wieder an Matthias’ Seite. »Na ja, Hase ist der Familienname, müsst Ihr wissen. Meine Eltern gaben mir den Namen Basilius, obgleich mein altes Mütterlein mich eigentlich Kolombine Agnes nennen wollte. Hatte sich immer eine junge Maid gewünscht, die Gute.«
»Warum aber dann Hirsch?«, erkundigte sich Matthias.
»Noble Wesen, die Hirsche«, seufzte der Hase. »Habe ich noch nicht erwähnt, dass ich schon immer einer sein wollte? Ein prachtvoller, kapitaler Hirsch mit einem Geweih so groß wie ein Garderobenständer. Also ging ich eines Nachts hinunter zum guten Väterchen Fluss und ließ mich Hirsch taufen! Hatte zwei Kröten und einen Molch als Paten, müsst Ihr wissen. Oh ja.«
Matthias konnte seine Erheiterung kaum verbergen. Er setzte sich und kicherte. Basilius stimmte mit ein. Er setzte sich neben Matthias.
»Ich glaube, Ihr gefallt mir, mein Junge«, rief er. »Nun denn, wir sollten dafür sorgen, dass Ihr zu dieser Kirche hinübergelangt. Nichts einfacher als das. Aber das hat noch Zeit, Jüngling. Erzählt mir doch erst einmal, was Euch hierher führt. Für interessante Geschichten bin ich immer zu haben, müsst Ihr wissen. Ach übrigens, ich hoffe, Ihr mögt Fenchel und Haferkekse. Aber natürlich tut Ihr das! Ihr werdet mit mir zu Mittag essen – aber sicher werdet Ihr das – so ein junger Bursche wie Ihr.«
Blitzschnell hatte Basilius eine Provianttasche aus dem Unterholz gezerrt und breitete eine Mahlzeit auf dem Gras zwischen sich und Matthias aus. In der folgenden halben Stunde erzählte Matthias seine Geschichte, während er sich immer wieder den Mund mit dem leckeren Mittagessen des Hasen voll stopfte. Basilius hörte aufmerksam zu und unterbrach nur, wenn ihm etwas unklar war.
Matthias beendete seine Erzählung und lehnte sich
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