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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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der Geißel die Straße hinauf nach Redwall.

 
17
     
    Zottelohr hatte sich hoffnungslos verlaufen! Jetzt, wo er von Cluny getrennt war, konnte er nicht mehr klar denken. Erst war er auf der Straße in die falsche Richtung gerannt, dann vor lauter Panik einfach immer weitergerast. Das plötzliche Zwitschern eines Vogels ließ ihn, blind vor Angst, in den Wald von Mossflower laufen, immer weiter und tiefer in diese fremde, unbekannte Gegend hinein. Erst im fahlen Licht der Morgendämmerung hielt er an und ließ sich in ein Gebüsch fallen. Er war erschöpft, patschnass und niedergeschlagen und so rollte er sich zu einer elenden, regendurchnässten Kugel zusammen und schlief ein.
    Irgendwann im Laufe des Vormittags wurde Zottelohr durch das Geräusch von Schritten geweckt. Als Matthias vorbeistapfte, gratulierte er sich schon im Stillen. Was für eine Beute, ein kleiner Mäuserich! Er würde ihn gefangen nehmen und bei lebendigem Leibe zu Cluny schaffen. So konnte er an Ansehen gewinnen. Cluny könnte sogar vergessen, dass er bei der Abtei in Panik ausgebrochen und desertiert war.
     
    Matthias wagte einen flüchtigen Blick über seine Schulter. Da war eine Ratte, die unbeholfen versuchte, sich heranzupirschen, ein fettes, tollpatschiges Nagetier, aber nichtsdestotrotz ein Feind. Der junge Mäuserich schritt voran; mit klarem, kühlem Verstand und völlig ohne Angst überdachte er die Lage; er war sich sicher, dass er sie meistern würde.
    Während die Zweige unter Zottelohrs Füßen knackten und er ungeschickt von Baum zu Baum stolperte, beobachtete der Rattenmann den Mäuserich und schwelgte in Fantasien.
    »›Ganze sechs warns, Käpten, versuchten, mich zu umzingeln, aber ich hab wie der Teufel gekämpft! Dann sach ich mir so, Zottelohr, sach ich, diesen Letzten schnapp dir man lieber und bring ihn dem Käpten zum Verhör.‹ Dann wird Cluny zu mir sagen: ›Zottelohr, guter alter Zottelohr, ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Was meinst du denn, warum ich dich sonst mitgenommen hätte? Räudefell, bring Essen und Wein für meinen alten Kumpel, Zottelohr den Mutigen.‹ Ach ja und dann werd ich dem Käpten auf die Schulter klopfen und sagen: ›Beim Schnurrhaar des Teufels, du alter Nager! Hast du niemals daran gedacht, dich aufs Altenteil zurückzuziehn und mir die Führung der Horde zu überlassen? Na ja, mit nem prächtigen Krieger wie mir als Befehls …‹«
    Zack!
    Ein langer, biegsamer Lärchenast schnellte plötzlich nach vorne. Er sauste auf Zottelohrs Kopf herab und streckte ihn nieder wie eine Streitaxt.
    Matthias kam aus seinem Versteck und rieb sich die Pfoten – es war anstrengend gewesen, den Ast so lange zurückzubiegen. Er wickelte Schattens Kletterseil ab und band Zottelohr mit den Pfoten an eine kräftige Eiche. Der junge Mäuserich konnte es sich nicht leisten zu warten, bis die Ratte wieder zu sich kam, er hatte immer noch einen ganz schön weiten Weg vor sich. Und so eilte er voran und ließ den ohnmächtigen Feind, am Baum gefesselt, zurück.
     
    Es hörte auf zu regnen. Binnen weniger Minuten strahlte die heiße Junisonne auf Mossflower hernieder, als wolle sie sich für ihre Abwesenheit entschuldigen. Dampfende Dunstwolken stiegen vom Waldboden auf und vermischten sich mit den goldenen Lichtstrahlen, die durch die Bäume herabfielen. Die Vögel begannen zu singen. Jede Blume und jeder Grashalm waren wie mit Glitzerjuwelen geschmückt, alle trugen eine Halskette aus funkelnden Regentropfen.
    Die plötzliche Wärme durchflutete Matthias und spornte ihn an. Er summte leise vor sich hin und schritt derart entschlossen voran, dass er fast den Schutz der Bäume verlassen hätte und mitten auf die offene Wiese marschiert wäre. Er konnte gerade noch rechtzeitig anhalten. Direkt vor ihm lag ein weites, bewachsenes Gelände, das weder Weide noch Wiese war. Es handelte sich um Gemeindeland, das einst in den Zuständigkeitsbereich von St. Ninian gehört hatte.
    Matthias kauerte am Waldrand. Er konnte die Rückseite der Kirche sehen. In einiger Entfernung sah er zehn oder zwölf Ratten auf Patrouille. Bevor er sich mit denen befasste, war erst einmal das Gemeindeland zu überqueren. Vereinzelte Distelbüsche und flache Bodenerhebungen würden seine einzige Deckung sein. Der junge Mäuserich sprach laut aus, was er dachte: »Hmm, da könnten wir ein kleines Problem haben.«
    Eine merkwürdige Stimme antwortete: »Problem, ein kleines Problem? Na, zumindest handelt es sich bei dieser

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