Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Wühlmaus und reichte ihr seine Pfote.
»Erlaubt mir, Gnädigste. Doch, tatsächlich: ja. Nichts ist besser als eine Tasse frischer Pfefferminztee nach etwas Bewegung im Freien, was?«
Mit dem unteren Ende seines Astes schlug Matthias einer Ratte mitten ins Gesicht. Der Hase war wohl verrückt. Pfefferminztee!
»Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich den ganzen Nachmittag in Eurem Bau sitzen und Tee trinken werde«, brüllte er.
Basilius hatte eine Ratte im Schwitzkasten. Er schleuderte sie herum und stieß zwei weitere zu Boden. Er zwinkerte Matthias zu.
»Das möchte ich auch gewiss nicht hoffen, alter Knabe. Seht Ihr, es wäre mir wirklich furchtbar peinlich, denn ich habe schließlich nur vier Tassen in meinem Teeservice, und wenn mich nicht alles täuscht, dann ist der kleine Herr, der in Richtung Wald rannte wie eine gejagte Ente, wohl der Ehemann dieser reizenden Wühlmausdame, also würde ich auch ihn einladen müssen, nicht wahr?«
Matthias brachte eine Ratte zu Fall. Langsam begriff er, wie er Basilius zu nehmen hatte.
»Aber natürlich, Herr Hase. Was müsst Ihr nur von mir halten. Ihr denkt wohl, ich sitze hier auf dem Gemeindeland herum und bringe den Ratten bei, wie man Blumenkränze bindet.«
Basilius wich einer Ratte aus und lachte zustimmend. »Kein Grund, anmaßend zu werden, junger Kamerad. Ich denke, dass ich die Wühlmäuse erst einmal beherberge und sie später zur Abtei bringe. Ihr müsst ganz offensichtlich postwendend nach Redwall zurück. Eine Wühlmausfamilie würde Euch nur ungebührlich aufhalten.«
Matthias grinste reumütig. »Ihr müsst schon entschuldigen, mein Herr. Ich nehme die von Euch angebotene Hilfe dankend an, ich wollte nicht unhöflich sein.«
Sie hatten nun den Rand des Gemeindelandes erreicht. Die Ratten waren etwas zurückgefallen.
Basilius und Matthias schüttelten einander die Pfoten. »Gut gemacht, Mäuserich. Also, lauft nur zu, Jungchen. Wir sehen uns wieder, wenn ich meine Schützlinge in der Abtei abliefere.«
Allein und ungehindert schlug Matthias den Weg in den Wald ein. Während er sich auf müden Beinen hartnäckig vorantrieb, wurde ihm klar, dass er sich Redwall von der nach Mossflower gelegenen Seite nähern musste, da das Haupttor wahrscheinlich unter Beschuss stand. Würden die Verteidiger durchhalten? Würde Konstanze die Gegenwehr auch ohne ihn organisieren können? Hatten die Wachposten Alarm geschlagen? War Kornblume in Sicherheit?
Fragen über Fragen schossen Matthias durch den Kopf, während er sich durch das Unterholz vorankämpfte. Als er seinen Standort bestimmen wollte, begann er, sich Sorgen zu machen. Eigentlich sollte die Abteimauer jetzt bereits in Sicht sein. Vielleicht hatte er die große Weite des Waldlandes unterschätzt. Ja, das war es wohl. Vielleicht war die Mauer schon bald zu sehen, wenn er nur weiterlief.
Irgendwo vor ihm konnte Matthias das Plätschern und Gurgeln eines Baches hören. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass es schon eine Ewigkeit her war, dass er gegessen und getrunken hatte. Er wechselte die Richtung und folgte dem Geräusch des Wassers, bis er an das Ufer des Baches kam.
Matthias legte sich lang auf ein flaches Felsstück aus rotem Sandstein und stillte seinen Durst an dem kühlen, süßen Bachwasser. Etwas weiter bachabwärts fand er am Ufer junge Löwenzahnpflanzen. Er pflückte sich ein paar zarte Blätter und Blüten und kehrte dann zurück zu dem von der Sonne erwärmten Sandstein, wo er sich lang ausstreckte, am Löwenzahn knabberte und durch die Baumkronen hinaufschaute zum wolkenlosen blauen Junihimmel. Was war das nur für ein spannungsgeladener Tag gewesen!
Nach all der Aufregung war Matthias ganz froh, eine kurze Verschnaufpause einlegen zu können. Dennoch sagte er sich, dass er es sich nicht leisten konnte, lange dort zu bleiben. Er musste nach Redwall weitereilen. Er stieß einen tiefen Seufzer aus; das Leben eines Kriegers war sehr anstrengend.
Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen und dachte an Martin den Krieger. War er wohl jemals müde gewesen? Bestimmt, wo er doch die Abtei mit seinem schweren, großen Schwert verteidigt und dann noch die ganze Rüstung getragen hatte. Was mochte nur mit dem Schwert geschehen sein? Es musste doch irgendwo sein. Waffen, um die sich Legenden rankten, rosteten doch nicht einfach oder zerfielen zu Staub, sonst wären sie gar nicht erst zu Legenden geworden.
Ein Libellenmann schwebte direkt über dem jungen Mäuserich und berührte sanft
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