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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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hinuntersausen. Konstanze war viel kräftiger und treffsicherer als jede Ratte. Die Angreifer saßen im Schutz des Grabens und entblößten wütend ihre Fänge – von allen Redwall-Verteidigern hassten und fürchteten sie am meisten die große Dächsin.
     
    Während er auf dem Ast der Ulme an der Nordmauer der Abtei hockte, beobachtete Cluny, wie die Schatten immer länger wurden. Im Westen hatte der Sonnenuntergang den Himmel purpurrot gefärbt. Schon bald würde er das Brett zur Brustwehr hinüberschieben. Dann würde er mit denen da drin abrechnen! So ein schäbiger Mäuseorden würde der Macht von Cluny der Geißel wohl kaum standhalten können.
     
    Methusalem der Pförtner stand im großen Saal von Redwall vor dem beschädigten Wandteppich. Er war zu alt, um sich ins Schlachtgetümmel zu stürzen, und so glaubte er, seinem Orden den größten Nutzen zu bringen, wenn er seinen Verstand gebrauchte.
    Es musste doch einen Fingerzeig, irgendeinen Hinweis darauf geben, wo sich die letzte Ruhestätte von Martin dem Krieger befand oder wie er für seine Abtei in den Besitz des uralten Schwertes gelangen konnte. Aber wo?
    Im Laufe der Jahre hatte Methusalem immer mal wieder ganz Redwall nach Martin und seinem Schwert abgesucht. Nun hatte er seine Nachforschungen erneut aufgenommen, allerdings bisher ohne Erfolg. Noch entzogen sich ihm entscheidende Hinweise und Antworten. Er brauchte dringend die Hilfe eines jüngeren, unverbrauchteren Verstandes. Wie schade, dass Matthias nirgends aufzufinden war. Das war doch endlich mal ein junger Mäuserich, der einen Kopf auf den Schultern hatte. Das hohe Alter und die vielen Jahre geistiger Anstrengung hatten den Mäusegreis arg mitgenommen. Müde schwankte er, und als er sich mit einer Pfote abstützen wollte, berührte er die Wand genau dort, wo das Bildnis von Martin dem Krieger gehangen hatte.
    Methusalem entschlüpfte ein Seufzer der Zufriedenheit und ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Suche war nicht vergeblich gewesen. Unter seiner Pfote spürte er, dass in die staubbedeckte Wand ein Schriftzug eingeritzt war.



 
21
     
    Ganz langsam wurde Matthias wach. Er blinzelte, gähnte und reckte sich genüsslich. Die Sonne ging gerade unter und tauchte den kleinen Bach in ein Licht aus gemächlich dahinfließendem, geschmolzenem Rot und Gold mit tiefen Schatten dazwischen. Der junge Mäuserich lag still da und genoss die Ruhe und den Frieden eines Sommerabends im Wald.
    Plötzlich traf ihn die Wirklichkeit wie ein Blitzschlag. Er sprang auf die Füße und hatte sofort die Schönheit um sich herum vergessen. Da hatte er nun gelegen, geschnarcht und geschlafen wie ein fauler, kleiner Dummkopf, während seine Freunde in der Abtei von Redwall unter Beschuss standen!
    Matthias war wütend auf sich selbst und lief eiligen Schrittes zwischen den sich rasch verfinsternden Bäumen dahin. Keine Worte waren heftig genug, um seine Selbstverachtung auszudrücken. Unter Selbstvorwürfen stolperte er eine ganze Weile durch den Wald, bis er sich endlich beruhigte und feststellen musste, dass er sich tatsächlich verlaufen hatte. Kein Baum, kein Pfad, nichts sah vertraut aus.
    Er hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, Redwall jemals wiederzusehen.
    Die Nacht senkte sich um den kleinen Mäuserich, der da allein im tiefen Wald von Mossflower umherwanderte. Merkwürdige Fantasiegestalten huschten im Dunkel umher; schaurige Schreie durchdrangen die Stille; Bäume und Büsche streckten ihre Äste aus, um zuzupacken und zu kratzen, als wären sie lebendig und hätten Klauen.
    Zitternd suchte Matthias Zuflucht in einem alten Buchenstamm, der einst von einem Blitzschlag gespalten worden war. Ganz allmählich wurde er sich seiner Lage bewusst: Er, der große Krieger, hatte Angst vor der Dunkelheit wie ein Kirchenmausbaby.
    Von irgendwo hoch oben drang ein Kratzgeräusch zu ihm hinunter. Er nahm all seinen Mut zusammen und überwand seine Furcht. Er zog Schattens Dolch hervor, trat ins Freie und rief laut mit, wie er hoffte, barscher Stimme: »Wer kratzt und scharrt da oben herum? Kommt heraus und zeigt, ob Ihr Freund oder Feind seid. Aber wenn Ihr eine Ratte seid, dann nehmt Ihr am besten die Beine in die Hand, sonst werdet Ihr es mit mir, Matthias, dem Krieger von Redwall, zu tun bekommen.«
    Nach diesem Ruf spürte Matthias, wie sein Selbstvertrauen zurückkehrte. Angespannt und wachsam stand er da.
    Aber er erhielt keine Antwort außer dem spöttischen Echo seiner eigenen Stimme,

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