Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Kopfkissen hervorschaute. Selbst wenn sie es sehen würden, so würden sie ihm doch keine Bedeutung beimessen.
Aber Sela die Füchsin schon!
Cluny hatte Zeit, er würde warten.
Gierschlund und Reißzahn kehrten eine Stunde später mit ihrem Zwangsgast zurück. Cluny reckte sich ausgiebig und gähnte laut.
»Aaaah, ohne euren Lärm hier im Zimmer habe ich hervorragend geschlafen. Wie kommt ihr mit dem Baumfällen voran?«
Gierschlund stützte sich auf seinen Speer. »Dürfte nicht mehr lange dauern, Käpten. Ich hab einigen Soldaten aufgetragen, ein ordentliches Feuer zu schürn, sodass der Baum gebrannt und gehärtet werden kann.«
Cluny ließ seinen verletzten Schwanz spielen. »Gut, sorgt dafür, dass alle großen Äste dicht am Stamm abgenagt werden. Dann ist er leichter zu tragen. Und nun zu dir, Füchsin, du könntest mal meine Verbände wechseln und mir etwas Anständiges zum Einschlafen geben. Das Zeug von gestern hat nicht gewirkt. Stundenlang habe ich mich hin- und hergewälzt, bevor ich endlich zur Ruhe kam.«
Sela machte eine schwungvolle Verbeugung. »Jetzt, wo mein Sohn mir die neuen Mittel besorgt hat, kann ich Euch etwas verabreichen, was Euch schlummern lässt, Herr. Ich garantiere Euch, Ihr werdet schlafen wie ein Murmeltier, wenn Ihr den Vergleich verzeihen wollt, Herr.«
»Hauptsache, es wirkt«, sagte Cluny und grinste innerlich.
An jenem Abend erlaubte Cluny Gierschlund und Reißzahn, sich ausgiebig am Gerstenwein zu bedienen, von dem man ein Fass im Keller der Kirche gefunden hatte. Er gab auch Sela die Erlaubnis zu trinken. Cluny beobachtete, wie die Füchsin so tat, als würde sie ebenso viel Gerstenwein trinken wie die Rattenhauptmänner. Auch Cluny gab vor, sein Schlafmittel zu nehmen. Cluny und Sela schauspielerten weiter, aber nicht einem von ihnen kam dabei auch nur ein Tropfen Flüssigkeit über die Lippen.
Es war spät in der Nacht. Cluny stimmte in das Geschnarche seiner betrunkenen Offiziere ein. Das Zimmer war angenehm warm. Eine einsame Kerze flackerte in ihrem Halter. Cluny spürte, wie sich das Kissen ganz leicht bewegte. Sela hatte den Köder geschluckt!
Cluny schnarchte einmal laut auf und schmatzte zufrieden. Eines Tages musste er unbedingt Schachspielen lernen. Wetten, dass niemand ihn schlagen würde?
Und wetten, dass der Plan bis zum Morgen wieder unter dem Kissen stecken und dass Sela irgendwo eine genaue Abschrift davon versteckt haben würde? Jetzt konnte er sich ein paar Stunden Schlaf gönnen.
Zweifellos war sein Plan, das Haupttor mit einem Rammbock anzugreifen, für die Mäuse von großem Interesse. Sie würden sich auf das Haupttor konzentrieren und die meisten Verteidiger in unmittelbarer Nähe aufstellen. Cluny hätte laut loslachen mögen.
Während sie das Tor sicherten, würde er einen Tunnel unter der südwestlichen Ecke der Abteimauer hindurchgraben.
29
Die tiefe, warme, eherne Stimme der Josefsglocke schallte über die ruhig daliegenden Wiesen und ihr Echo verhallte langsam im tiefen Blätterwerk des Waldes von Mossflower. Es war elf Uhr nachts und Vollmond.
Die Wohnhöhle erstrahlte in hellem Kerzenschein. Die meisten Waldbewohner und Mäuse von Redwall waren bereits zu Bett gegangen. Wer lieber noch aufbleiben wollte, war von Matthias und Methusalem zur Feier des Tages zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen worden. Alle Anwesenden wünschten ihnen viel Glück bei ihrer Suche. Abt Mortimer ergriff das Wort.
»Meine Freunde, Mäuse von Redwall, verehrte Gäste, wir haben uns heute Nacht hier versammelt, nicht nur um unsere Hochachtung zu bezeugen, sondern auch, um Matthias und Bruder Methusalem unsere allerherzlichsten guten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Mögen sie bei ihrem Unternehmen heute Nacht das Glück auf ihrer Seite haben und erfolgreich sein und möge unserer Abtei schon bald die große Ehre widerfahren, dass das Schwert, welches einst Martin dem Krieger gehörte, wieder in unseren Besitz übergeht.«
Der Abt setzte sich unter lautem »Hört, hört!« Pfoten wurden geschüttelt und Schultern geklopft. Matthias war sich der großen Ehre bewusst, spürte aber gleichzeitig eine große Ungeduld in sich. Das Stundenglas musste sich bis zu dem erwarteten, entscheidenden Zeitpunkt noch zweimal leeren. Verstohlen schaute er zu seinem Gefährten. Methusalem konnte seine Augen kaum noch offen halten. Die harte Arbeit, aber auch die nervöse Anspannung der letzten Zeit hatten bei dem alten Pförtner ihre Spuren
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