Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
lange er es wünscht.«
Von allen Seiten erscholl Beifall. Gingivere stand auf und verneigte sich. »Ich danke Euch, Bella, und euch auch, meine Freunde. Aber leider kann ich das Angebot nicht annehmen«, sagte er traurig. »Zarina ist äußerst gefährlich und mit meiner Anwesenheit hier würde ich euch alle nur unnötig in Gefahr bringen. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ihr wegen mir leiden müsstet. Ich werde heute hier übernachten, aber morgen werde ich Mossflower bei Tagesanbruch in östlicher Richtung durchqueren und weit fortgehen von Kotir und allem, wofür es steht. Ich könnte nicht hier bleiben und mit der Gewissheit leben, dass ihr durch mich noch mehr Unannehmlichkeiten habt. Wenn Zarina wüsste, dass ich hier bei euch bin, würde sie schier verrückt werden und sich grausam an uns allen rächen. Niemand weiß, was für Boshaftigkeiten sich ihre dunkle Seele noch einfallen lassen kann. Ich werde irgendwo jenseits der Grenzen von Mossflower noch einmal ganz von vorne anfangen. Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Hilfe und Güte. Wo ich mich auch immer aufhalten mag, ich werde die Erinnerung an meine Freunde aus dem Wald mein Leben lang tief in meinem Herzen bewahren. Sollte einmal der Zeitpunkt kommen, an dem ich mich für eure gute Behandlung erkenntlich zeigen kann, dann werde ich es mit der größten Freude und Selbstverständlichkeit tun, das kann ich euch versichern. Ich würde euch in jeder nur möglichen Weise helfen, denn ich stehe tief in der Schuld der Bewohner von Mossflower und meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen.«
Der Wildkater nahm Platz und im Saal herrschte Schweigen, dem dann lauter Beifall für seine großmütigen Worte folgte.
Ben Stichler schüttelte ihm kräftig die Pfote.
»Herr Gingivere, es wird Ferdy und Coggs die kleinen Herzen brechen, wenn sie erfahren, dass Ihr fortgegangen seid. Aber eines Tages, wenn sie alt genug sind, um es zu verstehen, werd ich es ihnen erklären. Ich danke Euch, dass Ihr Euch um meine kleinen Igelkinder gekümmert habt, Herr.«
Bella klopfte laut auf den Tisch.
»Wie ihr alle wisst«, fuhr sie fort, »haben unsere Freunde aus Loamhedge und die Mannschaft des Maulwurfs Kopf und Kragen riskiert, um Kotir zu erkunden. Alt Dinny, ich glaube, es gibt da etwas, das du uns berichten möchtest, nicht wahr?«
Der greise Maulwurf wandte sich zu Bella um, tippte an seine Schnauze und breitete dann eine Schriftrolle aus Borkentuch auf dem Tisch aus.
»Hajaj, soso, hiera duat yi Kotier seha. Boim Nei- un Nausgeha duat ma immr d’ falscha Weg g’wählt haba. Duat ama härseha, hiera issa a Kart von däm, wos untr däm Vrlies z’ finda issa. Untr Kotier duat’s a großa Höhl mit am See un am Tunnl geba, dr zu am hohla Baumstamm im Wald führa duat.«
Unter den Anwesenden hörte man verwundertes Gemurmel. Alt Dinny pochte mit einer Grabklaue auf die Tischplatte.
»Dr Vormaulwurf un i duat uns wos ausg’dacht haba. Ar duat eu dvo b’richta, mi duat’s nich liega, Reda z’ halta.«
Der Vormaulwurf warf seine Pfoten hoch und erklärte in einem Ton, der keine Widerrede duldete: »Ma werda s’ nausfluta. Zrina duat in koim Haus bleiba, wo des Wassr ihr bis zom Hals steha duat.«
Ein wilder Tumult brach los. Columbine eilte an die Seite des Vormaulwurfs und wedelte mit der Schriftrolle durch die Luft.
»Bitte hört euch an, was ich zu sagen habe«, übertönte ihre Stimme den Lärm.
Äbtissin Germania blickte stolz auf ihren Schützling, als Columbine zu sprechen begann.
»Ich war dabei, als der Vormaulwurf und Alt Dinny den Plan entwarfen. Lasst es mich erklären. Zunächst einmal beruht er darauf, dass Kotir in einer Senke liegt. Der Wald von Mossflower befindet sich auf viel höherem Gebiet. Die Maulwürfe haben den Verlauf des Geländes genau untersucht.«
Columbine breitete die Schriftrolle auf dem Tisch aus und zeigte auf zwei Stellen des Tisches, so, als habe sie eine viel größere Karte vor sich.
»Hier und dort durchzieht der Moss den Wald Richtung Nordosten, dann macht er eine scharfe Biegung nach Westen. Irgendwann vor langer Zeit muss sich dort, wo heute Kotir steht, einmal ein großer See befunden haben, der dann aber austrocknete, als der Fluss seine Richtung änderte. Und den Überrest dieses Sees haben wir in der Höhle unter Kotir gefunden.«
Lady Ambra verstand nicht, worauf sie hinauswollte. »Aber was nützt uns das denn, Columbine?«
»Lassen wir es uns ruhig von der jungen Dame erklären«, flüsterte
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