Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
höflich vor der Maus aus Loamhedge. »Äherrähem! Es gibt da aber noch eine Kleinigkeit, für die allerdings die eine oder andere zusätzliche Nuss bezahlt werden müsste …«
Billum stieß Gonff an. »I hatt ma scho so ebbes dacht, harr, harr.«
Tschipp nahm gar keine Notiz von dem Maulwurf. »Örhörr, ja, und zwar geht es um den Adler, Argulor. Ähem, wie Ihr wisst, ist er in die Gegend von Kotir zurückgekehrt. Damit wird meinen Spionagediensten ein weiterer, ähem, Gefahrenfaktor hinzugefügt.«
Columbine nickte zustimmend. »Da muss ich Euch wirklich Recht geben, Herr Tschipp. Das sehe ich ein. Ich mache Euch einen Vorschlag: Solltet Ihr von großen Vögeln angegriffen oder in irgendeiner Form verletzt werden, so werden wir Euer Honorar verdoppeln. Wie sieht es aus, kommen wir ins Geschäft, mein Herr?«
Tschipp war angesichts dieses großzügigen Angebotes fast sprachlos. Er hielt Columbine eine Klaue hin. »Äh, ähem, einverstanden, Fräulein Columbine. Das Geschäft ist besiegelt!«
Pfote und Kralle wurden geschüttelt. Lady Ambra unterbrach sie, um dem Rotkehlchen genaue Anweisungen für seine Spionagetätigkeit zu geben. Währenddessen schleuderte Gonff die beiden Beutel mit absoluter Treffsicherheit hinauf in die Ulme, wo sie in Tschipps Behausung landeten. Schließlich verabschiedeten sich alle voneinander und die Freunde machten sich auf den Rückweg. Als sie ein paar Schritte weit ins Unterholz vorgedrungen waren, hielt Lady Ambra eine Pfote hoch.
»Still! Horcht mal!«
Sie mussten sich unglaublich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, als sie hörten, womit Tschipp beschäftigt war. Der Rotkehlchenmann schlang gerade sein Honorar in sich hinein, er hustete vor Aufregung und stopfte immer mehr kandierte Nüsse in seinen Schnabel, der bereits bis an den Rand gefüllt war.
»Ähemkrackshmmpfmmmörhörrgnurps!«
Martin liefen Lachtränen über die Wangen, während er sich den Bauch hielt und versuchte möglichst keinen Laut von sich zu geben. »Hahaha, oje, hört euch das an. Das ist aber auch ein Vielfraß? Columbine, was um alles in der Welt hat Euch denn dazu bewegt, ihm einfach eine Verdoppelung seines Honorars anzubieten?«
Columbine stand gegen einen Baum gelehnt und krümmte sich vor Lachen. »Tja, ich, oh, hihihi, ich hätte ihm auch anbieten können sein Honorar zu verzehnfachen, wenn es mir in den Sinn gekommen wäre, hahaha. Stellt Euch doch nur einmal ein Rotkehlchen vor, das von einem Steinadler angegriffen wird und dann noch zurückkommen kann, um sein Honorar einzufordern, hahahihi. Es wäre nicht einmal mehr genug von ihm übrig, um Argulors Schnabel zu bekleckern. Für den Adler wäre Tschipp doch noch nicht einmal ein Appetithäppchen, hahahaha!«
Zarina stand an einem vergitterten Fenster, von dem aus sie einen ungehinderten Blick auf Argulors Rastplatz hatte.
»Hier bin ich, du große gefiederte Blindschleiche!«, rief sie zu ihm hinüber.
Argulor nahm den Köder an; der wilde Kampfinstinkt seiner Vorfahren hätte auch gar keine andere Reaktion zugelassen. Mit einem markerschütternden Schrei warf sich der Adler von seinem Ast in die Lüfte und kam dann im Steilflug wie ein großes geflügeltes Geschoss auf den unverschämten Quälgeist herabgestoßen.
Zarina tanzte triumphierend und lachte laut auf, als sie sah, wie der halb blinde Adler gegen das vergitterte Fenster prallte. »Haha, du trottelige alte Federmatratze. Verschlafener Bauerntölpel!«
Unbeholfen zappelnd bemühte sich Argulor, auf dem schmalen Fenstersims sein Gleichgewicht zu finden, um seine Flügel in eine vernünftige Flugposition zu manövrieren, damit er sich wenigstens einen letzten Rest Würde bewahrte. Der große Adler rutschte vom Fenstersims und landete am Boden. Nur mit einem linkischen, schiefen und hüpfenden Anlauf konnte er wieder in die Luft gelangen.
Zarina schnurrte laut und bohrte ihre Krallen in eine Decke, zog sie wieder ein und ließ sie erneut herausschnellen. Sie schwelgte in der Vorstellung, wie sie hilflose Waldbewohner in ihren nadelspitzen Krallen gefangen hielt und deren Fell durchlöcherte. Plötzlich wirbelte sie herum und warf die Decke hoch in die Luft. Wütend sprang sie darauf und zerriss sie mit unbändiger Kraft. Fetzen flogen durch den Raum, als sie an der Decke zerrte und sie aufschlitzte. Federn und Fasern schwebten in der Luft und wurden von den Sonnenstrahlen erhellt, die durch die Gitterstäbe drangen. Auf ihrem Weg zum Boden vollführten sie
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