Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
weiterzogen, grub Klein Dinny immer wieder essbare Pflanzen und Wurzeln aus, um ihre Vorräte wieder aufzufüllen.
Martin sah vor sich eine Biegung, an der das Ufer steil abfiel. »Kommt mit, Kumpels. Hier scheint der Strom schmaler zu sein. Vielleicht kommen wir ja hier irgendwo hinüber.«
Er hatte Recht; dicht hinter der Biegung erblickten sie etwas, das sie von ganzem Herzen erfreute.
Es war ein Seil, das über das Wasser führte und zu beiden Seiten des Stromes an einem langen Pfahl befestigt war, der tief in der Erde steckte. Am gegenüberliegenden Ufer lag der Stamm einer weißen Weide im flachen Wasser. Gonff zupfte an den straff gespannten Fasern des Seils.
»Es ist eine Fähre, Kumpels«, erklärte er ihnen. »Seht ihr den Stamm da am anderen Ufer? Schade, dass er sich nicht auf dieser Seite befindet. Aber was soll’s, auch wenn wir dabei nass werden, werden wir doch auf jeden Fall an diesem Seil die Überquerung wagen.«
Hinter dem Stamm am anderen Ufer lagen zwei starre Augenpaare auf der Lauer und beobachteten sie.
Martin hielt sich zur Sicherheit am Seil fest und watete ins Wasser.
»Nun kommt schon, es geht eigentlich ganz gut«, rief er. »Bleibt auf dieser Seite des Seils, dann kann euch die Strömung nicht davontreiben.«
Dinny und Gonff folgten seinem Beispiel. Das Vorankommen war nicht allzu beschwerlich. Sie setzten eine Pfote vor die andere und hangelten sich so langsam durch den Strom. Auf halbem Wege wurde das Wasser tiefer. Sie hatten jetzt keinen Grund mehr unter den Pfoten, aber mit Hilfe des Seils kamen sie immer noch gut voran.
Da erscholl vom anderen Ufer ein Ruf: »Halt! Bleibt, wo ihr seid, Fremdlinge!«
Ein Schlangen- und ein Eidechsenmann tauchten hinter dem Weidenstamm auf.
»Sieht aus, als hätten wir Ärger am Hals, was, Din?«, flüsterte Gonff.
Martin nahm keine Notiz von der Warnung und hangelte sich weiter vorwärts.
Dinny rief einen freundlichen Gruß zu ihnen hinüber. »A schöna guta Tag. Ma duat nur dn Strom übrquera, Yi brauchat koi Angst z’ haba.«
Der Schlangenmann richtete sich auf und ließ seine dünne Zunge hervorschnellen. »Hsss. Niemand kommt hier rüber, ohne uns dafür zu bezahlen. Ich bin Todeswürger und das hier ist Peitschenschwanz. Wir sind die Wächter der Furt. Bezahlt uns oder ihr werdet es mit eurem Leben bezahlen.«
Gonff hatte Martin eingeholt. »Die beiden Gestalten gefallen mir nicht. Kannst du sehen, ob der Schlangenkerl die Zeichnung einer Natter trägt?«
In Martin regte sich der Krieger. Mit seiner einen Pfote packte er das Seil noch fester, dann band er den Schwertgriff ab, den er noch immer um seinen Hals trug.
»Sieht ein bisschen mager und auch zu klein aus, um eine richtige Natter zu sein, Gonff«, versicherte er seinem Freund. »Und der andere ist wohl nur so eine Art Wassermolch. Überlass das ruhig mir. Wir werden es gleich genau wissen.«
Für die Wächter der Furt war es jetzt ganz offensichtlich, dass die drei ihren Weg durch den Strom fortsetzten.
»Was könnt ihr uns geben?«, fragte der Eidechsenmann mit rauer, angriffslustiger Stimme. »Na macht schon, bewegt euch! Kommt ans Ufer und leert eure Rucksäcke aus. Keine Müdigkeit vorschützen!«
Martin entgegnete mit grimmiger Miene: »Jetzt hört mir mal zu, ihr zwei. Ihr macht uns keine Angst. Wir sind auf der Durchreise und wir haben nichts Wertvolles dabei, aber wir werden unsere Habseligkeiten verteidigen, wenn es sein muss, also bleibt uns lieber vom Leib.«
Der Schlangenmann senkte seinen Kopf, bis er flach auf dem Seil lag, und starrte sie böse an. »Hsss, ihr Dummköpfe, ein Biss und ihr seid tot. Wenn ihr nichts von Wert dabeihabt, dann geht zurück und besorgt euch etwas, womit ihr euren Fährenzoll bezahlen könnt.«
Martin zog kräftig an dem straff gespannten Seil und ließ es mit einem Schnappen seiner Finger los. Die Schnur schnellte vibrierend hoch und hämmerte dem Schlangenmann mehrmals kräftig gegen den Unterkiefer, bevor dieser am Ufer lang hinschlug.
»Na, wie gefällt dir das, Wurm, es ist nur ein kleiner Vorgeschmack«, lachte Gonff. »Richte dich vernünftig auf und du wirst Bekanntschaft mit meinem Dolch machen, wenn ich erst einmal am Ufer bin. Komm weiter, Din.«
Der Maulwurf winkte mit einer schweren Grabpfote. »Di werd i erst ama vrknota un dann werd i däm Oidechsrich Maniere beibringa.«
Die drei Freunde hüpften ans Ufer, tropfnass, aber zu allem entschlossen. Martin ging voran, er schwenkte seinen Schwertgriff; Gonff
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