Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
zusammengebunden da und starrten auf die Stelle, wo Splitternase kurz zuvor noch zu sehen gewesen war.
»Da sind tiefe Schlammlöcher am Grund des Flusses«, erklärte Gonff. »Darauf müssen wir Acht geben, wenn wir ihn durchqueren.«
Dinny wand sich hin und her. »Ma sollta übrläga, wie ma uns wiedr b’freia könna.«
Martin zerrte am Seil, bis er Gonffs Gesicht sehen konnte. »Und, hast du eine Idee?«
Der Mäusedieb lächelte in der Dunkelheit. »Bleibt ganz still sitzen, ich glaube, ich komme an meinen Dolch heran. Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, Kumpel, dass ich der König der Befreiungskünstler bin?«
Martin spürte, wie die Klinge an ihren Fesseln sägte. »Ja, ich glaube, ich kann mich daran erinnern, dass du irgendetwas in der Art erzählt hast, als wir noch im Verlies ein Kotir saßen, Kumpel.«
Gonffs scharfe Klinge sorgte dafür, dass das Seil schon bald herunterfiel. Er stellte sich aufrecht hin.
»Damals hatte ich auch schon Recht, wie du dich vielleicht erinnern wirst«, betonte Gonff.
Dinny reckte sich. »Hajaj, Yi würdat abr b’stimmt nie d’mit ageba, odr?«
Sie sahen sich erst einmal an, wie viel Schaden angerichtet worden war. Martin warf einen zertrampelten Käse beiseite.
»Herrje, sie haben unseren Proviant vernichtet«, sagte er empört. »Das meiste Essen ist zusammen mit ihnen ins Wasser gerollt. Seht nur, sogar der Fisch ist ins Feuer gefallen.« Er hielt den verkohlten Überrest hoch.
Gonff schob Eckzahns Kadaver ins tiefere Wasser, sodass er von der kräftigen Strömung erfasst wurde. »Es hätte schlimmer kommen können, Kumpel. Wenigstens sind wir am Leben.«
Dinny blies in die glühende Asche und legte trockenes Schilf und Holz nach. »Hojoj, so duat’s seia, Martn. Ma werda scho klarkomma, Yi werdat’s seha.«
25
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Fortunata folgte einer Fährte, die in eine Sackgasse führte. Irgendjemand hatte die meisten Spuren gekonnt verwischt, aber die Fähe wusste, dass Waldbewohner da gewesen waren. Sie waren zwar geschickt vorgegangen, aber sie hatten nicht alles verbergen können; es ließ sich immer noch eine Witterung aufnehmen und der eine oder andere abgebrochene Zweig war auch zu sehen. Auf der Suche nach weiteren Hinweisen kratzte sie im Unterholz herum.
»Habt Ihr etwas verloren?«
Die Fähe schreckte auf, als sie die Stimme hörte. Sie wirbelte herum und versuchte den Sprecher zu entdecken. Aber um sie herum war nur der stille Wald zu sehen. Ganz plötzlich stand ein Fuchs neben ihr.
»Ich habe gefragt, ob Ihr etwas verloren habt«, wiederholte er.
Fortunata sah sich den Unbekannten genau an. Es war ein alter Fuchs, dessen Fell graue und staubbraune Flecken aufwies; er war sehr schlank und ging leicht vornübergebeugt. Seine Augen jagten ihr einen Schauer über den Rücken: unheimliche, flache Augen, die sich ständig veränderten.
Die Fähe war noch nie einem so bösartig aussehenden Exemplar ihrer Gattung begegnet.
»Nein, ich habe nichts verloren«, sagte sie, wobei sie sich die größte Mühe gab unbekümmert zu klingen. »Ich bin hier eigentlich nur auf der Durchreise.«
»Ich auch. Vielleicht könnten wir uns ja zusammentun«, schlug der alte Fuchs vor.
»Ja, vielleicht. Ich heiße Reisigschwanz und bin eine Wanderheilerin, wie werdet Ihr denn genannt?«, fragte Fortunata.
»Ich bin Flickenfell. Ich komme von weit her aus dem Osten«, antwortete er.
Fortunata nickte. Flickenfell – so sah sein Fell auch aus. »Tja, ich komme von, äh, Südwesten. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass wir uns noch nie begegnet sind. Ich habe einen Bärenhunger, Flickenfell. Euch sind sicherlich auch die Spuren hier aufgefallen. Vielleicht haben die Waldbewohner ja ein Lager in der Nähe. Gewöhnlich geben sie mir als Dank für meine Dienste als Heilerin etwas zu essen.«
Flickenfell strich sich über seinen mageren Bauch. »Ja, ich habe auch Hunger. Wenn man nur Gras isst und Tau trinkt, kommt man nicht sehr weit. Sagt einmal, Reisigschwanz, könnte ich Euch nicht vielleicht als Euer Gehilfe begleiten? Ich bin vor einiger Zeit an einem Ort vorbeigekommen, der genau das zu sein schien, was wir suchen.«
Fortunata spitzte die Ohren. »Wirklich? Wo denn?«
Der merkwürdige Fuchs wedelte mit einer Pfote herum. »Ach, es geht hier entlang und dort entlang, wie Wege so sind. Ich bin einfach weitergegangen, weil diese Waldbewohner mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund sowieso immer fortjagen. Pah, man könnte meinen, ich hätte es auf ihre
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