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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Prozessor automatisch durch Walzen von einem Bad zum andern befördert, wobei jedes Blatt Fotopapier vom Eingang bis zum Ausgang sieben Minuten brauchte.
    Als ich Kontaktabzüge machte, stellte sich umgehend heraus, daß sich hinter dem Orange tatsächlich Blau verbarg, aber keine blauen Bilder. Einfach Blau.
    Es gab so viele Variablen bei der Herstellung von Farbabzügen, daß die Suche nach einem Bild auf einem leeren Negativ einem Gang durch den Wald mit verbundenen Augen glich, und obwohl ich jedes Negativ gesondert abzog und alle mir bekannten Methoden durchprobierte, war ich nur teilweise erfolgreich.
    Ich hatte zu guter Letzt sechsunddreißig säuberliche blaue Rechtecke im Format zehn mal zwölf, jeweils vier auf einem Blatt, und sechsunddreißig weitere mit vereinzelten grünlichen Flecken.
    Als ich sie unter fließendem Wasser wässerte, dachte ich bei mir, daß eigentlich nur feststand, daß George bestimmt nicht für nichts und wieder nichts zweiundsiebzig blaue Rechtecke aufgenommen hätte.
    Ich trocknete einige der Abzüge und inspizierte sie genauestens, und es kam mir so vor, als zeigten einige schwache dunklere Markierungen. Man sah nichts Genaues, aber man sah etwas.
    Als mir viel zu spät dämmerte, was George gemacht hatte, war ich zu müde, um noch einmal von vorne zu beginnen. Ich reinigte den Prozessor und alles andere und ging ins Bett.
     
    Jeremy Folk rief früh am nächsten Morgen an und fragte, ob ich bei meiner Großmutter gewesen sei.
    »Lassen Sie mir Zeit«, sagte ich, und er meinte, daß ich genug Zeit gehabt hätte, und ob ich mich an mein Versprechen erinnerte.
    »Na ja … ich werde hingehen«, sagte ich. »Am Samstag, nach Ascot.«
    »Was haben Sie denn die ganze Zeit gemacht?« fragte er vorwurfsvoll. »Sie hätten diese Woche jeden Tag hingehen können. Vergessen Sie nicht, daß sie jederzeit sterben kann.«
    »Ich habe gearbeitet«, sagte ich. »Und Abzüge gemacht.«
    »Aus der Schachtel?« sagte er argwöhnisch.
    »Mmhm.«
    »Lassen Sie das bleiben«, sagte er, und dann: »Was ist dabei rausgekommen?«
    »Blaue Abzüge. Blaue Bilder.«
    »Was?«
    »Blau in Blau. Reines tiefes Blau. Siebenundvierzig B.«
    » Was haben Sie gesagt? Sind Sie nüchtern?«
    »Ich bin wach und gähne«, sagte ich. »Hören Sie zu. George Millace hat einen tiefblauen Filter vor sein Objektiv geschraubt und es auf ein Schwarzweißbild gerichtet, und dieses Schwarzweißbild hat er durch den blauen Filter auf einen Farbfilm aufgenommen. Siebenundvierzig B ist der stärkste Blaufilter, den man bekommen kann, und ich wette, daß er den benutzt hat.«
    »Sie reden chinesisch.«
    »Ich rede Millace. Verzwicktes Millace. Eng verwandt mit Kauderwelsch.«
    »Sie sind wirklich betrunken.«
    »Unsinn, sowie ich heraushabe, wie man das Blau auseinanderklamüsern kann, werde ich es tun, und die nächste fesselnde Millace-Folge wird in unsere Hände fallen.«
    »Ich meine im Ernst, daß Sie das Zeug verbrennen sollten.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Sie sehen es als Spiel an. Es ist kein Spiel.«
    »Nein.«
    »Seien Sie um Himmels willen vorsichtig.«
    Ich versprach es. So was ist leicht gesagt.
     
    Ich fuhr nach Somerset zu den Rennen in Wincanton und ritt zweimal für Harold und dreimal für andere Leute. Es war ein trockener Tag, und ein scharfer Wind wehte, der einem die Tränen in die Augen trieb. Tränen, die einem keineswegs vergingen, wenn man sich das Niveau des Rennens vor Augen führte. Alle guten Pferde hatten kurzfristig abgesagt und waren stattdessen nach Newbury oder Ascot gezogen, so daß die blind drauflosstolpernde Mehrheit auch einmal eine Chance hatte. Ich fummelte und trat mich fünfmal sicher über die Runden, und beim Nachwuchs-Jagdrennen lief ich einsam und allein als Erster durchs Ziel, nachdem fast das ganze Feld beim ersten offenen Graben übereinandergestürzt war.
    Der kleine dünne Trainer meines Pferdes empfing mich bei meiner Rückkehr mit einem gewaltigen Grinsen, tränenerfüllten Augen und einer blauen, tropfenden Nase.
    »Heiliger Bimbam, Junge, gut gemacht. Heiliger Bimbam, ist das kalt. Rein mit Ihnen zum Wiegen. Stehen Sie nicht rum. Heiliger Bimbam, das war vielleicht was, wie die alle übereinander gefallen sind.«
    »Sie haben Ihren bestens geschult«, sagte ich und zog den Sattel herunter. »Er ist fantastisch gesprungen.« Es zerriß ihm schier den Mund vor lauter Begeisterung.
    »Heiliger Bimbam, Junge, der könnte glatt in Aintree antreten, so wie der heute

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