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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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ich nicht. Das … kann ich nicht. «
    »Das ist doch wohl nicht weiter schwierig«, sagte ich milde. »Sie müssen doch wissen, wo Sie es herbekommen. Sie bekommen es in ziemlich großen Mengen, zum Verkauf, zur Weitergabe. Sie haben immer viel auf Lager, habe ich gehört. Demnach müssen Sie einen ständigen Lieferanten haben … oder? Den will ich haben.«
    Die Quelle, dachte ich. Eine Quelle, die etliche Dealer versorgte. Das Drogengeschäft glich einer monströsen Kreatur mit vielen Fangarmen. Wenn man einen Fangarm abschnitt, wuchs an seiner Stelle ein neuer. Der Krieg gegen die Drogen war nicht zu gewinnen … aber er mußte geführt werden, wenn auch nur um der dummen Mädchen willen, die sich ihren Weg in die ewige Verdammnis schnupften. Für die Hübschen. Für Dana. Für Caroline … meine verlorene Schmetterlingsmutter, die mich vor der Sucht bewahrt hatte.
    »Sie wissen nicht …« Lance Kinship schien die Luft wegzubleiben. »Es ist unmöglich. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es wäre … mein Tod.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es wird ein Geheimnis zwischen uns beiden bleiben. Niemand wird je erfahren, daß Sie es mir erzählt haben … es sei denn, Sie selbst plaudern es aus, wie den Relgan in den Spielclubs.«
    »Ich kann nicht«, sagte er verzweifelt.
    »Wenn Sie es nicht tun«, sagte ich im Plauderton, »werde ich erstens den Polizisten, die den Mordanschlag in meinem Haus untersuchen, erzählen, daß meine Nachbarin Sie eindeutig als angeblichen Steuerbeamten identifiziert hat. Das allein reicht natürlich nicht aus, Sie unter Anklage zu stellen, wird aber sicher dazu führen, daß Ermittlungen über Sie angestellt werden … wegen Zugangs zu Chemikalien und dergleichen.«
    Ihm wurde übel.
    »Zweitens werde ich dafür sorgen, daß es sich überall herumspricht, daß man trotz Ihrer kleinen Mitbringsel gut daran tut, Sie nicht mehr zu Partys einzuladen, weil man jederzeit mit einer Razzia rechnen muß. Illegaler Drogenbesitz ist immer noch ein Vergehen, glaube ich.«
    »Sie … Sie …«
    Ich nickte. Er fand kein Wort, das schlimm genug war.
    »Ich weiß, wo Sie verkehren … in welchen Häusern. Jeder redet darüber. Man hat es mir erzählt. Ein Wort ins Ohr der Drogenfahndung … und Sie werden zum unerwünschtesten Gast in ganz England.«
    »Ich … ich …«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Der Zutritt zu diesen Häusern macht das Leben für Sie erst lebenswert. Ich will nicht, daß Sie nicht mehr dorthin gehen. Ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie Ihre Geschenke nicht mehr verteilen. Sagen Sie mir nur, wo das Heroin herkommt. Nicht das Kokain, nicht das Haschisch, nur das Heroin. Nur die tödliche Droge.«
    In seine verängstigten Augen stahl sich ein leicht gerissener Blick.
    »Und glauben Sie nur nicht, Sie kämen mit irgendeiner dummen Lüge davon«, sagte ich wachsam. »Sie sollen ruhig wissen, daß Ihre Information an die Drogenfahndung weitergehen wird. Keine Sorge … auf derartigen Umwegen, daß nie jemand die Information mit Ihnen in Verbindung bringen wird. Aber Ihr gegenwärtiger Lieferant wird mit ziemlicher Sicherheit aus dem Verkehr gezogen werden. Wenn das geschieht, lasse ich Sie in Ruhe.«
    Er zitterte, als würden ihm die Beine den Dienst versagen.
    »Wohlgemerkt«, sagte ich mit Bedacht, »wenn ein Lieferant aus dem Verkehr gezogen ist, müssen sie sich womöglich nach einem anderen umsehen. Und in einem Jahr könnte ich Sie nach dessen Namen fragen.«
    Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, er konnte es nicht fassen. »Heißt das … es wird immer so weitergehen … immer weiter …«
    »Genau das.«
    »Aber das können Sie nicht machen.«
    »Ich glaube, daß Sie George Millace umgebracht haben. Sie haben mit Sicherheit versucht, mich umzubringen. Sie hätten um ein Haar meinen Freund umgebracht. Warum sollte ich also keine Vergeltung wollen?«
    Er starrte mich an.
    »Ich verlange sehr wenig«, sagte ich. »Ein paar Worte auf Papier … dann und wann.«
    »Nicht in meiner Handschrift«, sagte er entsetzt.
    »Natürlich in Ihrer Handschrift«, sagte ich schließlich, »damit alles richtig geschrieben ist und so weiter. Aber keine Sorge, Ihnen wird nichts passieren. Ich verspreche Ihnen, daß nie jemand herausfinden wird, wo der Tip herkam. Niemand wird je erfahren, daß er von mir kam. Weder mein Name noch Ihrer wird je erwähnt werden.«
    »Sind Sie … sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    Ich zog einen kleinen Notizblock und einen Filzstift hervor. »Schreiben Sie jetzt«,

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