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Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition)

Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition)

Titel: Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Hakl
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deins.“
    „Sie schreibt:
Sitze mit Val im Hus und trinke den vierten Manhattan. Hol mich hier raus!
    Meine Antwort:
Kann nicht, hab zu tun
.
    Darf ich wenigstens bei dir schlafen?
, schreibt sie zurück.
    Sorry, heute nicht
, schreibe ich, weil ich echt bis früh durchrackern muss.
    Ich brauche einen Schlafplatz
, kontert sie.
    Ich schreibe:
Hab keine Zeit zum Diskutieren, versteh das bitte, ich muss arbeiten
.
    Ich brauche einen Schlafplatz
, kommt von ihr zurück.
Entweder bei dir oder bei Val im Hotel
.“
    „Was reizt dich nur immer an diesem Typ Frau?“
    „Neurotiker ziehen sich an. Ich frag sie also mal:
Wer ist Val?
Warten wir’s ab, gleich wissen wir mehr.“
    „Du bist da also gerade mittendrin?“
    „Ja, jetzt gerade. Bis die Antwort kommt, versuch dich zu erinnern, wer den hinteren Schützen auf der Vickers Wellington in
Himmelsreiter
gespielt hat.“
    „Der mit 41 ums Leben gekommen ist, als er über den Sims zu einer Frau ins Hotelzimmer geklettert ist. Der ist von Jugend an in großen Höhen rumgeklettert, das fand der toll. War der das?“
    „Genau. Und da haben wir’s:
Val ist ein witziger Typ von Amnesty International. Also such dir’s aus, zu dir oder zu ihm?

    „Du darfst nicht vergessen, die Natur kennt nur Erfolg und Misserfolg.“
    „Ich kann die nicht hierher mitnehmen, in meinen Saustall, ich würd’s nicht mal schaffen zu lüften. Also schreibe ich:
Geh mit Val ins Hotel
. Darauf antwortet sie:
Warum muss ich mich so erniedrigen? Nimm mich mit zu dir, ich muss dringend mit dir reden!
– der Klassiker, so ist das immer, verdammt. Ist das blöd, dass ich dir das hier so vorlese?“
    „Vielleicht braucht sie dich und weiß nicht, wie sie’s sagen soll.“
    „Was die vor allem braucht, ist, dass sie hierher kommt, mir alles Mögliche vorwirft, einschließlich meiner Klamotten, dann rumsitzt, zwei Stunden nichts sagt und ein ganz klein bisschen lächelt. Sie bedeutet Angst, Zerstörung, Probleme.“
    „Wie alt ist die denn?“
    „28. Sie hat ein Kind und einen Mann, der passt wahrscheinlich gerade auf das Kind auf. Wenn ich mich mit der einlasse, dann macht die innerhalb eines Jahres dasselbe mit mir.“
    „Du musst ja wohl nicht gleich mit ihr zusammenleben.“
    „Aber das will sie ja gerade, und dabei benimmt sie sich so. Ich würde als klassischer alter Trottel enden.“
    „Ich bin mir selbst nie lächerlich vorgekommen.“
    „Das weiß ich.“
    „Was weißt du?“
    „Dass du die Lächerlichkeit nicht bemerkst. Genau das kann dieser Typ – er beschreibt die Apokalypse bis ins kleinste Detail, und dabei macht er sich über alle entsetzlich lustig, am meisten über sich selber.“
    „Der Sellin?“
    „Mhm.“
    „Über sich selbst lacht nur ein Narr.“
    „Das ist irgendeine konfuzianische Weisheit aus dem
Geheimnis des chinesischen Nagels
, stimmt’s?“
    „Sag mir ein einziges Beispiel für Lächerlichkeit.“
    „Wenn bei jemandem auf der Visitenkarte steht: Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Dr. phil. Ricky Muck, Ph. D., Stellv. Direktor des IfNP der AdW.“
    „Ich hab mir nie was in der Art irgendwohin geschrieben.“
    „Ich sag ja nicht, dass du das gemacht hast.“
    „Warum redest du dann oft mit mir, als ob du mich nicht leiden kannst?“
    Pause.
    „Wie bitte?“
    „Dauernd vergleichst du mich mit irgendwem und wirfst mir vor, dass ich schlimmer bin als die anderen.“
    „Das ist doch Schwachsinn.“
    „Jawohl. Ein typisches Beispiel, wie du mit mir redest.“
    Pause.
    „Na ja“, spricht er weiter, „lassen wir das. Noch mal zu der Lächerlichkeit, wie würdest du lächerliches Benehmen definieren?“
    „Als Bemühen, um jeden Preis die Würde zu wahren.“
    „Und muss der Lächerliche was sagen, um lächerlich zu sein?“
    „Eben gerade nicht.“
    „Na, dann geh ich mir jetzt was kochen.“
    „Was gibt’s denn?“
    „Reis mit Erbsen, und dazu Möhren, ahoi.“
    19 ICH LIEGE AUF DEM TEPPICH UND LAUSCHE.
Don Schein:
Gehe ich hier richtig?
Kasper:
Mag sein … Vorläufig kann ich dir das nicht sagen
.
Don Schein:
Wie das?
Kasper:
Du müsstest gehen, damit ich weiß, wie du gehest. Da du jedoch stehest, kann ich dir lediglich sagen, dass du richtig stehest
.
Don Schein:
Ha, du Gnom, du brabantischer, mich deucht, du willst dich über mich lustig machen!
(aus einem Marionettenlustspiel)
    Die typische Eröffnung ist folgende: Er ruft an, ich nehme ab, schalte das Diktiergerät ein, er schweigt. Wo der Fehler liegt, wissen wir nicht. Wir haben nicht

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