Regenbogen-Welt (German Edition)
hingegen hellhäutig mit mittlerweile blondem Haar. Sie
waren wie Positiv und Negativ. Wie Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit. Eine
konnte ohne die Andere nicht existieren.
„Ich bin ja so gespannt, was uns hier erwartet”, flüsterte Barb.
„Ein Wunder, dass wir es so weit geschafft haben.”
„Wir hatten ja auch genug Hilfe”, trötete Dahsani dazwischen. Das
vorlaute Stachelschwein drängte sich an Uhura und Maiitsoh vorbei und setzte
sich vor Saha und Barb. Er musste mittlerweile zu ihr aufblicken, wenn er mit
ihr sprach. „Ich hoffe, es wird hier weniger anstrengend. Noch nie in meinem
Leben hatte ich so viel Stress. Ich bin nämlich sonst eher ein fauler Geselle”,
gestand er freimütig und schnoberte mit seiner langen Nase in der Erde herum.
„Was du nicht sagst.” Shash lachte amüsiert. „Das wäre uns
niemals aufgefallen.”
„Ja, mach dich nur über mich lustig.” Dahsani zog seine Schnauze
zu einer beleidigten Flunsch.
Hazee lachte schallend, als sie seinen gespielt empörten
Gesichtsausdruck sah. „Zankt euch nicht. Ich bin jedenfalls froh, dass ich hier
bin. Irgendwie riecht die Luft hier anders ... und ich habe das Gefühl, dass
wir hier Schöneres erleben als im Verlorenen Tal. Wenn ich an die Geschichte
des roten und weißen Volkes denke”, Hazee schüttelte sich, „dann kann es hier
nur besser werden.” Sie drehte sich suchend herum. „Wo ist eigentlich Iman?”
Ishtar zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Sie murmelte etwas,
das so ähnlich wie ‘ich-muss-etwas-erledigen’ klang, und verschwand. Vorher gab
sie mir noch den Rat, wir sollten als Erstes eine Frau namens Kupfergesicht
aufsuchen.” Er blickte Uhura herausfordernd an. „Weißt du, wer das ist?” Eine
neue Selbstsicherheit ging von ihm aus.
Saha riss ungläubig die Augen auf. Ihr Blick folgte gebannt
seiner Erscheinung. Ishtar ging mit federnden Schritten auf die Eule zu. Von
hinten betrachtet, wirkte er völlig menschlich. Doch als er sich wieder
herumdrehte, waren in seinem Gesicht immer noch animalische Züge. Wenngleich
sie immer schwächer wurden. Besonders die schräggestellten Libellenaugen
faszinierten Saha. Sie gaben seinem Gesicht etwas Geheimnisvolles. Das Lächeln
darin, dass er ihr schenkte, war so warm wie Sommerlicht. Es erreichte das
tiefste Innere ihrer Seele.
Ishtar wandte sich wieder an Uhura. „Weißt du, wer diese Frau
ist?”, wiederholte er sinngemäß seine Frage.
Sie sah ihn mit ihren großen Augen an. „Ja. Ich weiß es.”
Mehr konnten sie nicht aus Uhura herausquetschen. Die Eule
verfiel wieder in ihr bekanntes Schweigen. Maiitsoh riss erneut die Führung an
sich. So zurückhaltend der Große Wolf auch im Verlorenen Tal gewesen war, so
dominant war er in der Vierten Welt. Als wolle er Saha und Barb verdeutlichen,
dass sie ohne ihn hilflos waren. Was Saha ehrlichen Herzens anzweifelte. Du
hast wohl Schwierigkeiten mit starken Frauen, mein Lieber, dachte sie spöttisch
und fragte sich im selben Atemzug, woher sie diese Erkenntnis nahm.
„Iman hat mir von einem Dorf in der Nähe eines Berges erzählt”,
sagte Maiitsoh in Sahas Gedanken hinein. „Genau genommen hat sie gesagt, es sei
der Mondberg, in dem Deelgeed hausen soll ...”
„Wer ist Deelgeed?” Saha hatte den Namen noch nie zuvor gehört.
Shash kratzte sich mit der Tatze hinter dem Ohr. Umständlich, wie
es seine Art war. „Das soll ein Gehörntes Ungeheuer sein ... ein Feuerwesen
...”
„Hört sich aber alles sehr verwirrend an.” Hazee stemmte die
Hände in die Taille. „Und das macht mich zugegebenermaßen neugierig. Was ist
mit euch? Habt ihr nicht Lust, dem Geheimnis des Mondberges auf die Spur zu
kommen und dieser mysteriösen Kupfergesicht-Frau?”
Die Freunde nickten heftig.
Hazee registrierte es zufrieden. „Worauf warten wir dann noch?
Lasst uns endlich losgehen!”, schlug sie vor.
Shash klatschte mit den Tatzen, dass es nur so knallte. „Eine
blendende Idee. Die könnte glatt von mir sein”, verkündete er großspurig.
„Und wo sollen wir, bitte schön, hingehen, großer Meister?”,
fragte Dahsani herausfordernd.
„Na, immer der Nase lang”, brummte Shash gutmütig.
Saha fragte erst gar nicht, wo “immer der Nase lang” sein sollte.
Sie folgte Maiitsoh ohne große Diskussion und gab den Freunden ein Zeichen. Das
Licht der gelben Welt war so grell, dass sich ihre Augen erst einmal daran
gewöhnen mussten. Einen Moment lang kämpfte Saha gegen leichten Schwindel an.
Sie kniff die
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